Nach Vorfall in Bünde: Wie oft kommt es zu „Aufnahmestopps“ an Krankenhäusern?

Bünde. Eineinhalb Tage war das Bünder Lukas-Krankenhaus für Patienten aus dem Rettungsdienst &bdquo;komplett abgemeldet“. So schilderte ein anonymer Anrufer der Redaktion die Situation, die sich vor rund zwei Wochen ereignete. Demnach konnten Sanitäter ihre Patienten nicht in die Klinik der Elsestadt zur weiteren Behandlung bringen. Christian Stienhans, Verwaltungsdirektor des Lukas-Krankenhauses, erklärte auf Anfrage der Redaktion, dass ein technischer Defekt dazu geführt habe (die NW berichtete). Und er betonte, dass das Krankenhaus bei lebensbedrohlichen Notfällen immer verfügbar gewesen sei. Doch wie oft kommt so ein &bdquo;Aufnahmestopp“ eigentlich vor? Und welche Folgen hat das? Die Redaktion hat beim Kreis Herford als Träger des Rettungsdienstes und den Kreiskliniken Herford-Bünde, zu denen das Lukas-Krankenhaus gehört, nachgefragt. Wie häufig kommt es zu Aufnahmestopps für Patienten aus dem Rettungsdienst? &bdquo;Grundsätzlich gibt es keinen Aufnahmestopp bei Krankenhäusern“, betont Patrick Albrecht, Pressesprecher des Kreises Herford. Eine Erstversorgung müsse immer gewährleistet sein, &bdquo;auch wenn im Verlauf eine Weiterverlegung des Patienten erfolgen muss, weil die entsprechende Ressource in dieser Klinik nicht vorhanden ist oder es Kapazitätsengpässe gibt“. Es gebe allerdings einen sogenannten &bdquo;Ausgelastet“-Status, den Krankenhäuser als Hinweis für den Rettungsdienst angeben können. Die Auslastung der umliegenden Kliniken können die Sanitäter minutenaktuell über ein mitgeführtes Tablet einsehen. Ist ein Krankenhaus zum Zeitpunkt des Transports hoch ausgelastet und andere wiederum haben freie Kapazitäten, &bdquo;wird natürlich ein Krankenhaus mit freien Kapazitäten angesteuert“, so Albrecht. Das sei für den Rettungsdienst Tagesgeschäft und stelle keine Besonderheit dar. &bdquo;Selbstverständlich merken wir auch im Rettungsdienst die Infektwellen wie jetzt aktuell, bei denen das Gesamtaufkommen der Patienten insgesamt höher ist und dementsprechend die Krankenhäuser mehr belastet sind“, sagt er. Was sind in der Regel Gründe für eine &bdquo;Ausgelastet“-Meldung? In den Kreiskliniken Herford-Bünde komme eine &bdquo;Auslastung der Versorgungskapazitäten der Notaufnahme für Patienten aus dem Rettungsdienst“ selten vor, sagt Kliniksprecherin Monika Vogel. Ihr zufolge komme es in den Kreiskliniken Herford-Bünde zu einer hohen Auslastung, wenn es eine außergewöhnliche Zunahme von Notfällen gibt, die eine kurzfristige Überlastung der verfügbaren Betten und Ressourcen, insbesondere in der Notaufnahme oder auf den Intensivstationen, verursachen kann. Lesen Sie auch: Anderthalb Tage Aufnahmestopp am Bünder Lukas-Krankenhaus für den Rettungsdienst Weitere Gründe können ein &bdquo;erhöhtes Patientenaufkommen durch regionale Ereignisse oder saisonale Spitzen, wie beispielsweise Grippewellen“ sein, oder Situationen, &bdquo;in denen kurzfristige Personalausfälle zu Kapazitätseinschränkungen führen“. Patrick Albrecht betont, dass auch die beste Steuerung durch den Rettungsdienst die Krankenhäuser nicht vor derartigen Situationen bewahren könne, &bdquo;wenn viele Patienten zeitgleich selbstständig die Notaufnahme aufsuchen“. Ist es die Regel, dass Krankenhäuser trotz &bdquo;Aufnahmestopps“ vom Rettungsdienst angesteuert werden, wenn es sich um lebensbedrohliche Situationen handelt? &bdquo;Das ist nicht die Regel, aber es kommt durchaus vor“, sagt Albrecht. Unter anderem bei bestimmten Krankheitsbildern, wie zum Beispiel dem Schlaganfall. Der benötige eine fachliche Expertise, unter anderem eine Abteilung für Neurologie. &bdquo;Wenn ein solcher Verdacht besteht, wird unabhängig von der Belastung des Krankenhauses diese darauf spezialisierte Klinik angefahren, da sich sonst Nachteile für die Patienten ergeben können“, erklärt Albrecht. Wonach entscheidet der Rettungsdienst, welches Krankenhaus angesteuert wird? Wie Albrecht erklärt, entscheidet der Rettungsdienst zunächst immer auf Basis der vorliegenden Erkrankung beziehungsweise Verletzung der Patienten, welches Krankenhaus für die Behandlung geeignet ist. Das nächstgelegene Krankenhaus sei nicht immer das für das jeweilige Krankheitsbild geeignetste. So könnten spezielle Erkrankungen, wie zum Beispiel ein akuter Herzinfarkt, aufgrund der dazu erforderlichen Spezialabteilungen nicht in allen Krankenhäusern behandelt werden. Bei weniger speziellen Fällen entscheiden die Rettungssanitäter laut Albrecht auch nach Wunsch des Patienten. Allerdings besteht bei akuten lebensgefährlichen Erkrankungen auch das Risiko, dass sich die Situation aufgrund einer langen Transportzeit verschlechtert. &bdquo;Daher gilt bei uns die Regel, dass die ’nächstgelegene geeignete’ Klinik angefahren werden soll“, sagt er. Schlussendlich sei auch wichtig, dass die Rettungswagen möglichst schnell wieder einsatzbereit sind, um einen eventuell nächsten Einsatz wieder annehmen zu können. Wie wirkt sich ein längerer Fahrtweg des Rettungsdienstes auf die Personalsituation aus? &bdquo;Längere Fahrtwege aus reinen Kapazitätsgründen der Kliniken sind zum Glück die Ausnahme“, sagt Albrecht. Die Transportzeiten seien auf Grundlage der aktuellen Krankenhaussituation in den derzeitig für den Kreis Herford gültigen Rettungsdienstbedarfsplan eingeflossen. &bdquo;Insofern stellen einzelne verlängerte Transportzeiten aufgrund von besonderen Ereignissen kein Problem dar.“ Sollten sich aufgrund der Krankenhausreform mittelfristig längere oder mehr Transportwege ergeben, werden diese bei der Fortschreibung des Rettungsdienstbedarfsplans berücksichtigt werden, heißt es. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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