Der Graben zwischen „Weltverbesserern“ und „Tiermördern“ im Bünder Land

Bünde. Sind denn Bauern mit Viehhaltung, Schlachter und Fleischesser allesamt Mörder oder müssten beim Verzehr von Fleisch zumindest ein schlechtes Gewissen haben? Einige Leserbriefschreiber sind genau dieser Ansicht und haben das nach einem NW-Artikel über einen jungen Landwirt, der Schweine natürlicher hält als noch seine Eltern, deutlich gemacht. Nach einem Wochenkommentar in der NW haben sich weitere NW-Leser gemeldet. Wir zeigen einen Auszug aus den Zuschriften. Die Absender, die ihre Zuschrift ausdrücklich als Leserbrief zur Veröffentlichung gekennzeichnet haben, sind mit vollem Namen genannt. Andere, die der Redaktion lediglich ihre Sicht der Dinge mitteilen wollen, in gekürzter Form. Hintergrund: Sind Bauern, Schlachter und Fleischesser allesamt Mörder? Hermann O. schreibt: &bdquo;Die Texte in den Briefen sind schlichtweg Meinungsterror. Natürlich sind viele Haltungsformen der profitgierigen Produzenten nicht zu akzeptieren. Aber schließlich ist Fleisch zu essen eine Entwickelung in der Evolution von mehreren tausend Jahren. Wie lange sollte bei unserer bürokratischen Überregulierung denn da wohl eine völlig unnötige gesetzliche Regelung dauern?“ Jan D. schreibt: &bdquo;Insbesondere der Ausdruck ,Mord’ ist aus gutem Grund ein exklusiver Begriff für die vorsätzliche und widerrechtliche Tötung eines Menschen. Daher kann es keinen ,Baummord’, keinen ,Vogelmord’ und natürlich auch keinen ,Mord’ an Schweinen geben. Wer diesen Bedeutungsunterschied ignoriert oder einzuebnen versucht, hat nicht nur keinerlei Anlass, sich moralisch auf ein hohes Ross zu schwingen, sondern handelt darüber hinaus fahrlässig, weil er die einzigartige und unantastbare Würde des Menschen (vgl. GG Art.1) aufs Spiel setzt.“ Dorn: &bdquo;Fleischesser tragen eine unsagbar schwere Schuld“ Thomas S. findet sich in dem NW-Kommentar wieder und schreibt: &bdquo;Danke, dass solche Leserbriefe seitens der NW nicht unkommentiert bleiben und Sie die Sichtweise des größeren Teils der Bevölkerung darstellen. ,Friedfertigkeit’ unter allen Menschen wird man mit solchen Leserbriefen und Vorwürfen bestimmt nicht erreichen. Eher ein Hinschwenken zu anderen – nicht demokratischen – Parteien und Lagern, wie Sie ja auch andeuten.“ Margrit Dorn sieht den Kommentar als Grundlage dafür, dass &bdquo;dieses heikle Thema diskutiert wird“ und sieht Bauern, Schlachter und Fleischesser wenn auch nicht in einer juristischen, aber dennoch moralischen Verantwortung. Sie schreibt: &bdquo;Fleischesser sollten sich dafür entschuldigen, denn sie sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass Tiere gewaltsam getötet werden. Dies geschieht mit Vorsatz und schlimmer noch – Mensch sorgt permanent dafür, dass nichtmenschliche Tiere geboren werden, einzig und allein zu diesem Zweck. Alle Verantwortlichen trügen &bdquo;eine unsagbar schwere Schuld.“ Margrit Dorn findet ferner, dass die bessere Haltung für das Tier zu Lebzeiten zwar ein &bdquo;kleiner Glücksfall“ sei und fügt an: &bdquo;Das war es aber auch in grauer Vorzeit für Menschen, die von anderen Menschen versklavt wurden. Ein Tier aus einer besseren Haltung wird stärker um sein Leben kämpfen, wenn ,menschliche Raubtiere’ es beenden wollen. Denen, die sich zumeist schon aufgegeben haben, kommt der Tod schon fast einer Erlösung gleich.“ Lesen Sie auch: Landwirt aus dem Kreis Herford rettet Lämmchen vor dem Hungertod Liane Pohlmann erinnert sich an ihre Kindheit, in der es &bdquo;bunte Landschweine auf Äckern oder Apfelweiden gab.“ Dann sei die &bdquo;Revolution“ gekommen. &bdquo;Kotelett-Schweine mussten es sein und die Massenproduktion begann.“ Liane Pohlmann freue sich &bdquo;über junge engagierte Menschen, die eine Biolandwirtschaft betreiben, Mehl aus der eigenen Mühle anbieten, Obst und Gemüse anbauen und direkt vermarkten (und zwar das, das der Jahreszeit entsprechend wächst). &bdquo;Was nützt uns eine vegane Ernährung, wenn nur kurz gedacht wird, wenn der Verbraucher günstig zu jeder Jahreszeit Tomaten im Angebot haben möchte und die Produktion des veganen Joghurts die Umwelt belastet. Dieses Absolute in die eine oder andere Richtung ist nicht mein Fall. Leben und Leben lassen, so wie Jeder es möchte, sollte die Devise sein.“ &bdquo;Friede, Freude Möhrenkuchen!