Warum viele neue Geschäfte in der Bünder Innenstadt nach wenigen Jahren wieder schließen

Bünde. Eigentlich sollte das Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren vom Land NRW ja ursprünglich in der Coronapandemie das Aussterben der Innenstädte verhindern. Das klappte anfangs auch gut und ein Teil der leeren Geschäftsräume fand wieder neue Nutzer, die sich zwei Jahre lang mit der zum Teil um 80 Prozent reduzierten Miete ausprobieren wollten. Doch das Erwachen kam dann zwei Jahre später. Seit Januar 2024 läuft eine Neuauflage des Programms – auch in Bünde. Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen stellte dazu jetzt eine Anfrage an die Stadtverwaltung. Ein Rückblick: Im September 2020, ein halbes Jahr nach dem ersten Lockdown in der Corona-Pandemie, legte das Land NRW ein Hilfsprogramm für den Einzelhandel und die Innenstädte auf. Kern dieser Maßnahme war die finanzielle Unterstützung von Geschäftsgründern. Geschäftslokale bis zu einer Größe von 300 Quadratmetern konnten Interessenten mit einem 80-prozentigen Nachlass auf die ortsüblichen Preise von der Stadt mieten. Die Stadt ihrerseits zahlte nur 70 Prozent der üblichen Miete an den Eigentümer, sofern dieser damit einverstanden war. Die Differenz wurde aus dem Fördertopf des Landes finanziert. Und bevor ein Ladenlokal leer stand, haben sich einige Vermieter dem Sofortprogramm angeschlossen und auf 30 Prozent der möglichen Einnahmen verzichtet. Doch der Fördertopf wurde bisher nur zur Hälfte ausgeschöpft. Beim Land hat die Stadt Bünde Fördermaßnahmen von 679.061 Euro beantragt. Plus dem städtischen Eigenanteil von 75.452 Euro stand bis Ende 2023 – dem Ende der ersten Auflage – ein Gesamttopf von 754.513 Euro zur Verfügung. Tatsächlich in Anspruch genommen wurden bis dahin aber nur 377.152 Euro, von denen 10 Prozent die Stadt Bünde getragen hat. Dennoch wurden immerhin 13 leer stehende Ladenlokale bis Ende 2023 mit neuen Akteuren wiederbelebt. Zwei Interessenten war die übliche Miete, die nach zwei Jahren wieder fällig wurde, aber zu hoch. Sie beendeten den Vertrag und zogen wieder aus. Auf die Dauer schafften es aber auch nicht alle weiteren Mieter. Ein Geschäft an der Eschstraße, in dem individuelle Lego-Figuren und -Steine hergestellt und verkauft wurden, schloss am Zwiebelmarktwochenende in diesem Jahr. Lesen Sie auch: Personal-Flaute in Bünder Bahnhofstraße hat Konsequenzen Was tut sich bei der Neuauflage des Programms? Wie aber sieht es mit der Neuauflage des Programms aus, das nicht mehr Sofortprogramm heißt, sondern &bdquo;Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren“? Die Grünen fragten bei der Stadtverwaltung an, ob es darin erneut Anfragen gegeben hat und ob diese Mietverhältnisse weiterhin bestehen. Ferner auch, ob es Gespräche bezüglich der Mietpreisgestaltung zwischen der Wirtschaftsförderung und den Vermietern stattgefunden haben. Ralf Grund, Amtsleiter Kultur und Stadtmarketing, antwortete schriftlich. &bdquo;Es wurde nach September 2023 im Rahmen der ersten drei Förderaufrufe keine weitere An- oder Vermietung durchgeführt.“ Im September 2023 liefen noch vier Mietverträge im Rahmen der Förderung. Grund: &bdquo;Zwei der vier im September 2023 noch laufenden Mietverträge wurden in ein reguläres Mietverhältnis überführt. Zwei Vermietungen wurden nach Förderende nicht weitergeführt.“ Zu den Gesprächen zwischen Stadt, Vermieter und Interessenten sagt der Stadtmarketing-Chef: &bdquo;Bei jeder Vermietung wurden Gespräche mit den Eigentümern geführt und die Vorgaben der Förderrichtlinie bezüglich der Mietbedingungen besprochen. Dies ist auch im Rahmen des vierten Förderaufrufes aktuell ebenso der Fall.“ Die Grünen fragten außerdem an, ob es auch Doppelförderungen gegeben habe. Damit sind Personen oder Firmen gemeint, die zweimal von dem Programm profitiert haben. Dazu sagte Grund: &bdquo;Durch den Standortwechsel einer Einzelhändlerin ergab sich eine partielle zweite Förderung. Diese Vermietung wurde später in einem regulären Mietverhältnis weitergeführt und existiert noch heute.“ Mehr zum Thema: Kontroverse Aufwertung der Bahnhofstraße in Bünde Das sagt Ralf Grund vom Stadtmarketing Das aktuelle Förderprogramm läuft noch bis Ende 2026. An der ersten Auflage übten viele Geschäftsleute und Interessenten Kritik, weil das Gebiet, in dem Ladenlokale in das damalige Sofortprogramm aufgenommen wurden, die Bahnhofstraße hinauf nur bis zur Blankener Straße reichte. Das wurde für die Neuauflage bis zum Bahnhof erweitert. Wenn auch nicht jedes Geschäft nach Ende der Förderphase weitergeführt wurde, war zumindest das im ersten Corona-Jahr ins Leben gerufene Sofortprogramm im Sinne der Stadt Bünde ein Erfolg. Zum Ende des Programms vor einem Jahr sagte Ralf Grund: &bdquo;Zwar wurde nicht jedes Geschäft nach Ende der Förderphase fortgeführt, jedoch hat das Programm dafür gesorgt, dass die Struktur der Innenstadt bezogen auf den Handel erhalten blieb.“ Dennoch bleibt die Tatsache, dass ein recht großer Teil der Geschäftsleute die Mieten nach dem Ende der Förderphase nicht mehr stemmen konnte.

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