Viel Geld in den Sand gesetzt: 250.000-Euro-Maßnahme an der Else in Bünde fruchtet nicht

Bünde. Im sandigen Boden sind zwischen trockenen Pflanzenstängeln aus dem Vorjahr und noch winzigen März-Brennnesseln die Spuren eines Rehs zu sehen. Ein paar Meter entfernt flattert unter lautem Getöse ein Jagdfasan davon. &bdquo;Pflanzen und Tiere gibt’s hier, keine Frage“, sagt Peter Bauer und stapft über den lockeren und tiefen Boden. &bdquo;Aber gewässerökologisch war das ein Schuss in den Ofen.“ Oder besser gesagt: ein Schlag ins Wasser. Die Rede ist von einer sogenannten &bdquo;Gewässerentwicklungsmaßnahme“, die vor knapp 15 Jahren in den Hunnebrocker Wiesen stattgefunden hat. Peter Bauer ist Angler und Fischereiberater des Kreises Herford. Brennnesseln und Hühnervögel berühren ihn von daher eher nicht so. Was ihn interessiert, ist besagte Gewässerökologie. Und in dem Punkt, so sagt der Bünder, sei hier wohl einiges schiefgelaufen. Bauer steht an einer kleinen Brücke an der Sachsenstraße, unter ihr fließt die Else hindurch. Er zeigt auf einen Schaukasten. &bdquo;Da kann man schön sehen, was gemacht wurde“, sagt er. &bdquo;Und da hinten kann man schön sehen, was daraus geworden ist – da können wir gleich mal hingehen“, schiebt er hinterher und zeigt flussaufwärts. Tatsächlich: In dem Schaukasten ist eine Luftaufnahme zu sehen, auf der die damaligen Baggerarbeiten offenbar gerade beendet worden waren. Der künstlich angelegte Nebenarm der Else ist auf dem Bild gut zu erkennen. Darunter eine Erläuterung, wie idyllisch man sich hier die nahe Zukunft vorstellte. Lesen Sie auch: Bürger &bdquo;schockiert“ über &bdquo;Kahlschlag“ am Else-Areal Vom Else-Nebenarm ist nichts mehr zu sehen Auch der NW war das Projekt im August 2010 einen großen Artikel wert. &bdquo;Bagger graben der Else einen Nebenarm“ hieß es in der Überschrift. Von einem Zurückversetzen des Flusses in seinen ursprünglichen Zustand ist da die Rede, von Blänken und Pfützen als Lebensraum für bestimmte Vogelarten, von einem Refugium für Jungfische, von Eiablageplätzen für Molche, Libellen und andere Kleinlebewesen. Der Leser erfährt auch, dass die Bagger und Laster für die Aktion 15.000 Kubikmeter Boden bewegen mussten und dass die Maßnahme insgesamt 250.000 Euro kostete – wovon das Land NRW 80 Prozent übernahm und die Stadt Bünde und der Werre-Wasserverband jeweils 25.000 Euro. &bdquo;Viel Aufwand und viel Geld, wenn man bedenkt, dass davon nichts mehr zu sehen ist“, findet Peter Bauer. Dass in dem betroffenen Gebiet sicherlich einige Tiere Versteck- und Fortpflanzungsmöglichkeiten fänden, sei für ihn völlig okay, &bdquo;aber dafür hätte man nicht so viel Geld ausgeben müssen, da hätte es gereicht, ein paar Bäume zu pflanzen und das Gebiet ansonsten einfach in Ruhe zu lassen“, sagt er. Auch interessant: Projekt Elseterrassen wird vorerst zurückgestellt War das Else-Projekt zum Scheitern verurteilt? Dass an dieser Stelle noch einmal nachgearbeitet wird, glaubt er nicht. &bdquo;Was sollte man auch tun? Bei jedem Hochwasser würde immer wieder so viel Sand und Schlamm auf die Fläche gespült, dass das ruckzuck wieder so aussähe“, sagt er und schaut auf jene Stelle, an der das Wasser von der Else in den Nebenarm fließen sollte – und die an diesem Tag knapp zwei Meter höher als der Wasserspiegel des Flusses liegt. Im Grunde genommen, so fügt Peter Bauer hinzu, sei dieses gut gemeinte Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Und was sagen die damaligen Protagonisten dazu? Die NW fragte schriftlich bei der Bezirksregierung in Detmold, beim Werre-Wasserverband, beim Kreis Herford und bei der Stadt Bünde nach. Die Bezirksregierung antwortete schnell – wenn auch ein wenig technokratisch: &bdquo;Maßnahmenträger im Jahr 2010 war der Werre-Wasserverband in Kooperation mit der Stadt Bünde“, heißt es in der E-Mail. &bdquo;Die wasserrechtliche Genehmigung erteilte seinerzeit der Kreis Herford als zuständige Untere Wasserbehörde. Die Bezirksregierung Detmold bewilligte als zuständige Förderbehörde auf Antrag des Werre-Wasserverbandes die für die Umsetzung der Maßnahme erforderlichen Fördermittel.“ In Bezug auf die angesprochene Entwicklung, so heißt es weiter, lägen aktuell keine Erkenntnisse vor. &bdquo;Daher würde ich Sie bitten, sich direkt an den Maßnahmenträger (Werre-Wasserverband bzw. Stadt Bünde) oder an die Genehmigungsbehörde (Kreis Herford) zu wenden.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Natürliche Entwicklung als erklärtes Ziel Der Werre-Wasserverband meldete sich am Freitag vergangener Woche: &bdquo;Mit der Errichtung einer Deichanlage und der Durchführung gewässerökologischer Maßnahmen in der Elseaue wurde im Jahre 2010 von der Stadt Bünde und dem Werre-Wasserverband ein Gemeinschaftsprojekt durchgeführt. Zur Reduzierung der Deichbaukosten sollte der Boden für den Deich ortsnah gewonnen und gleichzeitig die Verbesserung der Gewässerstruktur und die Schaffung von Laichhabitaten an der Else erreicht werden. Hierfür wurde unter anderem ein Altarm angelegt, der sich natürlich entwickeln sollte – die Verlandung des Altarms wurde als natürlicher Prozess erwartet. Eine dauerhafte Unterhaltung war nicht vorgesehen, da die natürliche Entwicklung das erklärte Ziel gewesen ist.“ Eine Antwort von der Stadt und vom Kreis erhielt die NW bis zum Montagnachmittag leider nicht.

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