“ Elisabeth Lindemann habe nach dem Lesen der Leserbriefe von Gegnern des Fleischkonsums selbst schon einen Leserbrief in der Schublade gehabt und fand dann den NW-Wochenkommentar. Sie schreibt: &bdquo;Legen wir uns alle in die Hängematte; suhlen uns vorher in alternativer Weltanschauung und träumen von Friede, Freude, Eierkuchen. Ach nein, Möhrenkuchen! Stillen wir unseren Hunger mit Kichererbsen und bauen Gemüse auf der Fensterbank an. Ich habe große Hochachtung vor diesem jungen Landwirt.“ Die Eheleute K. schreiben: &bdquo;Danke für Ihren tollen, sachlichen Kommentar. Auch uns haben die fanatischen Leserbriefe schockiert. Gut, dass darauf eine Antwort gegeben wird.“ Ute Esselmann ist eine der Leserbriefschreiberinnen, die sich bereits nach dem Artikel über den jungen Landwirt kritisch zum Schlachten und zum Fleischkonsum geäußert hat. Sie sieht zwischen der Haltung und dem Schlachten von Tieren und der Verrohung der Gesellschaft wie auch kriegerischen Auseinandersetzungen einen Zusammenhang und schreibt: &bdquo;Die Verknüpfung von Tierrechten mit Pazifismus oder Antimilitarismus ist keine neue Erfindung.“ Sie beruft sich auf den Philosophen Leonard Nelson. &bdquo;Wie andere Prominente seiner Zeit plädierte er für ein Friedensverständnis, das Willkür aus- und Tiere einschließt: ,Ein Arbeiter, der nicht nur ein verhinderter Kapitalist sein will und dem es also ernst mit dem Kampf gegen jede Ausbeutung ist, der beugt sich nicht der Gewohnheit, harmlose Tiere auszubeuten, der beteiligt sich nicht an dem täglichen millionenfachen Mord.’“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Aussagen von Schlachtgegnern sind &bdquo;extrem übergriffig“ Christiane S. findet: &bdquo;Freiheit sollte immer dort enden, wo die Freiheit anderer beschnitten wird. Und das wird sie insbesondere durch großen Fleischkonsum.“ Früher haben weniger Menschen mit Fleisch versorgt werden müssen, was für den Planeten verkraftbar gewesen sei. Heute müsse man sich bei vielen Dingen (Fleischkonsum, Kreuzfahrten, Autofahren, Flugreisen) einschränken, &bdquo;um das Überleben unserer Spezies zu sichern“, ist Spreen-Ledebur überzeugt. Susanne R. findet die Leserbriefe der Gegner von Schlachtung und Fleischkonsum &bdquo;extrem übergriffig“. Trotz mehrfacher Zubereitung von Fleischersatzprodukten sei sie geschmacklich nicht davon überzeugt. Sie schreibt: &bdquo;Einen Landwirt, der sich so viele gute Gedanken zum Tierwohl macht, kann ich nur bewundern. Ihr Auskommen zu erwirtschaften, ist heutzutage schwer genug.“ F. G. Craney schreibt: &bdquo;Nach meiner Überzeugung ist kein Lebewesen so heroisch, dass es durch meinen Verzehr glücklich ist. Wie ich mit meinen Nahrungsmitteln, auch zur Zeit der Produktion umgehe, ist gestaltbar. Der Umgang einiger Indianer, die das Beutetiere oder Manitu um Entschuldigung vor der Erjagung baten, finde ich sehr ansprechend. Bescheidenheit ist ist mehr.“ Lesen Sie auch: Neuer Händler auf dem Bünder Wochenmarkt: Er setzt auf besondere Schweinerasse Hass, Häme und Beleidigungen bringen niemanden weiter Wolfgang M. und seine Frau ernähren sich eigenen Angaben nach seit zehn Jahren auch aus gesundheitlichen Gründen bewusster. Sie leben ökologischer, essen weniger Fleisch, kaufen bewusster ein. Wolfgang Mooshage schreibt: &bdquo;Bauern, Schlachter und Fleischesser sind keine Mörder.“ Die Gegner von Schlachtung und Fleischkonsum würden ihre Argumente auf &bdquo;Gut und Böse“ reduzieren. &bdquo;Dass sich etwas ändern muss, sowohl in der Tierhaltung wie auch in der gesamten Landwirtschaft, ist unbestritten. Dazu gehört aber auch ein neues Bewusstsein bei den Verbrauchern und der Lebensmittelindustrie. Hass, Häme und Beleidigungen bringen uns ebenso wenig weiter, wie naive Blauäugigkeit. Nur gemeinsam wird es gehen, auch mit harten, aber sachlichen Diskursen.“ Meinung: Scheinargumente dominieren Diskussionen um fleischlose Ernährung .responsive23-9NrDcmFlXTWhXNeE-bar-grouped-vertical-fleischkonsum-deutschland-pro { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-9NrDcmFlXTWhXNeE-bar-grouped-vertical-fleischkonsum-deutschland-pro { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-9NrDcmFlXTWhXNeE-bar-grouped-vertical-fleischkonsum-deutschland-pro { padding-top: 142.86%; } }

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