Medikamentenmangel in Apotheken: „Es wird von Woche zu Woche schlimmer“

Bünde/Rödinghausen. Noch immer ist der Arzneimittelmangel ein Problem in Apotheken. Noch immer müssen Patienten damit rechnen, dass sie nicht mit dem Medikament nach Hause gehen, das der Arzt ihnen verschrieben hat. Mehrere Apotheker im Bünder Land sind sich einig: Die Lage hat sich nicht entspannt. Auch nicht im Bereich der Kindermedizin. Das widerspricht der erst kürzlich veröffentlichten Meldung einer von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eingesetzten Arbeitsgruppe. Die vermeldete, dass sich die Lage beim Mangel von Kinderarzneimitteln entspannt habe. Grundsätzlich könne &bdquo;bei den Arzneimitteln der Dringlichkeitsliste von einer guten Versorgung ausgegangen werden“, hieß es in dem Bericht. Heinz-Peter Wittmann ist Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) und ehemaliger Inhaber der Adler-Apotheke in Rödinghausen. Wie er berichtet, sei die Anzahl der Arzneimittel, bei denen es Lieferengpässe gibt, nicht zurückgegangen. &bdquo;Grundlegend hat sich die Situation nicht verbessert“, sagt er. Nur ein kleiner Anteil an Kinderarzneimitteln sei wieder in größeren Mengen verfügbar als vorher. Ein Mangel in allen Bereichen Laut Eberhard Nalop, Inhaber der Bünder Markt-Apotheke, gebe es eine punktuelle Verbesserung bei Fieber- und Antibiotika-Säften für Kinder. &bdquo;Das ist aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, so der Apotheker. In der Breite fehle es noch massiv an Medikamenten für Kinder und Erwachsene und es werde &bdquo;von Woche zu Woche schlimmer“. Das berichtet auch Alec Schade von der Einhorn-Apotheke in Bünde. Ihm zufolge sei die Situation zurzeit in Bezug auf keine Arzneimittel-Gruppe gut. Aufgrund des hohen Mangels beim deutschen Großhandel, bestellt er mittlerweile zum Teil bei Arzneimittelimporteuren aus dem Ausland, wie er sagt. So bekomme er beispielsweise Antibiotika-Säfte aus Belgien. &bdquo;Wir sehen zu, dass wir das kriegen, was geht“, sagt er. Alle benötigten Medikamente erhalte der Apotheker jedoch auch nicht über diesen Weg. Außerdem sei es bürokratisch aufwendiger, Medikamente aus dem Ausland zu bestellen – eine zusätzliche Arbeitsbelastung für ihn und seine Mitarbeiter. Rabattverträge als Problem Noch dramatischer als im Bereich der Kinderarzneimittel sei die Situation im Erwachsenenbereich, wie die Apotheker schildern. Insbesondere fehlen Medikamente zur Behandlung von Asthma, Diabetes und Herz-Kreislauf-Problemen, sagt Schade. Dass es bei Fieber- und Antibiotika-Säften für Kinder aktuell eine punktuelle Verbesserung gibt, liegt laut Heinz-Peter Wittmann daran, dass die gesetzlichen Arzneimittel-Rabattverträge in diesen Bereichen teilweise von der Bundesregierung aufgehoben wurden. Anfang der 2000er Jahre wurden eben die Rabattverträge eingeführt. Dabei sichert ein Arzneimittelhersteller der Krankenkasse zu, dass für jede Packung des entsprechenden Mittels aus seiner Produktion ein vereinbarter Preisnachlass erfolgt. Jetzt fehlt es in anderen Ländern Das Problem daran erklärte Nalop bereits im Dezember gegenüber der Neuen Westfälischen: &bdquo;Die Hersteller sind irgendwann nicht mehr in der Lage, zum vereinbarten Rabattpreis zu liefern“. Und andere Hersteller haben wiederum nicht genug produziert, weil sie keine entsprechenden Verträge abschließen konnten. Mit der Aufhebung der Rabattverträge sei es für Hersteller zurzeit wieder interessanter, ihre Arzneimittel auch in Deutschland anzubieten, sagt Wittmann. Das bedeutet allerdings auch: In anderen Ländern fehlt es an diesen Mitteln. &bdquo;Im Augenblick bezahlen wir für verschiedene Kindermedikamente mehr, die dann woanders fehlen“, sagt Wittmann.

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