Friedhofsdiebstahl in Bünde: Gedenkkreuz für jungen Soldaten entwendet

Bünde. Als Wolfgang P. (Name von der Redaktion geändert) am Sonntag, 12. Januar, den Friedhof in Spradow besucht, traut er seinen Augen nicht. An der Stelle, wo auf der Familiengrabstelle ein Bronzekreuz stand, klafft nur noch ein ausgebuddeltes Loch. Fußspuren in der Erde und ein zertrampeltes Gesteck deuten darauf hin, dass hier Diebe am Werk waren. Im ersten Moment sei er ziemlich geschockt gewesen, da es sich bei dem Kreuz um ein ganz besonderes Erinnerungsstück handelt. &bdquo;Es stand dort zum Andenken an meinen Onkel, der als 16-Jähriger an einem der letzten Tage im Zweiten Weltkrieg in der Nähe von Oldenburg gefallen ist“, erzählt der 65-Jährige. Die Grabstätte für den Onkel sei zwar längst ausgelaufen – mittlerweile haben hier seine Eltern ihre letzte Ruhestätte gefunden – aber das sogenannte &bdquo;Soldatenkreuz“ hatte er bewusst stehen lassen. &bdquo;Auch als Mahnung vor den Folgen von Kriegen und dass selbst Kinder davon nicht verschont bleiben“, sagt der Bünder. Bronzekreuz ist rund 1,50 Meter hoch Seine Großeltern hätten zwar nicht oft darüber gesprochen, aber sie hätten sich zeitlebens Vorwürfe gemacht, dass sie ihren jüngsten Sohn nicht einfach versteckt hatten, als die Nazis in den letzten Kriegstagen von Haus zu Haus gingen, um selbst Jugendliche an die Front zu zwingen. Rund 1,50 Meter hoch sei das Kreuz und aus Massivbronze. &bdquo;Ich kann nicht sagen, wie schwer es ist, aber als wir es einmal auf dem Grab umgesetzt haben, war es sehr schwer“, erzählt Wolfgang P. Wie hoch der reine Materialwert sei, könne er daher nicht genau sagen. Er würde ihn auf um die 500 Euro schätzen. Dafür weiß der Pensionär, dass die Diebe nicht nur auf seinem Familiengrab zugeschlagen haben. Beim Ortstermin zeigt er eine Grabstelle, die ein paar Meter weiter liegt und wo ebenfalls ein Loch in der Erde klafft. &bdquo;Dort stand ein nachempfundenes Propellerblatt für einen im Krieg abgestürzten Piloten. Das war ebenfalls aus Bronze“, sagt er. Laut Polizei keine auffällige Häufung von Metalldiebstählen Der Bünder vermutet, dass die Diebe das Gelände vorher ausgespäht haben, um dann, vermutlich in der Dunkelheit, gezielt auf die beiden Gräber zuzusteuern. Angesichts der recht abgelegenen Lage des Friedhofs in Spradow ist das wohl kein allzu abwegiger Gedanke. Zumal die Diebe das Kreuz mitsamt dem Betonfundament mühsam ausbuddeln mussten und dabei wohl für einige Zeit ungestört sein mussten. Auch wenn sich Wolfgang P. wenig Hoffnung macht, das Kreuz wiederzubekommen, hat er Anzeige bei der Polizei erstattet. Laut Polizeisprecher Hendrik Drawe sei das auf jeden Fall die richtige Entscheidung gewesen. &bdquo;Denn nur, wenn Menschen solche Diebstähle bei uns anzeigen, können wir erkennen, ob es sich dabei um eine Serie handelt“, erklärt Drawe. Zum Thema: Grabräuber schlagen in Bünde zu: Bronze-Namen von Familiengrab gestohlen In Bezug auf Metalldiebstähle von Baustellen oder eben auch von Friedhöfen gebe es im Raum Bünde aktuell allerdings keine Hinweise auf eine solche Serie. &bdquo;Das kommt immer mal wieder vor, aber eine auffällige Häufung ist momentan nicht zu erkennen“, sagt Drawe. Schrotthändler wollen mittlerweile den Ausweis sehen Er merkt an, dass es vor einigen Jahren in Bünde mal eine Serie gegeben habe, wo Diebe Dachrinnen oder Fallrohre aus Kupfer gestohlen hätten, um diese anschließend bei Schrotthändlern zu Geld zu machen. Diese Möglichkeit sei aber nur noch eingeschränkt möglich, wodurch die Fallzahlen zurückgegangen seien. &bdquo;Schrotthändler lassen sich mittlerweile den Ausweis zeigen, um nachweisen zu können, von wem die Metalle stammen“, sagt Drawe. Der Polizeisprecher verweist aber darauf, dass es bei Kunstgegenständen wie einem alten Bronzekreuz aus Sicht der Diebe je nach Einzelfall unter Umständen durchaus Sinn machen könnte, dieses im Ganzen zu verkaufen, da es dann wertvoller wäre. Neues Kreuz wäre eine Einzelanfertigung Dass ein neues Kreuz deutlich teurer werde als der reine Materialwert, davon ist auch Wolfgang P. überzeugt. &bdquo;Ich habe schon mit einem Steinmetz aus Bünde gesprochen und der sagte mir, dass es sich bei so einem speziellen Stück um eine Einzelanfertigung handelt. Über Preise sei allerdings noch nicht gesprochen worden. &bdquo;Ich weiß noch nicht, ob ich das Kreuz ersetzen werde, ein Angebot werde ich mir aber auf jeden Fall machen lassen“, sagt der 65-Jährige. Falls er sich dafür entscheiden sollte, wird das Kreuz aber voraussichtlich nicht mehr aus Bronze sein. &bdquo;Davon ist mir und meiner Frau bereits vor Jahren bei einer anderen Grabstelle in Bezug auf aufgesetzte Buchstaben aus Bronze geraten worden“, sagt Wolfgang P. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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