Versorgt schon 100 Personen pro Woche: So läuft das Bünder Gemüse-Experiment

Bünde. Die Radieschen, die Juniorchefin Lilli Kreft aus der Erde zieht, sind zwar noch klein, doch sie haben es in sich. Kräftiges Aroma und die darin enthaltenen Senföle entfalten nach wenigen Sekunden sehr angenehm ihre Wirkung. Das erste Gemüse aus dem Experiment der Familie Kreft steht kurz vor der Ernte. Zusammengefasst geht es dabei um den ressourcenschonenden Gemüseanbau auf kleiner Fläche. Und jeder Tag bringt für das Hofteam beim so genannten &bdquo;Market Gardening“ eine neue Herausforderung. &bdquo;Wir lernen jeden Tag“, sagt Hofchefin Sandra Kreft. Auf den ersten 500 Quadratmetern des Ackers, der später einmal 2.000 bis 2.500 Quadratmeter messen soll, sprießen Radieschen, Salat, verschiedene Kräuter. Alles, was gerade Saison hat. Und genau darum geht es. Zur Erklärung: Beim &bdquo;Market Gardening“ wird das Gemüse nicht für einen Supermarkt produziert, sondern ohne Zwischenstation direkt an die Konsumenten weitergegeben – ressourcenschonend, nachhaltig und unverpackt. &bdquo;Wir wollen damit zeigen, dass es neben großen auch die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe braucht, von denen die Menschen in ihrer Umgebung leben können – und das das ganze Jahr über“, sagt Sandra Kreft. Die Idee hinter dem Projekt Im Februar meldeten sich erste Familien bei einer Veranstaltung auf dem Hof in Muckum an. Konkret will Familie Kreft zeigen, dass bis zu 300 Menschen das ganze Jahr über von einem vergleichsweise kleinen Acker leben können, was die Versorgung mit frischem Gemüse betrifft. Wöchentlich können fertig gepackte Kisten mit saisonalem Gemüse auf dem Hof abgeholt werden. Die Interessierten haben dazu ein Jahres-Abo mit dem Hof abgeschlossen. Von den aktuell 500 Quadratmetern können immerhin schon 50 Kisten pro Woche gefüllt werden. Jede Kiste ist für zwei Personen konzipiert und für Mitte Juni ist die erste Ausgabe geplant. &bdquo;Es ist einfach spannend zu beobachten, wie sich die Pflanzen verhalten. Kürbisse, die in einer Reihe wachsen, sind unterschiedlich groß, weil einige in einer Windschneise stehen“, sagt Sandra Kreft. Warum Gemüse derselben Sorte an der einen Stelle stärker wächst als zwei oder drei Meter weiter, ist ein Phänomen, das das Team zurzeit beobachtet. &bdquo;Wir lernen jeden Tag etwas Neues“, sagt die Hofchefin. Zwar gab es auch schon Misserfolge, weil es zu Beginn noch zu kalt für manche Pflanzen gewesen sei, doch es mache Freude, auf so kleiner Fläche so viel anbauen zu können. Projekt soll langsam wachsen Und die gesteckten Ziele lassen aufhorchen: &bdquo;Wir wollen gucken, dass wir mit unserer Art, Gemüse anzubauen, auch an die Ertragsspitzen der kommerziellen Anbauer herankommen“, sagt Sandra Kreft. Stück für Stück soll das Projekt wachsen und in etwa fünf Jahren eine Endgröße erreichen. Der Anbau ist zwar nicht biozertifiziert, doch Schädlinge werden nur durch ihre natürlichen Feinde bekämpft und zum Beispiel Laufenten gegen Schnecken in die Beete geschickt. Am Rand des Ackers will das Team zudem Insektenhotels aufbauen. Penibel wird derzeit auch schon der Wasserverbrauch gemessen, um über die Zeit hinweg eine Entwicklung zu sehen. &bdquo;Wir wollen mit der Zeit immer nachhaltiger werden. Im kommenden Jahr wollen wir mit der Tröpfchenbewässerung beginnen“, so Sandra Kreft. Radieschen statt Wein am Südhand Gepflanzt wird im Übrigen auf so genannten Permanentbeeten. Es wird also nicht in der Erde, sondern auf dem Boden angebaut. Dabei wird der Boden beispielsweise mit Mulch oder Pappe abgedeckt, worauf wiederum Kompost ausgebracht wird, in dem das Gemüse gepflanzt wird. Die Abdeckung sorgt dafür, dass kein Unkraut nach oben kommt. Unbedruckte und unbeschichtete Pappe verrottet nach einiger Zeit. Und wo in manchen Regionen leckerer Wein an Südhängen wächst, wachsen auf einem Südhang im beschaulichen Muckum kleine, aber sehr feine Radieschen.

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