Warum liegen Pläne zum Hochwasserschutz in Bünde seit 20 Jahren?

Bünde. Rolf Dahremöller ist verwundert. Seiner Meinung nach hätte die jüngste Hochwasserlage in Bünde deutlich harmloser verlaufen können – wenn fast 20 Jahre alte Pläne zum Hochwasserschutz zügiger umgesetzt worden wären. Deshalb wandte er sich mit seinem Anliegen jetzt an die NW-Redaktion. Konkret geht es um ein Konzept zum Hochwasserschutz für die Ortsteile Ahle, Werfen, Ennigloh und Hunnebrock, das bereits Anfang der 2000er Jahre von der Bezirksregierung Detmold ins Leben gerufen wurde, wie Dahremöller sagt. Um Bürger und Infrastrukturen bei möglichem Hochwasser besser zu schützen, sollte zum Beispiel in Ahle ein Rückhaltebecken mit umschließendem Wall entstehen. Das Becken, auch Flutpolder genannt, sollte an der Uferstraße entstehen, die von der Werfer Straße abgeht und in Richtung Ahler Sportplatz führt. Auch die Erhöhung und Versetzung von Deichen in Werfen, Ennigloh und Hunnebrock war in den Plänen vorgesehen, wie Dahremöller sagt. Der 76-jährige Ahler weiß von diesen Plänen, weil er zur Teilnehmergemeinschaft zum &bdquo;Flurbereinigungsverfahren Else Bünde-West“ gehört. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Landwirten und Eigentümern, die Land in den betroffenen Gebieten besitzen beziehungsweise besessen haben. Sie wurden zu Beginn des Verfahrens, im Jahr 2006, in die Pläne eingeweiht, weil sie dafür ihr Land an die Bezirksregierung Detmold verkaufen oder es gegen eine andere Fläche eintauschen mussten. Flutpolder soll in Ahle entstehen Auch Dahremöller verkaufte deshalb vor einigen Jahren seinen Acker hinter dem Sportplatz in Ahle an die Bezirksregierung. &bdquo;Den hatte ich ewig“, sagt er. Über den Verkauf ärgert sich der 76-Jährige nicht. &bdquo;Ich ärgere mich, dass es so lange dauert“, sagt er. Er verstehe nicht, wieso seit Planungsbeginn vor fast 20 Jahren so gut wie nichts von den Behörden umgesetzt worden ist. &bdquo;Wenn das fertig ist, ist es vorbei mit dem Hochwasser in Bünde“, sagt er. Auch im Archiv der Neuen Westfälischen sind Artikel zu den geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen zu finden. Bereits im Jahr 2014 schrieb die Redaktion, dass ein 300.000 Kubikmeter großer Flutpolder in Ahle entstehen soll. Der sollte vom Werre-Wasserverband Herford gebaut werden. Dessen Geschäftsführer, Steffen Veenaas, erklärte damals im Gespräch mit der NW, dass der Polder unterhalb der bebauten Bereiche an der Werfer Straße/Uferstraße in Ahle enden und auch die Brunnengebiete der EWB schützen solle. Damals hieß es, dass von den etwa 1,75 Millionen Euro Baukosten voraussichtlich 70 bis 80 Prozent vom Land übernommen werden. Verfahren kann bis zu 15 Jahre dauern Klaus Erdbrügger ist Teil des Vorstands der Teilnehmergemeinschaft zum &bdquo;Flurbereinigungsverfahren Else Bünde-West“. Er besaß mehrere Flächen in besagtem Gebiet. Für die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen hat er sie gegen andere Flächen eingetauscht. Erdbrügger sieht die Situation allerdings gelassener als Dahremöller. Aus jahrelanger Erfahrung wisse er, dass derartige Konzepte Zeit zur Umsetzung brauchen – er hat selbst im Bereich des Hochwasserschutzes in Bielefeld gearbeitet, wie er sagt. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von NW Bünde (@buenderland) &bdquo;Ein Flurbereinigungsverfahren allein dauert schon zwischen 10 und 15 Jahre“, sagt er. Und das umfasse nur die Übertragung der Flächen an die Bezirksregierung. In dem in Bünde betroffenen Gebiet betreffe das insgesamt circa 300 Hektar Land. Laut Erdbrügger sei der Tausch beziehungsweise Verkauf der Flächen zum aktuellen Zeitpunkt zu 95 Prozent abgeschlossen, 2025 wird es &bdquo;wahrscheinlich beendet“, sagt er. &bdquo;Die Umbaumaßnahmen können aber noch bis zu zehn Jahre dauern.“ Das sagt der Werre-Wasserverband Auf Nachfrage der Redaktion erklärt Nadin Möller vom Werre-Wasserverband Herford, dass die Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahmen, also unter anderem der Bau des Rückhaltebeckens, zurzeit stagniere, weil die Bezirksregierung die Wasserspiegellagen neu berechnen müsse. Das hänge damit zusammen, dass sich die Gegebenheiten durch Dürrezeiten und Hochwasserlagen in der Vergangenheit verändert hätten. &bdquo;Die Werte müssen daher noch mal neu berechnet werden“, sagt Möller. Sie rechnet in den kommenden Monaten mit den neuen Werten. Dann müsse die Planung eventuell noch mal überarbeitet werden. Für die Realisierung der Pläne ist laut Erdbrügger zum Teil die Stadt Bünde und zum Teil die Bezirksregierung zuständig. Eins der Probleme dabei: Die Maßnahmen werden vom Land und Bund bezuschusst. &bdquo;Dafür muss das Geld aber auch zur Verfügung stehen“, sagt er. Die Redaktion fragte deshalb vergangenen Dienstag auch bei der Stadt Bünde nach – unter anderem, welche Maßnahmen in dem betroffenen Gebiet seit Beginn des Verfahrens im Jahr 2006 umgesetzt worden sind, welche Maßnahmen noch in Planung sind und wie das Ganze finanziert wird. &bdquo;Aufgrund der Komplexität dieser Thematik“, wie es aus dem Rathaus heißt, konnte die Stadt allerdings bis Redaktionsschluss am Donnerstag keine Antwort geben.

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