„Gesetz nicht richtig gelesen“: KBB räumen Fehler bei Baumfällungen in Bünde ein

Bünde. Nachdem Ende Februar Bäume in dem kleinen Forst neben dem Sportplatz in Hunnebrock gefällt wurden, stoppte die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Herford nach einer Anzeige des Naturschutzbunds (Nabu) sofort die Arbeiten - bis heute (wir berichteten exklusiv). Tatbestand für die Anzeige ist ein Verstoß gegen das Bundesartenschutzgesetz. Denn in den Bäumen brüten geschützte Saatkrähen. Auch außerhalb der Brutzeit ist ein Zerstören von deren Nestern untersagt - es sei denn, man verfügt über eine Ausnahmegenehmigung. Die hatten die Kommunalbetriebe der Stadt Bünde aber nicht beantragt, wie Michael Böke-Hasselmeier jetzt dem Verwaltungsrat mitteilte. Hintergrund: Stadt Bünde wird angezeigt - und verteidigt Baumfäll-Aktionen Die Schloßstraße in Hunnebrock soll bald komplett ausgebaut werden. Ebenso sind Kanalarbeiten in dem Bereich - unter anderem auch an der Carl-Severing-Straße - geplant. Nachdem Ende Februar Bäume in dem kleinen Forst an der Ecke Schloßstraße und Carl-Severing-Straße im Auftrag der Kommunalbetriebe Bünde (KBB) gefällt worden waren, war die Empörung unter Naturschützern erneut groß. Krähen-Küken sollen bei Fällarbeiten in Bünde gestorben sein Erst vor knapp einem Jahr mussten Arbeiten in dem Forst ruhen, die zur Vorbereitung einer Bodensondierung dienten. Man vermutete am Rand des Sportplatzes, mehrere Meter tief in der Erde, eine nicht detonierte Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Dieser Verdacht bestätigte sich später zwar nicht, jedoch verzögerte sich die Suche damals um sechs Wochen, in denen die Vorbereitungen nach Anweisung der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Herford ruhen mussten, um die Saatkrähen nicht in ihrem Brutgeschäft zu stören. Nach den Worten einiger Nabu-Vertreter sollen durch die Fällarbeiten zuvor Küken der Krähen zu Tode gekommen sein, die man auf dem Boden unter dem Totholz gefunden haben will. Mehr dazu: War der Stopp der Blindgängersuche in Bünde gerechtfertigt? Altes Rohr verläuft unter dem Forst Für Nabu und Rats- und Ausschussmitglieder der Grünen in Bünde war es umso unverständlicher, dass man in diesem Jahr nun erneut Arbeiten dort vornimmt, wo sich doch schon die Saatkrähen dort einnisten würden. David Kupitz (Grüne) fragte jetzt in der Sitzung des KBB-Verwaltungsrats, ob die Kommunalbetriebe möglicherweise zusätzliches Personal bräuchten, das darauf achtet, dass die Bestimmungen des Artenschutzes beachtet und eingehalten werden, damit &bdquo;so etwas nicht wieder passiert“. Michael Böke-Hasselmeier, bei den KBB zuständig für den Bereich Abwasser, musste in einer Erklärung nun Fehler bei den Arbeiten in Hunnebrock einräumen. Grund für die Baumfällungen ist laut dem KBB-Mitarbeiter eine &bdquo;alte Gewässerverrohrung, mit der Kanalwasser, das an der Carl-Severing-Straße entsteht, in Richtung Schloßstraße abgeleitet wird“. Dieses Rohr verläuft quer unter dem kleinen Forst und wurde laut Böke-Hasselmeier zu einer Zeit gebaut, als es an der Stelle noch keine Bäume gegeben habe. Das sagte der KBB-Mitarbeiter bei einem Pressetermin der Stadt Bünde vor zwei Wochen anlässlich der in der vergangenen Zeit häufiger aufgekommenen Beschwerden über städtische Arbeiten, bei denen Bäume gefällt wurden. In dem kleinen Forst ist laut Böke-Hasselmeier zur Entlastung der Verrohrung ein kleines mäanderndes Gewässer geplant. Damit sei es möglich, bei Starkregen 600 Kubikmeter Wasser aufzunehmen, was den