Ein Paar im Kreis Gütersloh spricht über langen Weg zum Wunschkind

Versmold. Kürzlich hat die kleine Ylvie Christa das Dreitagefieber durchgemacht. Doch mittlerweile geht es dem Mädchen schon wieder besser. Sie brabbelt abwechselnd auf dem Schoß von Mama und Papa vor sich hin, spielt mit dem Schnuller und schaut aufgeweckt dem Besuch am Esszimmertisch zu. Auf dem Sideboard stehen Baby- und Familienfotos. Ganz normales Familienglück? Keinesfalls, denn dass sie einmal ein leibliches Kind haben werden, war für Jana und Michael Schaldach nicht selbstverständlich. Die beiden kennen sich über den Handball. Seit 2017 sind sie ein Paar; die junge Familie lebt im Versmolder Ortsteil Hesselteich. Insbesondere bei der heute 34-Jährigen kommt irgendwann der Kinderwunsch auf. &bdquo;Mir war klar, dass es ohne Hilfe wahrscheinlich nicht funktionieren würde“, erzählt Jana Schaldach. Die junge Frau leidet unter dem PCO-Syndrom (Polycystischen Ovarialsyndrom), einer Hormonstörung, die eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg erschwert. Dazu kommt eine Blutgerinnungsstörung, die gewisse Risiken birgt. &bdquo;Dass es so schwierig wird, hätte ich aber nicht gedacht“, gibt sie zu. Tipps: Unerfüllter Kinderwunsch: Wo Betroffene in Gütersloh Unterstützung bekommen Paar im Kreis Gütersloh wartet viereinhalb Jahre Viereinhalb Jahre wartet das Paar auf sein Babyglück – eine lange Zeit mit Höhen und Tiefen. Die Kinderwunsch-Behandlung der Schaldachs beginnt in Bielefeld mit einer Insemination. Doch die Samenübertragung führt nicht zum erhofften Ergebnis, eine Schwangerschaft bleibt auf diesem Weg aus. Die Kosten dafür muss das Paar selbst tragen; zu dem Zeitpunkt sind die beiden noch nicht verheiratet. Beim zweiten Versuch ist das anders. Jana und Michael Schaldach haben sich – auch deshalb – das Jawort gegeben. So übernimmt die Krankenkasse immerhin 50 Prozent der Kosten bei bis zu drei Versuchen der künstlichen Befruchtung. Diese Zahl ist es auch, die sich das Paar als persönliche Grenze gesetzt hat. &bdquo;Wir hätten für unseren Kinderwunsch keinen Kredit aufgenommen“, sagt Jana Schaldach. Neben der Kostenseite spielt dabei auch ein anderer Aspekt eine Rolle: &bdquo;Man muss einen Punkt haben: bis hierher und nicht weiter. Sonst geht man daran kaputt.“ Denn physisch und psychisch bedeutet eine Kinderwunsch-Behandlung in der Regel eine Belastung. Mehr zum Thema: Zwillinge dank einer Kinderwunschbehandlung: Bekannte Bielefelderin macht anderen Mut Befruchtung der Eizelle außerhalb des Körpers &bdquo;Wir sind schon öfter aneinandergerasselt“, geben die Schaldachs zu und erinnern sich an eine Zeit zwischen Hoffnung und Hormonbehandlung. Sie machen auch die Erfahrung, dass Männer und Frauen anders mit dem Thema umgehen. &bdquo;Männer können vieles nicht so nachvollziehen”, schildert die 34-Jährige. Michael Schaldach geht den Weg seiner Frau zuliebe mit. Der 42-Jährige wäre, so schildert er, auch kinderlos glücklich mit ihr gewesen. &bdquo;Ich habe mir immer gesagt: Wenn es nicht sein soll, dann ist das so. Ich muss nicht unbedingt Vater werden.“ Nach der erfolglosen Insemination entscheiden sich die Versmolder für eine In-Vitro-Fertilisation (IVF). Die Befruchtung der Eizelle findet dabei außerhalb des Körpers statt; der Embryo wird erst später in die Gebärmutter eingesetzt. Die erste Behandlung verläuft erneut enttäuschend für das Paar. Schwierige erste Wochen der Schwangerschaft Jana und Michael Schaldach wagen einen weiteren Anlauf, holen sich Empfehlungen ein und fahren für die IVF in eine Hamburger Klinik. &bdquo;Genau die richtige Entscheidung”, sagt die Hesselteicherin. Dort fühlt sich Jana Schaldach bestens betreut und aufgehoben. Die Krönung: Der Schwangerschaftstest ist positiv. Die ersten Wochen der Schwangerschaft verlaufen allerdings nicht ohne Komplikationen, was auch der Vorerkrankung der 34-Jährigen geschuldet ist. &bdquo;Nach den ersten 15 Wochen hatte ich aber 24 gute Wochen“, sagt Jana Schaldach. Drei Tage vor dem errechneten Geburtstermin wird ihre Tochter im Juni 2024 auf die Welt geholt. &bdquo;Wir würden den Weg noch mal gehen“, sagt die junge Mutter und denkt über ein Geschwisterchen für Ylvie nach. Lesen Sie auch: Schock-Diagnose für schwangere Frau in Gütersloh – Ärzte entdecken plötzlich Tumor Künstliche Befruchtung ist oft ein Tabuthema Für das Ehepaar aus Versmold hat sich der lange und manchmal steinige Weg zum Wunschkind gelohnt. Sie möchten anderen ungewollt Kinderlosen Mut machen und wünschen sich gesellschaftlich mehr Offenheit beim Thema künstliche Befruchtung. &bdquo;Es wird oft als Tabuthema behandelt.“ Den ersten Versuch in der Kinderwunschklinik haben die Schaldachs zunächst für sich behalten, beim zweiten Mal direkt mit offenen Karten gespielt. Negative Reaktionen habe es nicht gegeben – im Gegenteil. Durch die Gespräche im Umfeld haben die beiden festgestellt: Künstliche Befruchtung kommt gar nicht so selten vor. Und Ylvie? Während ihre Eltern über ihre Erfahrungen der Kinderwunsch-Behandlung sprechen, ist das zehn Monate alte Mädchen auf Mamas Arm in aller Ruhe eingeschlafen.

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