Gehörlose kämpfen im „Red Bowl“ in Bünde um die deutsche Meisterschaft

Bünde. Die Bowling-Kugeln knallen auf das Holz der Bahn. Die Pins fallen geräuschvoll um, als die Kugeln sie treffen. Aus den Boxen ertönt Musik. Die Geräuschkulisse im &bdquo;Red Bowl“ in Bünde wirkt im ersten Moment normal. Doch eines ist untypisch: Die Spielerinnen und Spieler sprechen nicht. Zumindest nicht mit dem Mund. Sie unterhalten sich mit Gebärdensprache. Am Wochenende haben die Deutschen Teammeisterschaften des Gehörlosen Bowling im &bdquo;Red Bowl“ in Bünde stattgefunden. &bdquo;Das ist eine ganz besondere Atmosphäre“, sagte Matthias Wilke, Geschäftsführer des &bdquo;Red Bowl“, im Gespräch mit der Neuen Westfälischen und spielte auf die vergleichsweise ruhige Geräuschkulisse an. Bei den deutschen Teammeisterschaften sind am Freitag und Samstag (11. und 12. Oktober) sechs Herren-Mannschaften und sieben Damen-Mannschaften aus ganz Deutschland gegeneinander angetreten. Angereist sind sie aus Braunschweig, Ludwigsburg, Halle, Stuttgart und Mannheim. 230 Kilometer für den Verein Auch die Damen und Herren der ersten und zweiten Mannschaften des Gehörlosen Sportvereins (GSV) Osnabrück waren dabei. Sie waren gleichzeitig auch der Ausrichter des Turniers. Und sie waren nicht das erste Mal in Bünde. &bdquo;Wir trainieren immer hier“, sagte Thalia Hönig. Sie ist seit zwei Jahren Teil der ersten Damen-Mannschaft des GSV Osnabrück. Mithilfe ihrer elektronischen Hörprothesen kann sie auch lautsprachlich kommunizieren. Um für die GSV Osnabrück trainieren zu können, nimmt die 18-Jährige einen langen Weg auf sich. Denn sie wohnt in der Nähe von Köln. &bdquo;Es gibt in Nordrhein-Westfalen kein Gehörlosen-Damenteam im Bowling“, erklärte sie. &bdquo;Osnabrück ist der nächste Verein von uns.“ Und so nimmt Hönig gemeinsam mit ihrer Mutter stets die rund 230 Kilometer pro Weg auf sich, um mit ihren Teamkolleginnen zu bowlen. Öfter als in Osnabrück trainiert sie allerdings in Köln. Dort spielt Thalia Hönig für die Damen-Mannschaft des Bowling-Sport-Club (BSC) Strikers Köln. Das Team, in dem sowohl hörende als auch gehörlose Sportlerinnen gemeinsam bowlen, spielt in der NRW-Liga. Und damit nicht genug: Seit Januar 2023 spielt die 18-Jährige auch für das Deutsche Gehörlosen-Bowling-Nationalteam – und war vergangenes Jahr Teil der Weltmeisterschaft in München. Platz 5 bei der Weltmeisterschaft &bdquo;Das war cool“, sagte Hönig am Samstag bescheiden. Als jüngste Teilnehmerin für Deutschland trat sie bei der WM unter anderem gegen Spielerinnen aus Japan, Korea, Frankreich, den USA und der Ukraine an. Von insgesamt 27 Teams belegte das deutsche am Ende Platz 5. Im Einzel holte Thalia Hönig Platz 38. Bei der Deutschen Teammeisterschaft im &bdquo;Red Bowl“ warf die 18-Jährige am Samstag einen &bdquo;Strike“ nach dem anderen. Von einem &bdquo;Strike“ spricht man, wenn alle zehn Pins mit dem ersten Wurf eines Spielzuges fallen. Hönig war zufrieden mit sich und ihren beiden Teamkolleginnen. Am schönsten findet sie es, &bdquo;wenn alle zusammen lachen und motiviert sind“, wie sie im Gespräch mit der Neuen Westfälischen sagte. Auch Jan Wegner ist Teil der GSV Osnabrück. Er spielt seit zwei Jahren für die erste Herren-Mannschaft des Vereins. &bdquo;Und seit diesem Jahr in Holsen“, berichtete er bei dem Turnier am Samstag. Der Vfl Holsen hat vor sechs Jahren eine Bowling-Sparte gegründet, erklärt Matthias Wilke. Dort spielen Hörende und Gehörlose zusammen. &bdquo;Wir sind wie eine Familie“ Insgesamt bowlt Wegner, der Lautsprache durch seine Fähigkeit des Lippenlesens verstehen kann, bereits seit rund acht Jahren. Vorher hat er sich unter anderem in Basketball und Fußball versucht. Doch mit Bowling habe er jetzt seine Sportart gefunden. &bdquo;Wir sind wie eine Familie“, sagte Wegner am Samstag über den GSV Osnabrück. &bdquo;Wir machen viel zusammen.“ Seit diesem Jahr ist der 32-Jährige auch Leiter der Bowling-Sparte beim GSV Osnabrück. Damit ist er unter anderem zuständig für die Organisation von Trainings, Ausflügen und Festen. Wie seine Vereinskollegin Thalia Hönig war auch Jan Wegner zufrieden mit seinem Verein am Samstag. &bdquo;Wir haben es geschafft, uns hier mit Top-Spielern aufzustellen“, sagte er. &bdquo;Mein Ziel ist Platz 4, das können wir schaffen“, sagte er über seine Mannschaft. Goldmedaille für Thalia Hönig Und es kam sogar noch besser: Das Team von Wegner holte am Ende Platz drei und damit die Bronze-Medaille. Das wurde bei der Siegerehrung im Vereinsheim des Vfl Holsen gebührend gefeiert. Platz 1 bei den Herren erreichte der GBKSV Stuttgart und Platz 2 der GSV Braunschweig. Das Team von Thalia Hönig verpasste mit Platz 4 knapp das Siegertreppchen. Die zweite Mannschaft des GSV Braunschweig machte bei den Damen den ersten Platz. Die erste Mannschaft des GSV Braunschweig erreichte Platz 2 und Bronze holte der GSV Ludwigsburg. Dennoch erhielt Thalia Hönig eine Goldmedaille – denn sie war die beste Spielerin unter den Damen bei den Deutschen Gehörlosen Bowling Teammeisterschaften 2024.

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