Grabräuber schlagen in Bünde zu: Bronze-Namen von Familiengrab gestohlen

Bünde. Seit mehr als 25 Jahren kümmert sich Karin Meyring um die Gräber ihrer verstorbenen Familienmitglieder. Ihre Eltern Wally und Richard, ihre Tante Helga, ihr Bruder Peter und ihr erster Ehemann Gerhard haben hier seitdem ihre letzte Ruhe gefunden. Doch ihre Grabstätten sind seit einigen Tagen namenlos. Unbekannte haben die Schriftzüge aus Bronze von den Grabsteinen gestohlen. &bdquo;Ich bin normalerweise mindestens dreimal die Woche hier. Wenn es warm ist, auch jeden Tag, um die Blumen zu gießen“, sagt Karin Meyring. &bdquo;Aber weil es letzte Woche so viel geregnet hat, war ich nur am Montag da“. Als die 69-Jährige am Sonntag wiederkam, entdeckte sie zunächst eine Kuhle in den Kieselsteinen hinter dem Grabstein ihres Bruders. Es habe ausgesehen, als hätte jemand zuvor dort gestanden. Als sie die Steine wieder zusammenschieben wollte, fiel ihr die Veränderung am Grabstein ihres Bruders auf: Sein Name, sein Todesdatum und die danebenliegende Sonnenblume – alles aus Bronze – sind weg. &bdquo;Ich war entsetzt“, sagt Meyring. &bdquo;Wer macht denn sowas?“ Der Name der Mutter ist noch da Bei den Grabsteinen der anderen Familienmitglieder dasselbe Bild: Alle Bronze-Schriftzüge waren weg. Nur der Name ihrer Mutter, Wally, war noch da. &bdquo;Vielleicht wurden die Täter gestört“, vermutet Meyring. &bdquo;Oder der Name war zu speziell und sie können ihn nicht gebrauchen“. Statt der Namen sind an den Steinen nun offene Löcher zu sehen, in denen die Bronze-Schriftzüge befestigt waren. Teilweise stecken noch Reste der Halterungen darin. Nach der Entdeckung war die Ahlerin &bdquo;geplättet“, wie sie sagt. &bdquo;Als ich mit meinem Hund nach Hause gegangen bin, musste ich weinen.“ An anderen Gräbern auf dem Friedhof sei nichts gestohlen worden, sagt sie. Die 69-Jährige vermutet, dass die Diebe bei ihrem Familiengrab zugeschlagen haben, weil es in der letzten Reihe der Ruhestätte liegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass man hier auf frischer Tat ertappt wird, ist also geringer als im vorderen Teil des Friedhofs. Erneuerung kostet rund 1.000 Euro Als sie den ersten Schock verdaut hatte, machte sich Karin Meyring auf den Weg zu einem Steinmetz in Ostkilver, der damals auch die Grabsteine angefertigt hatte. Sie wollte sich erkundigen, was eine Erneuerung der Schriftzüge kosten würde. &bdquo;Ohne Bronze wären das schon ungefähr 1.000 Euro“, sagt sie. Das ist ihr zu teuer. &bdquo;Ich bin die Letzte, die sich um das Grab kümmert, nach mir macht das keiner mehr. Und wer weiß, wie lange ich das noch kann“, erklärt sie ihre Entscheidung. Stattdessen wolle sie nun nach Dekoration aus Stahl schauen, zumindest für die Grabsteine ihres Bruders und ihrer Eltern. Das sind die größten Steine, deshalb fällt dort am meisten auf, dass etwas fehlt. Die Namen wolle sie aber nicht erneuern. &bdquo;Immerhin sind noch die Bilder da“, sagt sie. Auf jedem Grabstein sind Bilder ihrer verstorbenen Angehörigen angebracht. Bis auf das Grab ihrer Tante. &bdquo;Die wollte kein Bild haben“, sagt Meyring. Steinmetz vermutet Bandenkriminalität Wie sie berichtet, vermutet der Steinmetz, dass kriminelle Banden hinter dem Diebstahl stecken, die die Bronze weiterverkaufen. Er habe in der Vergangenheit auch schon von Diebstählen auf dem Feldmarkfriedhof und dem Friedhof Ennigloh gehört. Julia Dowe, Pressesprecherin der Polizei im Kreis Herford, geht nicht davon aus, dass organisierte Kriminalität hinter dem Bronzediebstahl steckt. Ihr sei keine kriminelle Bande in der Region bekannt, die es speziell auf Grabstätten abgesehen habe. Zwar komme es immer wieder vor, dass Grabdiebstähle im ganzen Kreis Herford angezeigt werden, in der vergangenen Zeit seien aber keine vermehrten Anzeigen bei der Polizei im Kreis Herford eingegangen. Polizei rät zur Anzeige Dowe rät allerdings: &bdquo;Wenn jemand das Grab leer räumt, sollte auf jeden Fall Anzeige erstattet werden“. Ein derartiges Vergehen sei nicht nur &bdquo;absolut pietätlos und Störung der Totenruhe“, sondern eben auch Diebstahl. Und nur mit einer Anzeige können die Beamten ermitteln. Mehr zum Thema: Diebstahl auf dem Friedhof - Das sagen Betroffene und Polizei Karin Meyring hat keine Anzeige erstattet. Sie befürchtet, dass die Polizei die Täter nicht ausfindig machen könne, da sie nicht weiß, wann genau die Schriftzüge gestohlen wurden. Den übriggebliebenen Namen ihrer Mutter hat sie jetzt selbst abgenommen. Zu groß ist die Befürchtung, dass die Diebe nochmal zuschlagen. &bdquo;Ich habe ein Bild von meiner Mama zu Hause, da stelle ich den dran“, sagt die Ahlerin.

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