Warum an einer Wassermühle in Bünde alles den Bach runterging

Bünde. &bdquo;Auf dem alten Mühlenteich sind unsere Kinder im Winter Schlittschuh gefahren“, sagt Doris Ossowski. &bdquo;Da hat man mal kurz aus dem Fenster geguckt, ob alles in Ordnung ist - und fertig. So war das damals in den 70ern.“ Und noch weiter zurück, so die Anwohnerin des Plomplandweges in Muckum, soll die Dorfjugend in dem Teich auch geschwommen sein. Natürlich nur im Sommer. Als das heute fast verlandete Gewässer noch ein echter Teich und keine Feuchtwiese war. Und die Mühle Obermöller noch eine echte Wassermühle und keine Ruine im Wald. Vor knapp 70 Jahren hat der Laden für immer dichtgemacht. Nach gut 200 Jahren Betrieb. Seitdem verfällt das Gebäude mehr und mehr. Mittlerweile stehen nur noch ein paar Mauern zwischen den Bäumen. &bdquo;Schade“, findet Nachbarin Ossowski das. &bdquo;Aber was soll man machen?“ Als sie vor 56 Jahren hierher zog, habe das Gebäude noch in Gänze dagestanden. Und der alte Karl Obermöller, dem die Mühle gehörte, habe immer geschimpft, wenn die Kinder der Umgebung - auch ihre eigenen - in dem leer stehenden Haus spielten. &bdquo;Der war aber auch wirklich ein schwieriger Mensch“, sagt Ossowski. Irgendwann habe er der Stadt mal einen Deal zum Erhalt des Gebäudes vorgeschlagen. &bdquo;War allerdings ein ziemlich komischer Vorschlag. Da ist dann auch nichts draus geworden.“ Und so sei es mit der alten Wassermühle im Laufe der Jahrzehnte immer weiter den Bach runtergegangen. Warum der Besitzer aufgegeben hat Die 79-Jährige holt zwei Bücher hervor: &bdquo;Mühlen im Kreis Herford“ heißt das eine, &bdquo;Chronik der Gemeinde Muccum“ das andere. In beiden hat die alte Mühle Obermöller ihren Platz. Es handele sich um &bdquo;eine Wassermühle am Habighorster Bach“, heißt es dort. Der Mühlenstandort sei bereits 1745 erwähnt, das Ölmühlengebäude 1868 erbaut worden. Und weiter: &bdquo;Es handelt sich um eine Doppelmühlen-Anlage: Rechts vom Bach die Getreide-, links die Ölmühle. Beide Mahlwerke wurden durch ein Wasserrad angetrieben. Die Ölmühle wurde nach 1945 stillgelegt, die Getreidemühle um 1960.“ Ihr Erhaltungszustand sei insgesamt sehr schlecht – was man ohne Übertreibung behaupten kann. Ein paar Fotos sind in den Büchern ebenfalls zu sehen. Einer Unterzeile ist zu entnehmen, dass es offenbar schon in den 1980er und 1990er-Jahren Bemühungen gegeben hat, das Gebäude in Schuss zu halten beziehungsweise zu restaurieren. &bdquo;Ist aber nie was draus geworden“, sagt Ossowski. Der Letzte, der es versucht habe, sei jener Landwirt aus Spradow gewesen, der das Grundstück (und somit auch die Mühle und einige weitere Gebäude) nach Karl Obermöllers Tod von dessen Nichte gekauft habe. Der Denkmalschutz habe dem Spradower das Leben allerdings dermaßen schwer gemacht, dass er irgendwann gesagt habe: &bdquo;Dann lass ich’s halt.“ Sein Interesse, sagt Doris Ossowski, habe ohnehin in erster Linie den Ländereien drumherum gegolten. Welche Teile gerettet wurden Sie selber hätte es seinerzeit gerne gesehen, wenn die Mühle hübsch hergerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden wäre. &bdquo;Ich hatte mir damals sogar schon ausgemalt, wie ich den Besuchern hier Pommes und Eis verkaufen könnte - man ist ja geschäftstüchtig“, sagt die Anwohnerin und lacht. Pläne von gestern. Heute freut sie sich über die beiden Antriebsräder, die der heutige Grundstücksbesitzer den Eheleuten Ossowski geschenkt hat. &bdquo;Das fanden wir wirklich sehr nett - die passen doch gut hierher“, sagt die 79-Jährige. An einem der sehr schweren Räder habe ihr Mann die Hausnummer 57 angebracht und es dann mit einem Kranwagen an die Hofeinfahrt stellen lassen, als Deko. &bdquo;Wir haben sogar schon mal ein paar verwitterte Holzteile ersetzen lassen“, sagt Ossowski. Es muss ja nicht alles den Bach runtergehen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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