Bielefelder Kinderwunschpraxis zählt bundesweit zu erfolgreichsten – Nachfrage steigt

Bielefeld. Die Geburtenrate in Deutschland sinkt, obwohl sich nach wie vor die meisten Menschen Kinder wünschen. Eine Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zeigt, dass Wunsch und Wirklichkeit in der Familienplanung oft nicht zusammenpassen, weil Paare den Kinderwunsch aufschieben. Da die Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter abnimmt, können Aufschübe zu ungewollter Kinderlosigkeit führen. Dann suchen betroffene Paare Kinderwunschzentren auf. In OWL zählt bei der Lebendgeburtenrate eine Praxis aktuell zu den erfolgreichsten in Deutschland. &bdquo;Die durchschnittliche Anzahl der Kinder, die Frauen und Männer bekommen möchten, ist zwischen 2021 und 2024 konstant geblieben. Gleichzeitig ist die Geburtenrate von 1,6 auf knapp 1,4 eingebrochen“, erklärt Carmen Friedrich, Mitautorin der Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung. &bdquo;Frauen und Männer planen im Schnitt zwischen 1,7 und 1,8 Kinder, also deutlich mehr als die Geburtenrate von 2024.“ Friedrich vermutet, dass das daran liegt, weil viele Paare die Familiengründung aufgrund von Krisen und sozialen Unsicherheiten aufschieben. Diese Einschätzung teilt die Bielefelder Reproduktionsmedizinerin Wiebke Rübberdt. &bdquo;Viele Paare schieben den Kinderwunsch lange auf und merken dann, dass es nicht mehr so einfach ist, ein Kind zu bekommen.“ Um sich den Wunsch trotzdem zu erfüllen, suchen immer mehr Betroffene Hilfe in den 141 deutschen Kinderwunschpraxen. Zahlen des deutschen IVF-Registers zeigen, dass der Bedarf steigt. Für 2023 zählt das Register 127.973 Behandlungszyklen für eine künstliche Befruchtung. Zum Vergleich: 2019 waren es 110.105 Zyklen. Das entspricht einem Plus von mehr als 16 Prozent. .responsive23-oxJGcEZGqRRmjjYZ-choro-geburtenraten-in-ostwestfalen { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-oxJGcEZGqRRmjjYZ-choro-geburtenraten-in-ostwestfalen { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-oxJGcEZGqRRmjjYZ-choro-geburtenraten-in-ostwestfalen { padding-top: 142.86%; } } Gute Ergebnisse für Bielefelder Praxis Seit 1997 sind in Deutschland 412.230 Kinder nach In-vitro-Fertilisationszyklen geboren, also nach Kinderwunschbehandlungen, bei denen die Befruchtung der Eizelle außerhalb des Körpers stattfindet. Die Zahl der Kinder entspricht etwa der summierten Einwohnerzahlen von Bielefeld und Minden. &bdquo;Die Möglichkeiten, bei ungewollter Kinderlosigkeit zu helfen, sind in den vergangenen Jahren deutlich besser geworden“, erklärt Rübberdt, die das Fertility Center Bielefeld mit Beata Szypajlo betreibt. &bdquo;Inzwischen sind 85 Prozent der Frauen nach drei Embryotransfers schwanger.“ Lesen Sie auch: Herforder Paar ist verzweifelt: NRW streicht Kinderwunsch-Förderung Gesammelt und ausgewertet werden die Daten seit 1982 im deutschen IVF-Register. Im Vergleich der Lebendgeburtenraten der 141 Zentren liegt das Fertility Center Bielefeld für 2023 auf Platz 4. &bdquo;Die Reproduktionsmedizin hat Grenzen, aber inzwischen können wir den meisten Paaren helfen“, erklärt Rübberdt. Mehr Behandlungen lesbischer Paare und Single-Mütter Das gelte auch für lesbische Paare sowie alleinstehende Frauen, die Spendersamen nutzen. &bdquo;Die Zahl der Behandlungen steigt. Zum einen, weil es keine Beschränkungen mehr für Single-Mütter gibt, und zum anderen, weil sich Frauen Sicherheit wünschen, die es auf dem Schwarzmarkt für Spendersamen nicht gibt.“ Das steigende Interesse zeigen auch die Zahlen des IVF-Registers. Demnach ist die Zahl der Behandlungen mit Spendersamen von 1.129 Behandlungen im Jahr 2018 auf 2.610 im Jahr 2022 gestiegen. Lesen Sie auch: Wenn der Kinderwunsch einfach nicht in Erfüllung gehen will: Eine Espelkamperin berichtet Großen Anteil an den steigenden Erfolgschancen haben nach Angaben Rübberdts die Möglichkeiten der Kryokonservierung, also das Einfrieren von befruchteten und unbefruchteten Eizellen, sowie der Blastozystenkultur. Diese Technik ermöglicht es, Embryonen fünf bis sechs Tage lang zu beobachten, bis sie das Blastozystenstadium erreicht haben. &bdquo;Früher wurden Embryonen häufig bereits nach drei Tagen transferiert. Die längere Kultivierung ermöglicht eine bessere Auswahl lebensfähiger Embryonen, was die Schwangerschaftsraten erhöht“, erklärt Rübberdt. Weniger Mehrlingsschwangerschaften in der assistierten Reproduktion Wichtig sei auch der Trend zum sogenannten Single-Embryo-Transfer, sagt Rübberdt. &bdquo;Dabei wird immer nur ein Embryo transferiert, auch wenn mehrere zur Verfügung stehen.