Mutmaßliche Gruppenvergewaltigung in Herford: Auch die Anklage fordert Freisprüche

Herford/Bielefeld/Kreis Minden-Lübbecke. Mit dieser Entwicklung hatte zum Verhandlungsauftakt im Februar dieses Jahres wohl niemand gerechnet: Im Prozess um die angebliche Gruppenvergewaltigung am früheren Go Parc in Herford beantragen nicht nur die Verteidiger der acht Angeklagten Freisprüche für ihre Mandanten – sondern auch die Vertreter der Staatsanwaltschaft. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hatten die Rechtsbeistände und die Anklagevertretung am Montagmorgen, 22. September, ihre Plädoyers gehalten. Zu den konkreten Inhalten der Schlussvorträge und der Argumentation der jeweiligen Juristen ist nichts bekannt. Zuvor war die Beweisaufnahme beendet worden. Die Urteilsverkündung der XX. Strafkammer des Bielefelder Landgerichts ist für kommenden Freitag, 26. September, anberaumt. Dann wird der seit mehreren Monaten laufende Mammutprozess, der bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte, wohl sein Ende finden. Und die Chancen dürften dem Vernehmen nach gut stehen, dass Vorsitzende Richterin Verena Willeke den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung folgt. Mehr zum Thema: Hauptangeklagte in Herforder Prozess um Gruppenvergewaltigung am Go Parc auf freiem Fuß Was geschah auf dem Imbiss-Parkplatz? Ursprünglich waren noch bis Ende Oktober weitere Verhandlungstage angesetzt gewesen – nun geht es deutlich schneller. Schon zuletzt hatte die Kammer größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt. In der vergangenen Woche hatten Gutachter im Zeugenstand Platz genommen. Dabei war es wohl unter anderem um die Glaubwürdigkeit des angeblichen Opfers – eine zum Tatzeitpunkt 18-jährige Frau aus dem Münsterland – gegangen. Letztlich drehte sich bei dem Fall alles um die Frage: Was ist in der Nacht auf den 24. August 2024 in einem Wagen auf dem Parkplatz des Subway-Imbisses direkt neben der früheren Großdisco und im Vorfeld der angeblichen Vergewaltigung geschehen – und vor allem wie? Unstrittig ist: Die beiden Hauptangeklagten – wie berichtet zwei 19-Jährige Iraker aus Minden – hatten Sex mit dem mutmaßlichen Opfer aus Ahlen (Kreis Warendorf). Die junge Frau hatte laut Gutachten, die im Prozessverlauf vorgestellt wurden, einen Mix aus Drogen und Alkohol. Sie hatte zuvor im Go Parc, der mittlerweile pleite ist, gefeiert. Aber war der Geschlechtsverkehr einvernehmlich oder nicht? War die 18-Jährige in der Lage, ihren Willen zu äußern? All das war in den letzten Monaten vor der Jugendkammer genau beleuchtet worden. Neben den beiden Hauptbeschuldigten hatten noch sechs weitere junge Menschen im Alter zwischen 17 und 20 Jahren auf der Anklagebank gesessen – darunter eine Frau. Auch sie stammen allesamt aus dem benachbarten Mühlenkreis. Ihnen war Beihilfe zur Vergewaltigung vorgeworfen worden. Unter anderem sollen sie das Fahrzeug, in dem sich die vermeintliche Sextat ereignet hatte, vor fremden Blicken abgeschirmt haben. Teils sollen sie das Geschehen in dem Wagen gefilmt haben, hatte es in der Anklageschrift geheißen. Lesen Sie auch: Mutmaßliche Gruppenvergewaltigung in Herford: Termin für Prozess steht fest Mutmaßliche Vergewaltigung soll gefilmt worden sein Seit Prozessbeginn hatte sich keiner der insgesamt acht Beschuldigten zu den erhobenen Vorwürfen geäußert. Das Reden hatten andere übernommen. Unter anderem war die Chefermittlerin in dem Fall in den Zeugenstand getreten, hatte von den Vernehmungen der Angeklagten berichtet. Die Polizistin hatte bei einem Verhandlungstag im März zudem erwähnt, dass das mutmaßliche Opfer im Jahr vor den angeblichen Vorkommnissen auf dem Subway-Parkplatz vier Sexualdelikte – auch wegen Vergewaltigungen und Nötigungen - angezeigt habe. Zahlreiche weitere Zeugen hatten ausgesagt, Videos vom Abend der vorgeworfenen Vergewaltigung wurden gesichtet. Neben Aufnahmen aus der seinerzeit noch geöffneten Großdisco nebenan waren dann hinter verschlossenen Gerichtstüren auch Clips gezeigt worden, die das Geschehen in dem Fahrzeug auf dem Imbissparkplatz dokumentiert haben sollen. Die 18-Jährige aus dem Kreis Warendorf, die die Vergewaltigungsvorwürfe erhoben hatte, soll sich bei ihren Aussagen vor der Jugendkammer in Widersprüche verstrickt haben. Die junge Frau, die in dem Prozess als Nebenklägerin auftritt, hatte sich ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit geäußert. U-Haft war Ende Juni aufgehoben worden Bis Ende Juni dieses Jahres hatten die beiden Hauptangeklagten aus Minden in Untersuchungshaft gesessen. Nach knapp neun Monaten im Gefängnis waren die 19-Jährigen schließlich unter Auflagen entlassen worden, weil keine Flucht- und Verdunklungsgefahr mehr bestanden habe. Ihre Verteidiger hatten sich zuvor dafür eingesetzt, dass sie wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Die Hauptverhandlung vor der XX. Strafkammer des Landgerichts wird am kommenden Freitag um 10 Uhr fortgesetzt – und voraussichtlich auch zum Abschluss gebracht. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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