Unbekannte kippen Badezimmer-Müll neben jüdische Gräber in Bünde

Bünde. Es ist ein wenig appetitlicher Anblick, der sich Besucherinnen und Besuchern des Feldmarkfriedhofs am Dienstagvormittag, 30. Juli geboten hat: In direkter Nachbarschaft zum Bereich mit den jüdischen Gräbern hatten Unbekannte offenbar ihren Haushaltsmüll entsorgt. Jedenfalls wies ein Haufen mit alten Abschminkpads, Toilettenpapierrollen, leeren Kosmetikverpackungen, gebrauchten Wattestäbchen sowie Einwegrasierern darauf hin. Wie lange der Unrat dort bereits gelegen hat, ist nicht bekannt. Am Sonntag, 28. Juli, hatte eine NW-Leserin die Redaktion per E-Mail darauf aufmerksam gemacht. &bdquo;Es ist schon schlimm genug, dass man in privaten Gärten immer wieder Müll findet. Jetzt machen Personen nicht mal vor dem Friedhof halt. Auf dem Feldmarkfriedhof, direkt neben den Gräbern der Juden, liegen Teile eines Badezimmer-Mülls“, schrieb die Leserin. &bdquo;Der Bauhof ist beauftragt und wird sich zeitnah um die Entsorgung kümmern“, versichert Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz, nachdem die Stadt auf Anfrage der NW von dem Problem erfahren hatte. Denn als Trägerin des Friedhofs ist die Stadt für das Entfernen wilder Müllhaufen zuständig. Im Mängelmelder der Stadt kann illegal entsorgter Müll gemeldet werden Greiner-Rietz weist außerdem darauf hin, dass tägliche Kontrollgänge seitens der Stadt personell nicht leistbar seien. Die Friedhofsgärtner hätten zwar einen Blick darauf, aber dennoch wäre die Stadt &bdquo;immer für Hinweise aus der Bevölkerung dankbar“. Der Mängelmelder der Stadt Bünde sei dafür eine gute Möglichkeit. Unter der Adresse www.buende.de/mängelmelder können Bürgerinnen und Bürger unter anderem auch illegal entsorgten Müll melden. Zum Thema: Wilder Müll: Umweltfrevler verursachen in Bünde jährlich hohe Kosten Wilder Müll ist bereits seit Jahren ein Ärgernis in vielen Städten und Gemeinden. Denn neben der Verschandelung der Umwelt und dem unschönen Anblick entstehen der Allgemeinheit auch Kosten für die Entsorgung. In Bünde belaufen sich diese nach Angaben der Stadt auf durchschnittlich rund 12.000 Euro pro Jahr. In vielen Fällen handelt es sich dabei um Möbel, Reifen oder sonstige Dinge, deren Entsorgung nicht über den normalen Hausmüll erfolgen kann. Dinge aus einem Badezimmermülleimer und dazu noch auf einem Friedhof sind eher eine Ausnahme. Keine Hinweise auf einen antisemitischen Hintergrund Neben den Problemen mit wildem Müll sorgt bei der Stadt und den Bürgern auch Vandalismus zunehmend für Frustration. Aktuell sind die Bahnhofstoiletten betroffen und mussten erst kürzlich wegen mutwilliger Zerstörung und übermäßiger Verschmutzung auf unbestimmte Zeit geschlossen werden. Zum Thema: Stadt Bünde frustriert: Vandalismus und extreme Verschmutzung in Bahnhofstoiletten Dass das Abladen des Mülls auf dem Feldmarkfriedhof in direkter Nähe zu den jüdischen Gräbern einen antisemitischen Hintergrund hatte, erscheint wenig wahrscheinlich. Konkrete Hinweise darauf liegen nach Angaben der Polizei bislang jedenfalls nicht vor. Bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es auf dem Feldmarkfriedhof einen Bereich für jüdische Gräber. &bdquo;Das sind die Ersatzflächen für den ursprünglichen jüdischen Friedhof gegenüber vom Gymnasium am Markt“, erklärt Stadthistoriker Jörg Militzer. Da jüdische Friedhöfe allerdings ewige Orte seien, gelte der Bereich am Marktplatz offiziell immer noch als jüdischer Friedhof. Stadt Bünde übernimmt Pflege jüdischer Gräber Traditionell seien Friedhöfe im Judentum sich selbst überlassen worden, &bdquo;da diese die Vergänglichkeit darstellen sollen“, so Militzer. Dadurch wirken die Gräber nach christlichen Maßstäben oftmals ungepflegt. &bdquo;In der Neuzeit wird das aber nicht mehr so genau genommen“, sagt Militzer. Daher freue sich der Friedhofsbeauftragte der jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe durchaus darüber, wenn die Gräber gepflegt würden. Da viele jüdische Gemeinden aufgelöst worden sind und es keine Angehörigen mehr gibt, übernimmt die Pflege in Bünde die Stadt. &bdquo;Der Bauhof pflegt den Bereich zweimal im Jahr“, berichtet Stadtsprecherin Greiner-Rietz. &bdquo;Wenn aber ein Verein oder Einzelpersonen Spaß daran haben, zusätzlich die Grabpflege zu übernehmen, wäre das nach Rücksprache mit der Stadt aber sicher möglich“, sagt Militzer.

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