Von Café bis Wohnraum: So könnte der Tabakspeicher in Bünde künftig genutzt werden

Bünde. Der Tabakspeicher steht für Bündes Historie. Kaum ein Gebäude in der Stadt erinnert so sehr an die Geschichte der Zigarrenstadt, wie das rote Klinkergebäude an der Wasserbreite. Aktuell wird der denkmalgeschützte Bau als Lager der Stadt und einigen heimischen Tabakfirmen genutzt. Doch was wäre noch damit möglich? Henner Wolf vom Planungsbüro Lax und Wolf aus Minden präsentierte in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses der Stadt Bünde die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Tabakspeichers in Form einer Machbarkeitsstudie. Der Planungsausschuss hatte sich im September 2022 für eine solche Studie ausgesprochen, nachdem die SPD-Fraktion den Antrag dafür gestellt hatte. Die Pläne der Architekten zeigen: Es ist einiges möglich. Das liegt auch daran, dass der Tabakspeicher in einem sehr stabilen Zustand ist, wie Henner Wolf sagt. Schäden am Gebäude haben er und seine Kollegen bei ihren Untersuchungen nicht feststellen können. Eine gute Voraussetzung für den Umbau. Gastronomie im Erdgeschoss Der Architekt präsentierte dem Planungsausschuss eine abschnittweise Nutzung des Gebäudes. Folgendes stellt er sich vor: An der Ecke Wasserbreite / Eingang ZOB wäre ein neuer Eingangsbereich möglich. Im Erdgeschoss könnte ein Café oder ein anderer gastronomischer Betrieb entstehen, der Gäste zum Verweilen einladen soll. Für einen Gastro-Betrieb wäre ein Außenbereich in Richtung ZOB möglich. Zusätzlich würden Ladeneinheiten im Erdgeschoss Platz finden. Im zweiten und dritten Obergeschoss des Tabakspeichers stellt sich der Architekt Büroräume vor, die auch gemeinschaftlich in Form eines Co-Working-Space genutzt werden können. &bdquo;Das vierte und fünfte Obergeschoss ist in dieser Planung als Wohnnutzung gedacht“, so Wolf. Hier seien zum Beispiel drei Maisonette-Wohnungen möglich. Brandschutz als lösbares Problem &bdquo;Das sind alles nur Gedankenspiele, die wir durchgeführt haben. Aber lange Rede, kurzer Sinn: Das Gebäude ist nutzbar“, betont Wolf. Letzteres war in der Vergangenheit nicht immer klar, auch aus Brandschutzgründen. Denn durch die Holzkonstruktion im Tabakspeicher sowie dem innenliegenden Luftstrom von unten nach oben gab es in der Vergangenheit Bedenken in Bezug auf den Brandschutz des Gebäudes. Danach fragte auch Marius Hölscher (CDU) in der Ausschusssitzung. Wolf konnte Entwarnung geben: &bdquo;Die Funktionalität der Durchlüftung werden wir nicht erhalten“, sagte er. Die Grund-Holzkonstruktionen könnten ihm zufolge aber durchaus bestehen bleiben. Das sei mit dem Brandschutz vereinbar. Mehr als 6 Millionen Euro Kosten Mit dem Umbau des Gebäudes würden auch Eingriffe in die Fassade einhergehen. Dazu äußerte Thorsten Beuß (SPD) seine Bedenken in der Sitzung. &bdquo;Haben Sie da Erfahrungswerte mit dem Denkmalschutzamt?“, fragte er den Architekten. Die Erfahrungen hat Wolf. Ihm zufolge seien die Umbauten auch mit dem Denkmalschutz vereinbar. Die Technische Beigeordnete Andrea Brückner merkte allerdings an, dass die Verwaltung bereits das Landesamt in Bezug auf den Denkmalschutz mit in die Vorschläge einbezogen habe. Das sei etwas kritischer als die Architekten. &bdquo;Aber ich glaube schon, dass es mit Überzeugungsarbeit möglich ist, gewisse Dinge hinzukriegen“, so Brückner. Nach Rechnung von Wolf würde der abschnittweise Umbau des Außen- und Innenbereichs, wie vom Planungsbüro vorgeschlagen, die Stadt mehr als 6 Millionen Euro kosten. Dabei sind allerdings nur die Sanierung der Gebäudehülle sowie der Innenausbau der Geschosse berücksichtigt, wie Wolf auf Rückfrage von Stefanie Janßen-Rickmann (Grüne) klarstellte. &bdquo;Kein Durchbruch in den nächsten zwei Jahren“ Die Ausstattung sowie etwaige Nebenkosten sind noch nicht berücksichtigt. Mit den 6 Millionen Euro hätte die Stadt also ein &bdquo;funktionsfähiges Gebäude, das nutzbar beziehungsweise mietbar ist“, erklärt Wolf. Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Martin Schuster (CDU) sagte auf Nachfrage der Neuen Westfälischen, dass die Politik bei einer derartigen Summe realistisch betrachten müsse, inwiefern ein solches Vorhaben umsetzbar ist. Er selbst hält es aufgrund der wirtschaftlichen Situation der Stadt aktuell nicht für realistisch, dass sie einen solchen Umbau zeitnah durchführen könne. &bdquo;Ich glaube nicht, dass wir in den nächsten zwei Jahren den großen Durchbruch schaffen“, sagt er. Keine akute Sanierung notwendig Dennoch begrüße er, dass die Studie durchgeführt wurde. Es sei wichtig, zu sehen, was &bdquo;bei einem so wichtigen, identitätsstiftenden Gebäude möglich ist“. Allerdings haben andere Dinge wie Straßen, Schulen und Breitbandausbau zurzeit höhere Priorität für ihn - auch weil der Tabakspeicher aufgrund seines guten Zustands keine akute Sanierung benötigt, wie Henner Wolf in der Sitzung erklärte. Die Präsentation der Machbarkeitsstudie war lediglich zur Kenntnisnahme gedacht. Wie es nun mit dem Tabakspeicher weitergeht, hängt von den Fraktionen ab, wie Schuster erklärt. Die haben jetzt die Möglichkeit, sich intern über die Studie zu beraten und weitere Anträge in dieser Sache an die Verwaltung zu stellen.

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