“ Die Schwangerschaftsrate sei dann zwar pro Zyklus geringfügig schlechter, als wenn zwei Embryos in einem Zyklus transferiert würden. &bdquo;Insgesamt ist die Schwangerschaftsrate aber höher, weil übrig gebliebene Embryos kryokonserviert und für eine weitere Chance transferiert werden können.“ Zudem sinke das Risiko für Mehrlingsschwangerschaften, die ein deutlich höheres Risiko für Fehl- und Frühgeburten sowie Schwangerschaftskomplikationen haben. Lesen Sie auch: Bielefelder Experte: Wenn der Kinderwunsch zur Zerreißprobe wird Im Fertility Center Bielefeld wird inzwischen in 96 Prozent aller Fälle nur ein Embryo transferiert. Zum Vergleich: 2021 waren es nur 60 Prozent. &bdquo;Wir sind froh, dass wir diesen Weg mitgegangen sind, da sich die Sorge einer sinkenden Schwangerschaftsrate zum Glück nicht erfüllt hat“, erklärt Rübberdt. .responsive23-5fccmyTcM4aNZZ8m-atlas-slideshow-kuenstl-befruchtung { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-5fccmyTcM4aNZZ8m-atlas-slideshow-kuenstl-befruchtung { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-5fccmyTcM4aNZZ8m-atlas-slideshow-kuenstl-befruchtung { padding-top: 142.86%; } } Deutschland hat besonders strenge Vorgaben in der Reproduktionsmedizin Trotz der Erfolge in Deutschland entscheiden sich immer mehr Paare für eine Kinderwunschbehandlung im Ausland. Etwa in Spanien, weil das Land als Vorreiter in der assistierten Reproduktion gilt. &bdquo;In Deutschland macht der Gesetzgeber im Vergleich zu anderen europäischen Ländern oder den USA in der Reproduktionsmedizin strengere Vorgaben“, erklärt Rübberdt. Am Beispiel der Eizellspende werde das deutlich. &bdquo;In Deutschland dürfen Männer Samen spenden, Frauen aber keine Eizellen. In Spanien und vielen weiteren Ländern ist die Eizellspende seit Langem erlaubt.“ Lesen Sie auch: Ein Paar im Kreis Gütersloh spricht über langen Weg zum Wunschkind In der Praxis bedeutet das für Rübberdt und ihr Team, dass sie unfruchtbaren Männern mit einer Samenspende helfen kann, unfruchtbaren Frauen hingegen nicht. &bdquo;Es gibt Fälle, in denen Paare auf eine Spende von Samen oder Eizellen angewiesen sind, wenn sie ein Kind haben möchten. Helfen können wir in Deutschland jedoch nur Männern. Das erachte ich als unfair.“ Ärzte fordern eine Reform des Embryonenschutzgesetzes Hintergrund dieser Regel ist nach Angaben Rübberdts, dass die Gewinnung von Eizellen im Gegensatz zur Gewinnung von Samen mit einer hormonellen Stimulation und einer operativen Entnahme verbunden ist. &bdquo;Das birgt Risiken, die jedoch sehr gering sind“, erklärt Rübberdt. Das zeigen auch die Daten des IVF-Registers. Demnach liegt das Risiko von Überstimulationen als Folge der Hormontherapie bei 0,2 Prozent und das Risiko für Komplikationen der Eizellentnahme wie beispielsweise Blutungen bei 0,8 Prozent. Lesen Sie auch: Eizellspende: Das empfiehlt die Kommission Acht Fachgesellschaften der deutschen Reproduktionsmedizin und -biologie fordern deshalb in einem offenen Brief von der Bundesregierung die Legalisierung der Eizellspende und die Einführung des selektiven Single-Embryo-Transfers. &bdquo;Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass bestehende Regeln im Bereich der reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin nicht mehr den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlichen Realitäten entsprechen“, heißt es. Insbesondere das über 30 Jahre alte Embryonenschutzgesetz sei nicht mehr zeitgemäß und müsse dringend reformiert werden, um moderne medizinische Standards zu ermöglichen und gesundheitliche Risiken für Mütter und Kinder zu reduzieren. &bdquo;Deutschland ist in diesem Bereich fast das letzte Land in Europa, was zu einer Ungleichbehandlung von Frauen und Männern führt.“

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