Kryptobetrug in Bünde: Bräutigam verzockt Geld für die Traumhochzeit

Bünde. In guten wie in schlechten Zeiten zusammenzuhalten – das versprechen sich Paare eigentlich bei der Trauung. Doch Thomas G. und Frauke Z. (beide Namen von der Redaktion geändert) machen schon vor dem geplanten Hochzeitstermin – zumindest finanziell gesehen – eher schlechte Zeiten durch. Dafür verantwortlich ist der Bräutigam in spe, der, wie er selbst im Gespräch mit der NW sagt, &bdquo;einen dummen Fehler gemacht“ hat. Doch von vorne: Der 31-Jährige und seine 29-jährige Freundin leben in Bünde, sind seit 2022 ein Paar, haben mittlerweile ein anderthalbjähriges gemeinsames Kind und lieben sich. Nun soll geheiratet werden, um so &bdquo;eine richtige kleine Familie“ zu gründen, wie Frauke Z. sagt. Der Hochzeitstermin: 25. Oktober 2025. Der Ort: Schloss Benkhausen in Espelkamp. Finanziell sieht es bei dem jungen Paar allerdings nicht ganz so rosig aus: &bdquo;Wir hatten einige kleine Kredite am Laufen, brauchten natürlich auch Geld für ein schönes Kleid und die Feier und wollten unsere Finanzen einmal glatt kriegen. Deshalb haben wir einen Kredit über insgesamt 33.000 Euro aufgenommen“, so Thomas G., der als Maler und Lackierer arbeitet. 10.000 Euro von der Summe hatte das Paar für die Hochzeit auf die Seite gelegt. Überweisungssummen sollten zurückfließen - mit Provision Doch das Kind kam, das halbe Gehalt von Frauke Z., die nun nur noch in Teilzeit im Einzelhandel arbeiten kann, fiel weg. Dazu seien die gestiegenen Lebenshaltungskosten gekommen, sodass &bdquo;man trotzdem immer mal wieder ins Minus reingerutscht“ sei, erklärt Thomas G.. Die scheinbare Lösung für das Finanzproblem fand der 31-Jährige im Internet: &bdquo;Ich weiß gar nicht mehr, ob es bei Telegram, TikTok oder woanders war – aber ich bin auf ein Angebot gestoßen, wo man Geld investieren konnte, um es anschließend mit großzügiger Provision zurückzubekommen.“ Thomas G. klickte auf das Angebot und sollte zunächst lediglich bestimmte Bilder in den Sozialen Medien mit &bdquo;Gefällt mir“ bewerten. Dafür gab es kleine Summen. Dann wurde ihm eine größere &bdquo;Aufgabe“, wie es hieß, gestellt: &bdquo;Ich sollte Geldtransfers vornehmen, die Summe konnte ich auswählen: 1.000, 3.000 oder 5.000 Euro. Doch je mehr Geld ich investieren würde, desto größer falle auch die Provision aus, die ich anschließend mit meinem Geld zusammen zurücküberwiesen bekommen würde.“ Thomas G. entschied sich für einen Betrag von 3.000 Euro – alles, ohne mit seiner Freundin oder irgendjemandem sonst darüber zu sprechen. Und umgehend erhielt er die Antwort von seinen Auftraggebern: Bei dem Transfer habe es einen Tippfehler gegeben. &bdquo;Ich sollte noch einmal 5.000 Euro überweisen, um das geradezubiegen. Das habe ich dann auch noch gemacht, und das war wirklich dumm“, sagt der Bünder heute. &bdquo;Aber ich hätte schließlich auch schon erklären müssen, dass die 3.000 Euro weg waren. Deshalb hatte ich gefühlt keine Wahl.“ Mehr zum Thema: Fotofahndung der Kripo: Frau verliert Vermögen an Bitcoin-Betrüger Abends hat Thomas G. seiner Verlobten alles gebeichtet Es sei wiederholt ein Fehler in der Überweisung aufgetreten und das Geld sei jetzt eingefroren, hieß es. &bdquo;Um meine 8.000 Euro freizubekommen, sollte ich noch einmal Geld zahlen. Aber da reichte es mir“, erzählt Thomas G., den anschließend sofort das schlechte Gewissen plagte. Wie sollte er das bloß seiner Freundin erklären? Von seinen ominösen Auftraggebern hörte er nichts mehr, als er kein weiteres Geld überwies. Der Kontakt brach ab. Nun fasste sich der Bünder ein Herz, schob Scham und schlechtes Gewissen beiseite und erstattete Anfang August Anzeige bei der Polizei. Diese bestätigt auf NW-Anfrage, dass der Fall von &bdquo;Anlagebetrug mit Kryptowährung“ vorliegt. Am Abend, nachdem er Anzeige erstattet hatte, beichtete Thomas G. alles seiner Freundin. &bdquo;Ich war total sauer“, sagt Frauke Z. im NW-Gespräch. Schon bei der 3.000 Euro wäre sie sauer gewesen. Aber dann auch noch 5.000 Euro hinterherschicken? &bdquo;Ich verstehe bis heute nicht, was ihn da geritten hat.“ Ein kleines bisschen Verständnis hatte die 29-Jährige dann aber doch, denn sie verzieh dem Vater ihres 1,5 Jahre alten Kindes. &bdquo;Er wollte halt, dass es uns finanziell besser geht. Er wollte das für unsere kleine Familie regeln und Druck rausnehmen“, sagt Frauke Z. heute. Doch sauer ist sie immer noch. Vor allem, weil die Polizei dem Paar nicht viel Hoffnung machen konnte, dass es die 8.000 Euro rechtzeitig zum Hochzeitstermin wiederbekommt. &bdquo;Realistisch betrachtet ist fraglich, ob wir es überhaupt wiederbekommen“, so die 29-Jährige. Spendenaufruf in &bdquo;auswegloser Situation“ Einen weiteren Kredit aufzunehmen, ist für das junge Paar keine Option. Aber auch eine Hochzeitsfeier im ganz kleinen Kreis möchte Frauke Z. nicht in Erwägung ziehen: &bdquo;Alle Dienstleister sind bestellt, ich habe da Verträge unterschrieben, an die ich mich auch halten möchte. Wenn wir das Geld nicht zurückbekommen, bleibt nur die Absage der Feier.“ In eine &bdquo;ausweglose Situation“ habe er seine Verlobte und sich gebracht, sagt Thomas G., der nun nur noch einen Versuch unternommen hat: &bdquo;Ich habe im Internet ein Crowdfunding bei Gofundme eingestellt. Ich weiß, ich bin selbst schuld, aber vielleicht möchte uns ja jemand helfen“, hofft er. Der Aufruf ist auf der Plattform gofundme.com unter dem Betreff &bdquo;Unsere Traumhochzeit wurde durch einen Betrug zerstört“ zu finden. Bislang ist dort allerdings noch keine einzige Spende eingegangen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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