Nicht genug Platz: Frauenhaus Paderborn muss mehr als 200 Frauen abweisen

Paderborn. Die Worte von Elke Süsselbeck (Die Linke) im Gleichstellungsausschuss klingen nach. Eigentlich hat sie mit Blick auf das neue Gewalthilfegesetz zum Schutz von Frauen den aktuellen Stand in der Stadt abgefragt. Dabei ist deutlich geworden, dass 2024 die Anfragen an das Frauenhaus Paderborn die Kapazität deutlich überschritten haben. &bdquo;Das Gewalthilfegesetz ist ein wichtiger Schritt. Aber wenn 222 Frauen wegen Platzmangels abgewiesen werden, frage ich mich, was dann ein kostenloser Rechtsanspruch nützt“, sagte Süsselbeck in der letzten Sitzung des Gleichstellungsausschusses in dieser Legislaturperiode. Laut dem Gewalthilfegesetz sollen Frauen und deren Kinder von 2032 an einen Rechtsanspruch auf einen kostenfreien Schutz und eine Beratung erhalten. Bis dahin droht allerdings eine Lücke, und Betroffene müssen für die Unterbringung im Frauenhaus selbst zahlen. Deshalb hatte sich Süsselbeck nach Zahlen für das Jahr 2024 erkundigt, beispielsweise für das Frauenhaus Paderborn. Frauenhaus Paderborn müssen Frauen und Kinder abweisen Wie wichtig das Thema ist, hatte Süsselbeck zuvor mit einer Zahl verdeutlicht. Demnach müsse nach Angaben des Vereins Frauenhauskoordinierung jede vierte aufgenommene Frau in Deutschland für ihren Aufenthalt im Frauenhaus bezahlen. Zur Anfrage von Süsselbeck, wie viele Frauen im vergangenen Jahr tatsächlich in Paderborn und im Kreis für ihre Unterkunft gezahlt hatten, gaben die Gleichstellungsbeauftragte Dagmar Drüke sowie Antje Erdmann vom Frauenhaus in Paderborn Auskunft. &bdquo;Kommen an unsere Grenzen“: Frauenhaus Paderborn muss 166 Frauen ablehnen Laut der Abfrage habe das Frauenhaus Paderborn 2024 insgesamt 44 Frauen und 75 Kinder aufgenommen. Dagegen habe die Einrichtung 222 Frauen und 202 Kindern abweisen müssen, hauptsächlich wegen Platzmangels. Davon hätten zwei Frauen für ihren Aufenthalt selbst bezahlt. 28 weitere Frauen hatten sozialrechtliche Ansprüche, sodass die Miete für die Unterkunft übernommen worden sei, so Drüke. Dagegen hatten 14 Frauen keinen solchen Anspruch. .responsive23-XhXjQG5Zg4aH8IJS-bar-stacked-vertical-zahlen-haeusliche-gewalt-2023 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-XhXjQG5Zg4aH8IJS-bar-stacked-vertical-zahlen-haeusliche-gewalt-2023 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-XhXjQG5Zg4aH8IJS-bar-stacked-vertical-zahlen-haeusliche-gewalt-2023 { padding-top: 142.86%; } } Für diese Frauen und deren Kinder hätten Verwandte gezahlt oder das Frauenhaus aus einem Sonderspendentopf. Laut Erdmann handele es sich hierbei um eine vom Frauenhaus selbst eingerichtete Fördermöglichkeit. &bdquo;Die Idee hatte eine Kollegin vor einigen Jahren. Seitdem bekommen wir monatliche Spenden oder Einzelspenden“, sagte Erdmann. Nicht barrierefrei: Frauenhaus in Paderborn soll saniert werden Auch für das Frauenhaus in Salzkotten hatte Drüke Zahlen. Demnach seien 2024 insgesamt 37 Frauen und 20 Kinder aufgenommen worden. Drei Frauen hätten für ihren Aufenthalt selbst gezahlt. Für weitere 34 Frauen seien die Kosten vom Jobcenter übernommen worden. Zudem hätten alle Frauen für bestimmte Nebenkosten selbst aufkommen müssen, beispielsweise für Reinigungsmittel, Hygieneartikel und Lebensmittel. Lesen Sie auch: &bdquo;Man muss sich Gewaltschutz leisten können“: Frauenhäuser in OWL streiken 90 Anfragen habe das Frauenhaus Salzkotten nicht erfüllen können. Entweder weil das Frauenhaus belegt gewesen sei oder andere Gründe eine Rolle gespielt hätten. Wie viele Kinder abgewiesen wurden, habe das Frauenhaus nicht beantwortet. Ausschlusskriterien können eine Obdachlosigkeit sein, so Drüke, oder dass das Frauenhaus Salzkotten nicht barrierefrei sei. Barrierefrei sei laut Erdmann auch das Frauenhaus in Paderborn nicht. &bdquo;Es soll saniert werden“, sagte Erdmann mit Verweis auf entsprechende Entwürfe, die es bereits gebe. Auf Nachfrage von Elke Zinn (FDP) mit Blick auf so viele vergebliche Anfragen von Frauen betonte Erdmann, dass das Frauenhaus auch versuche, für Schutzsuchende Alternativen zu finden. Dazu nenne es Internetseiten von anderen Einrichtungen, höre sich dort um, verweise auf eine bundesweite Hotline. &bdquo;Manche Frauen drehen die Schleife und melden sich dann wieder bei uns. In der Regel erfahren wir es aber nicht, was mit ihnen passiert ist“, sagte Erdmann. Lesen Sie auch: 136 abgewiesene Gewaltopfer: Frauenhaus in Paderborn bekommt mehr Platz Linken-Politikerin Elke Süsselbeck: &bdquo;Kinder sind immer Opfer“ Dazu berichtete Süsselbeck, dass viele Mütter die Schutzsuche in anderen Kommunen vermeiden, weil sie ihren Kindern den Verlust des sozialen Netzwerkes ersparen wollen. Dieser droht, wenn die Kinder die Kita oder die Schule wechseln müssen. Und mit Blick auf die Istanbuler Konvention mahnte Süsselbeck: &bdquo;Kinder sind niemals nur Zeugen von häuslicher Gewalt. Sie sind immer Opfer.“ Deshalb sei es für eine Stadt wie Paderborn wichtig, Frauen und Kindern ausreichend Schutz bieten zu können. 📲 News direkt aufs Smartphone? Hier gehts zum kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Paderborn

Meistgelesen