Krach macht krank: Jeder fünfte Bünder leidet unter Lärm

Bünde. Bis zu 20 Prozent der Menschen in Bünde, Kirchlengern und Rödinghausen leiden regelmäßig unter der sie umgebenden Lärmatmosphäre. Dabei zählt hier besonders hier die A30 als eine Lärmquelle, dicht gefolgt vom Schienenverkehr und dem Straßenverkehr in den Kommunen. Ein vom Land beauftragtes Lärm-Gutachten soll die Belastungen aufzeigen und im Weiteren Maßnahmen möglich machen, die die Belastungen zu reduzieren. Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf eine dauerhafte Lärmbelastung. Die Folgen sind individuell, aber die Medizin weiß mittlerweile, dass Lärm auch krank machen kann. Herz- und Kreislauferkrankungen, Schlafstörungen oder auch Hörschäden sind dabei recht oft die Folgen. In Bünde sind beispielsweise 20 Prozent der Einwohner betroffen. Diese Zahlen gehen aus einer Untersuchung des Landes hervor. Aber ab wann sind Geräusche Lärm? &bdquo;Unter Umgebungslärm sind unerwünschte oder gesundheitsschädliche Geräusche im Freien zu verstehen, die durch Aktivitäten von Menschen verursacht werden. Dazu gehört der Lärm, der von Verkehrsmitteln, Straßenverkehr, Eisenbahnverkehr, Flugverkehr sowie Geländen für industrielle Tätigkeiten ausgeht“, heißt es in dem Gutachten. Fast 15 Millionen Euros auf der A30 Speziell für die Stadt Bünde haben sich die Gutachter auf Straßen- und Schienenverkehr konzentriert. Und bei den Straßen sind nur die berücksichtigt, die jährlich von mehr drei Millionen Fahrzeugen befahren werden. Spitzenreiter sind die beiden Abschnitte der A30. Dort werden für den Bereich zwischen den Anschlussstellen Bruchmühlen und Bünde etwa 13,5 Millionen Autos pro Jahr gezählt. Für den Bereich zwischen Bünde und Hiddenhausen sind es mit etwa 15,5 Millionen Fahrzeugen sogar noch mehr – und damit mehr als 42.000 Autos pro Tag. Für eine hohe Lärmbelastung sorgen auch die Osnabrücker Straße, die Hansastraße und die Bünder Straße, auf denen laut Gutachten mehr als 10.000 Fahrzeuge am Tag unterwegs sind. Beim Schienenverkehr werden nur Strecken untersucht, auf denen es mehr als 30.000 Zugbewegungen pro Jahr gibt. Für Bünde ist im Gutachten die Strecke zwischen Löhne und Rheine berücksichtigt worden. Neben dem Nahverkehr wird dieser Bereich auch von schnellen Zügen des Fernverkehrs sowie von Güterzügen befahren. Laut Gutachten kommt es pro Jahr zu etwa 60.000 Zugbewegungen, von denen mehr als 20.000 auch in den Abend- und Nachtstunden stattfinden. Einige Bünder müssen laut dem Gutachten mit &bdquo;hohen beziehungsweise sehr hohen Belastungen durch Lärm leben“. Laut der Studie sind derzeit noch 1.833 Menschen tagsüber einer zeitweisen Lärmbelastung von 65 bis 69 Dezibel ausgesetzt – also mit dem Geräusch, das in etwa ein Staubsauger verursacht. 740 Bünder müssen tagsüber Lärm von 70 Dezibel ertragen, drei Einwohner leben mit einer Belastung von mehr als 75 Dezibel. Für die Nachtstunden haben die Verfasser des Gutachtens 788 Menschen erfasst, die zur Nachtzeit mit Lärm von 60 bis 64 Dezibel leben müssen. Für drei Bürger haben die Gutachter einen Wert von 65 bis 69 Dezibel ermittelt. Was die EU erreichen will Die Gutachter gehen aber davon aus, dass tagsüber bereits ein Wert von 55 Dezibel als belastend gilt. Für die Nachtstunden wird sogar ein Wert von 50 Dezibel als störend empfunden. Dadurch erhöht sich der Kreis der Betroffenen in Bünde drastisch. Anhand der Berechnungen des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr ist festgestellt worden, dass insgesamt circa 10.200 Einwohner zwischen 55 und 70 Dezibel den gesamten Tag über und nachts circa 5.350 Einwohner zwischen 50 und 60 Dezibel betroffen sind“, heißt es in dem Gutachten. Allein 455 Gebäude in der Stadt sind einem Lärm von tagsüber 70 oder nachts 60 Dezibel Lärm ausgesetzt. Im Juni 2002 hat das EU-Parlament die &bdquo;Umgebungslärmrichtlinie“ erlassen, mit der Umgebungslärm bewertet und bekämpft werden soll. Bis zum 18. Juli haben alle Städte und Gemeinden in NRW Lärmaktionspläne zu erstellen. &bdquo;Ein Ermessensspielraum besteht nur bei der Frage, ob und welche Maßnahmen im Lärmaktionsplan vorgesehen werden“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage für den Umwelt- und Klimaausschuss, der in der kommenden Woche am Dienstag um 19 Uhr im Rathaus öffentlich tagt. Wenn der Ausschuss den Lärmaktionsplan dann beschließt, wird er noch zwei weitere Wochen öffentlich für die Bürger ausgelegt, bevor dann der Stadtrat über den Lärmaktionsplan entscheidet. In der Vorlage weist die Stadtverwaltung darauf hin, dass Einwohner keinen gesetzlichen Anspruch auf Lärmminderung allein aus dem Gutachten des Landes hätten.

Meistgelesen