Bereich Hunnebrock in so einem Fall schütze. Michael Böke-Hasselmeier erklärte, dass eigentlich nur &bdquo;Bäume gefällt werden sollten, die unmittelbar im Verlauf des offenen Gewässers standen“. Es wurden jedoch mehr gefällt, als von den KBB beauftragt worden waren. Trotz Ärger um Saatkrähen: Herforder Pärchen freut sich über seltene Vögel Bundesnaturschutzgesetz &bdquo;nicht richtig gelesen“ Weiter führte der KBB-Mitarbeiter aus, dass man die Arbeiten zwar im Februar habe durchführen lassen, aber: &bdquo;Wir haben das Bundesnaturschutzgesetz nicht richtig gelesen. Wir hätten zuvor eine Befreiung vom Artenschutz beantragen müssen.“ Die Nester der Saatkrähen sind auch außerhalb der Brutzeit geschützt. &bdquo;Den Antrag holen wir jetzt nach“, sagte Böke-Hasselmeier. Bis dieser Antrag genehmigt wird, ruhen die Arbeiten. Das heißt, die gefällten Bäume dürfen nicht aus dem Forst entfernt und abtransportiert werden. Vom Kreis Herford sei den Kommunalbetrieben mitgeteilt worden, dass keine Neuanpflanzungen nötig seien, da die Bäume dort eigene Saat auf dem Boden verteilen, wodurch neue Bäume wachsen werden. Eine kleine Fläche an der Schloßstraße müsse laut Michael Böke-Hasselmeier aber frei bleiben, weil sich dort mit einer Drosselanlage eine technische Einrichtung befinde, die frei von Bewuchs bleiben müsse. David Kupitz (Grüne) monierte, dass eine Ankündigung im Vorfeld solcher Arbeiten auch im Umwelt- und Klimaausschuss &bdquo;gut aufgehoben gewesen wären“. &bdquo;Dann hätten Bedenken schon vorher geäußert werden können“, so Kupitz. Dass der Förster des Kreises Herford dann auch noch mehr Bäume entfernen ließ, als von den KBB beauftragt, lastete Kupitz in Teilen auch den Kommunalbetrieben an: &bdquo;Dann hätte man mit ihm genauer besprechen müssen, was entfernt werden muss“, so David Kupitz. &bdquo;Förster hat mehr fällen lassen als von den KBB beauftragt“ Michael Böke-Hasselmeier erklärte dazu abermals, dass man davon ausgegangen sei, außerhalb der Brutzeit seien Arbeiten wie diese zulässig. &bdquo;Da mussten wir uns eines Besseren belehren lassen“, sagte er. Der Förster habe zudem einen genauen Plan von den KBB bekommen, welche Bäume zu fällen seien. Diese Bäume seien zusammen mit dem Förster markiert worden. Böke-Hasselmeier: &bdquo;Aus forstrechtlicher Sicht hat er aber mehr fällen lassen. Das haben wir nicht bestellt.“ Der Förster habe die Ansicht vertreten, dass die über den KBB-Auftrag hinaus gefällten Bäume ohnehin nicht &bdquo;dorthin gehörten, weil sie die Klima-Anforderungen nicht schaffen“. Die Maßnahme dürfte für die Kommunalpolitiker aber auch nicht neu sein, denn sie wurde im Wirtschaftsplan der KBB vor drei Jahren vorgestellt. Laut Böke-Hasselmeier sei damals auch davon die Rede gewesen, dass man in dem kleinen Forst eine Rückhaltung für Regenwasser einrichten wolle. Abschließend sagte der leitende KBB-Mitarbeiter: &bdquo;Dass es jetzt so passiert ist, ist unser Versehen. Deshalb brauchen wir aber auch kein zusätzliches Personal. Wir sind geläutert genug, um da jetzt genauer hinzugucken.“ Allerdings merkte Michael Böke-Hasselmeier auch an, dass es immer schwieriger werde, im Verlauf eines Jahres Arbeiten in der Natur durchzuführen. &bdquo;Im Winter dürfen wir zum Beispiel in vielen Bereichen keine Bodenarbeiten vornehmen, weil auch der Igel geschützt ist. Die Zeitfenster, in denen wir in der freien Landschaft arbeiten können, werden immer kleiner.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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