Frauenhaus-Mangel im Kreis Herford: Nur 12 Plätze bei 250.000 Einwohnern

Bünde/Kreis Herford. Die Frauenstimme auf dem Anrufbeantworter des Frauenhauses Herford gibt eindeutig Auskunft: &bdquo;Unsere Plätze sind derzeit alle belegt.“ Für besondere Notfälle nennt die Stimme noch einen weiteren Kontakt. Konkret bedeutet das, dass im Moment neun Frauen – einige mit Kindern – Schutz brauchen, Schutz vor Gewalt, die sie zu Hause erfahren mussten. In Bünde forderte die Partei Die Linke – damals noch als zweiköpfige Fraktion im Stadtrat vertreten – Ende 2021 den Bau eines Frauenhauses in Bünde. Ohne Erfolg. &bdquo;Wir sind sehr oft voll belegt, und ein freigewordenes Zimmer bleibt nicht lange frei“, sagt Daniela Albrink, die als Sozialpädagogin im Herforder Frauenhaus arbeitet. Sie hielt vor drei Jahren bereits einen Vortrag vor Ausschussmitgliedern im Bünder Rathaus. Der Linken-Antrag landete damals zunächst im Ausschuss für Soziales und Integration. Dort wurde er zwar wohlwollend wahrgenommen, aber dennoch mit der Enthaltung der Linken-Vertreterin Mareike Liebig zurück in die Fraktionen verwiesen. Die Fraktionen bekamen dabei aber mit auf den Weg, zusammen mit der Stadtverwaltung mögliche Wege zu erörtern, wie die Anzahl der Plätze für Frauen in Not auf absehbare Zeit erhöht werden kann. Zwar kann das Frauenhaus Herford demnächst umziehen und hat anstatt der aktuell neun dann zwölf Plätze für Frauen und zusätzlich auch drei weitere Plätze für deren Kinder, doch reicht das bei Weitem nicht. In Deutschland leben mehr als 80 Millionen Menschen, davon sind etwa die Hälfte Frauen. &bdquo;Laut dem Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend wird etwa jede vierte Frau mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt, durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Betroffen sind hierbei alle sozialen Schichten“, legte die Links-Fraktion damals in ihrer Forderung dar. Ein Platz pro 7.500 Einwohner wird benötigt Wie aus einem Sachstandsbericht des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages hervorgeht, fehlen nach dem Schlüssel der Istanbul-Konvention bundesweit mehr als 14.600 Schutzplätze für Frauen. Die Istanbul-Konvention ist ein Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Die Vertragsstaaten verpflichten sich damit, Schutzplätze in ausreichender Zahl anzubieten. Nach dem Schlüssel wird pro 7.500 Einwohner ein Platz als angemessen angesehen. Bei etwas mehr als 250.000 Einwohner im Kreis Herford würde dies aber einen Sollwert von etwa 34 Plätzen für Frauen bedeuten. Neun waren es bis jetzt und zwölf werden es bald sein. Gerade mal etwas mehr als ein Drittel also von dem, was benötigt wird. Lesen Sie auch: &bdquo;Heute muss ich dich umbringen“: So überlebte eine Frau aus OWL die Gewalt ihres Partners Daniela Albrink sagt: &bdquo;Es fehlt noch ein ganzes Frauenhaus im Kreis Herford.“ Dennoch ist sie froh über das neue Haus, das mit Fördermitteln von Bund und Land sowie &bdquo;unter starker Initiative des Kreises Herford“ gebaut wurde, wie sie sagt. &bdquo;Wir sind sehr froh und dankbar, dass das umgesetzt wurde“, so Albrink weiter, die seit der Diskussion vor drei Jahren aber eigenen Worten zufolge aus Bünde nichts mehr gehört hat. .responsive23-XhXjQG5Zg4aH8IJS-bar-stacked-vertical-zahlen-haeusliche-gewalt-2023 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-XhXjQG5Zg4aH8IJS-bar-stacked-vertical-zahlen-haeusliche-gewalt-2023 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-XhXjQG5Zg4aH8IJS-bar-stacked-vertical-zahlen-haeusliche-gewalt-2023 { padding-top: 142.86%; } } UWG-Sprecher: &bdquo;Guter Antrag an falscher Stelle“ Zwei Drittel der Plätze in Herford werden von Frauen genutzt, deren Wohnort außerhalb des Kreises Herford liegt. Nicht ungewöhnlich, da von häuslicher Gewalt betroffene Frauen gut beraten sind, sich geografisch möglichst weit entfernt vom Aufenthaltsort ihres Peinigers aufzuhalten. Daniela Ahlbrink erklärt dazu, dass es unter den Kreisen und Kommunen eine gewisse Solidarität geben müsse, so dass Frauen aus der einen Region in einer anderen aufgenommen werden können und umgekehrt. Im Ausschuss für Soziales und Integration in Bünde hieß es im März 2022 von den Linken, dass sich Bünde als zweitgrößte Stadt im Kreis Herford für ein zweites Frauenhaus anböte. Grundsätzlich stimmten die anderen Fraktionen damit auch überein, doch es sei ein &bdquo;guter Antrag an der falschen Stelle“, sagte UWG-Sprecher Jörn Döring damals. Er würde die Initiative hier beim Kreis oder beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sehen, nicht aber bei einer Kommune. &bdquo;Ich bin nicht bereit, mit Bünder Haushaltsmitteln Defizite der Landesregierung zu kompensieren“, so Döring weiter. Zustimmung würde es nur bei einer möglichen Gegenfinanzierung geben. Dem stimmten die Sprecherinnen und Sprecher weiterer Fraktionen zu. News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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