Dinos und Fossilien: Dobergmuseum Bünde feiert die Natur - und einen neuen Chef

Bünde. Seit ein paar Tagen steht das Dobergmuseum unter der Verantwortung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL). Der hat den promovierten Wissenschaftler Marco Schade als Leiter der Einrichtung eingesetzt. Und im Museum gab es jetzt am Wochenende auch gleich viel zu tun. Ein Vortrag des neuen Museumsleiters über Dinosaurier am Freitagabend und dann noch das Waldfest am Sonntag. Der LWL hat sich viel vorgenommen – das war deutlich zu merken. &bdquo;Die Dinosaurier sind ausgestorben!“ ist eine bekannte Behauptung. Doch diese Aussage ist falsch. &bdquo;Die heute noch lebenden Vögel sind direkte Nachkommen der Dinosaurier“, sagt Marco Schade am Freitagabend. Der Förderverein des Dobergmuseums Ostwestfalen-Lippe hatte zur Vorstellung des neuen Leiters der Museumseinrichtung in den Multifunktionsraum eingeladen. Der Raum war mit 50 Leuten bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein echter Greifswalder Fritz Hasenburger ist Mitglied im Paläontologischen Arbeitskreis und im Vorstand des Fördervereins Dobergmuseum. Genau wie sein Vorgänger Michael Strauß, der das Museum 25 Jahre leitete, stammt auch Marco Schade aus Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. 1988 wurde Schade dort geboren. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Von 2005 bis 2008 macht Schade eine Ausbildung zum Groß-und Außenhandelskaufmann in seiner Heimatstadt Greifswald. Ein Jahr später besuchte er die Fachoberschule für Wirtschaft, ebenfalls in Greifswald. Von 2010 bis 2012 arbeitete er als Kundenberater und Sicherheitskraft in Berlin und als Erntehelfer in Shepparton in Australien. In den Jahren 2012 bis 2014 holte Schade sein Abitur am Abendgymnasium in Greifswald nach. Es folgte ein Bachelor-Studium in Geologie in Greifswald und sein Masterstudium in &bdquo;Geobiology and Palebiology“ in München in den Jahren von 2014 bis 2019. Später (2019 bis 2020) wurde Marco Schade wissenschaftlicher Berater für das Dinosaurier-Freilichtmuseum im niedersächsischen Münchehagen. Seine Promotion legte Schade zwischen 2020 und 2023 an der Universität Greifswald ab. Neben dem gemeinsamen Geburtsort Greifswald stellt Marco Schade, wie er selbst sagt, eine weitere Gemeinsamkeit mit seinem Vorgänger heraus. &bdquo;Wir sind beide Hühnerzüchter“, sagte der neue Museumsleiter. Dann ging es nur noch um das Leben der Urzeitgiganten, die ihre Blütezeit vor etwa 200 bis 65 Millionen Jahren in der Jura- und in der Kreidezeit hatten. Marco Schade zog in seinem Referat immer wieder Vergleich zu noch heute lebenden Tieren, wie dem Elefant, dem Krokodil oder dem Pelikan. Die Computertomografie und die damit verbundene Forschung wird der neue Leiter des Dobergmuseums in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellen, so dass die bekannte Bünder Seekuh auf diese Art noch untersucht wird. Sein Vortrag dauert eine Stunde. Lesen Sie dazu auch: Neuer Betreiber für das Dobergmuseum in Bünde gefunden Der LWL schickte Wissenschaftler zum Waldfest nach Bünde Am Sonntag folgte gleich die nächste Veranstaltung mit dem Waldfest im Museum, zu dem vor allem Familien eingeladen waren. Von 11 bis 18 Uhr drehte sich alles um den Wald, über den es mehr zu wissen gibt, als die Arten der Bäume, die in ihm wachsen. Die Info-Stände auf dem Museumsfest waren überwiegend mit Wissenschaftlern des LWL besetzt, denen es gelang, Besucher mit ihren Erzählungen geradezu zu fesseln. Der promovierte Botaniker Bernd Tenbergen erklärte Kindern und ihren erwachsenen Begleitern – nicht selten Oma und Opa –, wie beispielsweise verschiedene Nusssorten wachsen, wie Kakaopflanzen aussehen, welche Pilze giftig sind und warum der Fliegenpilz in Osteuropa weniger giftig ist als hierzulande. &bdquo;Das kann bei Menschen, die von dort stammen und sich hier ein schönes Wochenende damit machen wollen, zu einer überraschenden Wirkung führen, die schnell zu einer Behandlung im Krankenhaus führen kann“, sagt Tenbergen mit einem Augenzwinkern. Fliegenpilze enthalten psychotrope Substanzen, die als Droge eingenommen werden und die Psyche und das Bewusstsein beeinflussen. Bernd Tenbergens wissenschaftlicher Kollege aus dem Fachbereich Geologie zeigt Fossilien von Blättern, die so im Grunde heute noch bestehen. Immer wieder taucht dabei auch der Ginkgo-Baum auf, dessen Blätter zur Zeit der Dinosaurier vor vielen Millionen Jahren schon genauso aussahen wie heute. &bdquo;Der Ginkgo ist ein lebendes Fossil“, sagt Christian Pott. &bdquo;Unsterblich“ würde es wohl auch treffen, denn wie Pott erklärt, überlebte der Ginkgo-Baum im Zweiten Weltkrieg sogar den Atombombenabwurf über Hiroshima, obwohl viele dieser Bäume Brandschäden hatten. Deshalb gilt der Ginkgo auch als &bdquo;Überlebensbaum“ und lebendes Mahnmal. Mit der Smartphone-App unbekannte Pflanzen und Insekten identifizieren Ein paar Meter weiter sitzen zwei weitere Wissenschaftler des LWL: Karolina Rupik und Patrick Urban, die Menschen dazu bringen wollen, Pflanzen und Insekten in der Natur mit Hilfe ihres Smartphones zu bestimmen. Das geht ganz einfach mit der kostenlosen App &bdquo;Obsidentify“. &bdquo;Besonders daran ist, dass die KI dahinter zwar schon einen Teil erkennt, aber wir als Wissenschaftler selbst immer auch einen Blick darauf haben“, sagt Urban. Rupik ergänzt: &bdquo;Auf die Weise helfen die Nutzer der App auch der Wissenschaft.“ Es sei schon vorgekommen, dass bereits ausgestorben geglaubte Käferarten von Laien fotografiert und von Wissenschaftlern über die App identifiziert wurden. Zum ersten Mal in Bünde war am Sonntag auch der Verein &bdquo;Primelgrün“ aus Bielefeld und weckte besonders bei Kindern die Begeisterung für Natur und Natürlichkeit im Spiel. Viele weitere Pro-grammpunkte wie die schonende Arbeit im Wald mit einem Rückepferd, sowie auch der Lehrbienenstand der Imker weckten bei Kindern und Erwachsenen das Interesse. Das Thema Wald hat sich damit aber noch nicht erledigt. Seit Juli ist schon die Sonderausstellung &bdquo;Alleskönner Wald“ zu sehen und bis zum Ende des Jahres sollen noch weitere Veranstaltungen wie Vorträge und Angebote zur Vertiefung von Naturkenntnissen folgen.

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