Kein Zuschuss bei Kinderwunsch-Behandlung? Expertin aus Bünde gibt Tipps

Bünde. Eine Familie gründen – für viele Paare ist das der größte Wunsch. Wenn sich dieser auf natürlichem Wege aber nicht erfüllt, gehen nicht wenige den Weg der künstlichen Befruchtung, um doch noch ein Kind zu bekommen. &bdquo;In Deutschland ist fast jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos“, schreibt das Bundesfamilienministerium. Um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen, sind sie auf medizinische Hilfe angewiesen. Die Behandlung ist nicht nur körperlich und seelisch eine Belastung. Sie kostet auch viel Geld. Lesen Sie auch: Wie der Lebensstil die Fruchtbarkeit beeinflusst Neben den gesetzlichen Krankenkassen (50 Prozent) beteiligten sich an einer Kinderwunschbehandlung seit 2019 unter bestimmten Bedingungen auch das Land Nordrhein-Westfalen und der Bund (zusammen 25 Prozent). Der Eigenanteil der Paare betrug demnach 25 Prozent. Doch jetzt will das Land NRW die finanzielle Förderung für eine Kinderwunschbehandlung von ungewollt kinderlosen Paaren streichen – vorbehaltlich der Zustimmung des Landtags. Der Grund laut Familienministerium: gekürzte Fördermittel des Bundes. Damit würde der Eigenanteil, den Paare bei der Behandlung zahlen müssen, von 25 Prozent auf 50 Prozent steigen. Pro Quartal zwei bis drei betroffene Paare Eine Kinderwunschbehandlung oder In-Vitro-Fertilisation (Befruchtung, die in einem Reagenzglas vorgenommen wird) können Paare nicht direkt in Bünde durchführen lassen. Die nächsten Orte, in denen das möglich ist, sind Bielefeld, Osnabrück oder Minden. Aber es besteht die Möglichkeit einer Beratung, wenn es mit der Schwangerschaft auf natürlichem Wege nicht klappt. &bdquo;Wir haben pro Quartal zwei bis drei neue Paare, die sich hierzu beraten lassen“, berichtet Gynäkologin Gesa Fiedler. Mit zwei Kolleginnen betreibt sie die frauenärztliche Gemeinschaftspraxis an der Bismarckstraße. Sie weiß, in welch einer Ausnahmesituation sich Paare befinden, bei denen sich der sehnliche Kinderwunsch über lange Zeit nicht erfüllt. &bdquo;Für betroffene Paare ist es immer eine Frage, wie viel sie bereit sind, für die Erfüllung ihres Kinderwunsches aufzugeben – auch finanziell. Das Besondere: Es geht um etwas, von dem man dachte, dass man es umsonst bekommen würde.“ Hinzu komme, dass Paare bei einer Kinderwunschbehandlung in Vorleistung treten – und das ohne Garantie. &bdquo;60 bis 70 Prozent werden schwanger“, weiß Fiedler. Eigentlich glaubt die 55-Jährige nicht, dass viele Paare sich nun davon abschrecken lassen, dass sie künftig vermutlich einen größeren Eigenanteil zahlen müssen. Wer nicht zu einhundert Prozent davon überzeugt sei, wirklich alles versuchen zu wollen, verabschiede sich meist schon im Vorfeld von dem Kinderwunsch oder hoffe einfach, dass es noch irgendwie auf natürlichem Wege funktioniere, meint Fiedler. Die Kinderwunschzeit ist keine leichte Zeit und dauert oft Jahre Dennoch: &bdquo;In einem Land, in dem es auch politisch gewollt ist, dass wieder mehr Kinder geboren werden, ist es schon eine bemerkenswerte Entscheidung, diesen Zuschuss nun streichen zu wollen“, sagt die Gynäkologin. Und nachdem die Überlegungen, die Förderung zu streichen, in der Öffentlichkeit diskutiert werden, hatte sie bereits eine Patientin in Bünde, die direkt sagte, dass sie und ihr Partner sich das Ganze aus finanziellen Gründen jetzt nicht mehr leisten könnten. Lesen Sie auch: Herforder Paar ist verzweifelt: NRW streicht Kinderwunsch-Förderung Auch Maria Hainer, bei Pro Familia zuständig für die Beratung bei Kinderwunsch, betont: &bdquo;Vielen Personen geht es generell schon nicht gut in der Kinderwunschzeit, die viele Jahre lebensbestimmend sein kann.“ Erst komme die Erkenntnis, dass es nicht funktioniert, dann die Hormonbehandlung, dann würden viele Paare durch die Kinderwunsch-Kliniken geschickt. &bdquo;Auch eine Hormonbehandlung kann belastend sein. Und der finanzielle Aspekt kommt auch häufig noch dazu, da ja keiner weiß, bei welchem Versuch es klappt oder ob überhaupt.“ Maria Hainer sieht allerdings auch schon eine Ungleichbehandlung, bevor der Zuschuss des Landes NRW infrage stand: &bdquo;Das Ganze galt sowieso nur für verheiratete Hetero-Paare. Für Unverheiratete gab es in Ausnahmefällen einen Zuschuss. Gleichgeschlechtliche Paare sind allerdings schon immer aus der Förderung rausgefallen – da gab es eh schon immer eine Diskriminierung“, so die Psychotherapeutin. Allerdings weiß sie auch, dass die Sehnsucht nach einem Kind bei einigen Paaren so stark ist, dass sie sich auch von fehlender Förderung nicht abschrecken lassen werden: &bdquo;Manchmal ist der Wunsch wirklich sehr stark. Dafür wird einiges in Kauf genommen – auch finanziell.“

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