Hochwasserlage in Bünde entspannt sich: Alle Infos zum Else-Hochwasser

Bünde/Rödinghausen/Kirchlengern. Der lang anhaltende Regen und das damit verbundene Hochwasser ist für die Feuerwehr in den vergangenen Tagen zur Herausforderung geworden. Aber: &bdquo;Es hat keine Deichbrüche gegeben“, stellt Günther Berg, Erster Beigeordneter der Stadt, im Pressegespräch am Dienstagmittag, 26. Dezember, klar. Die Deiche seien aufgrund des Hochwassers aufgeweicht, im Zuge dessen könne es zu Wasserübertritten kommen. Am Dienstag kam von der Stadt dann zum ersten Mal seit Tagen Entwarnung. Mittlerweile ist auch die Auffahrt zur A30 in Bruchmühlen frei, wie die Feuerwehr am Mittwochabend, 27. Dezember mitteilt. Sie war am Samstag gesperrt worden, weil der Hochwasseralarmplan in Kraft getreten war. Dazu musste die Osnabrücker Straße auf der Höhe der Autobahn-Auffahrten gesperrt werden, auch die Auf- und Abfahrt der A30 in Richtung Hannover wurde gesperrt. In der Nacht von Montag, 25. Dezember, auf Dienstag, 26. Dezember, sei es deshalb zu einem Großeinsatz in Ahle gekommen. Mehr als 400 Einsatzkräfte der Feuerwehr Bünde und des Technischen Hilfswerk (THW) waren beteiligt. Außerdem kamen Kräfte der Deutschen-Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) aus Bünde, Herford und Löhne zum Einsatz, die als sogenannte &bdquo;Deichläufer“ Kontrollen strukturiert durchgeführt haben. Durch die Helfer des DLRG gewinnt die Stadt Bünde vor allem Zeit: &bdquo;Alle verfügbaren Einsatzkräfte können sich aufgrund dieser Unterstützungsstruktur auf notwendige Sicherungsmaßnahmen der kritischen Infrastruktur im Stadtgebiet konzentrieren“, hieß es dazu seitens der Stadt. Auch überörtliche Einheiten der Feuerwehren aus den angrenzenden Kommunen wurden dazugeholt, das DRK hat die Verpflegung der Kräfte an mehreren Tagen übernommen. Menschenketten reichen Sandsäcke weiter &bdquo;Die Deichsicherung und die Deichverteidigung hat bei diesem Einsatz im Vordergrund gestanden. Es war erkennbar, dass der Deich anfängt, Wasser durchzulassen, was erstmal nicht kritisch ist, sondern baubedingt auch normal ist“, sagt Lars Janssen von der Bünder Feuerwehr. &bdquo;Für uns war der Einsatz logistisch eine Herausforderung, der Auenbereich ist dort stark durchnässt, so dass man dort mit schwerem Gerät nur sehr schwer und langsam durchkommt, um die nötige Anzahl an Sandsäcken an den Deich zu bekommen“, so Janssen. &bdquo;Der Boden war so durchweicht, dass man auf dem Deich nicht stehenbleiben konnte, sonst sank man ein“, sagte ein Feuerwehrmann vor Ort. Mit typischen Menschenketten sind laut Janssen dann zum Teil die Sandsäcke durchgereicht worden, das THW habe entsprechende Zufahrten mit Metallplatten schaffen müssen, da es keine befestigten Wege dort gibt. Zeitweise sei sogar überlegt worden, einen Hubschrauber einzusetzen, um entsprechende Sandsäcke zu dieser Stelle zu bringen. Das sei letztlich aber doch nicht notwendig gewesen, so Ralf Bartling, Leiter des Amtes für Sicherheit und Ordnung. Weitere Sandsäcke wurden auf dem Gelände der Firma Fretthold nachbefüllt und zur Einsatzstelle gebracht. &bdquo;Die Belastung der Kräfte war sehr, sehr hoch – auch durch teils starken Regen – so dass wir frühzeitig mit externen Kräften aufgestockt haben.“ Gegen 12 Uhr am Dienstagmittag war der Einsatz an der Stelle beendet. Südlich des Autohofs gibt es noch eine weitere Einsatzstelle. &bdquo;Dort wird von der Löschgruppe Holsen mit Pumpen Wasser in Richtung Else abgepumpt“, sagt Janssen. Am Dienstagmittag ist für die Bünder Kräfte die Regenerationsphase eingetreten, der Grundschutz wird entsprechend mit Kräften der Hauptamtlichen Wache sowie von Kräften aus Enger und Herford sichergestellt. Aufgrund der Hochwasserlage hat der Stab der Stadt Bünde nach umfangreicher Abwägung am Dienstagnachmittag entschieden, ein Stück der Borrenkampstraße zu entfernen. Durch diese Öffnung wird nach den fachlichen Berechnungen Entlastung für das aufgestaute Wasser der Else geschaffen. Alle unmittelbaren Anwohnerinnen und Anwohner wurden im Vorfeld über die Entscheidung informiert. Stadt reagiert ziemlich schnell &bdquo;In der Nacht hatten wir noch einen Wassereinbruch in Richtung des Red-Bowl-Bowlingcenters. Die Tiefgarage wurde geflutet“, sagt Janssen. Der Bereich sei entsprechend eingedeicht und geschützt worden. Im Vordergrund habe am Abend die Sicherung der Deiche und des Wasserwerkes in Ahle gestanden, um &bdquo;die Trinkwasserversorgung sicherzustellen“, sagt Berg. Auch in den Tagen davor hatte die Feuerwehr schon mit der Deichsicherung und der Sicherung des Wasserwerkes zu tun und hat dort präventiv vorgearbeitet. Die Stadt Bünde hat schon recht früh entsprechende Warnungen und Verhaltenstipps an Bürgerinnen und Bürger rausgegeben, am 24. Dezember wurde ein Krisenstab eingerichtet und ein Bürgertelefon unter der Tel. 05223 161 600 eingerichtet, um den Notruf zu entlasten. Dort können sich Bürgerinnen und Bürger aus akut gefährdeten Gebieten nach wie vor melden und erhalten dort weitere Hinweise. Auch hat der Krisenstab persönlich den Kontakt zu Bürgerinnen und Bürgern gesucht. Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger lobt die gute Zusammenarbeit aller. &bdquo;Für mich ist das auch ein Premierenfall. An so vielen Stellen greifen so viele Räder ineinander. Ich bin von dem Netzwerk und der Kommunikation schwer beeindruckt“, sagt sie. Und weiter: &bdquo;Viele wohnen an der Else, kennen solche Situationen, rufen nicht die Feuerwehr und helfen sich sogar selbst“, zeigt sie sich beeindruckt. Der Krisenstab geht davon aus, dass das das Hochwasser alle voraussichtlich noch bis ins neue Jahr beschäftigen wird. Die vorangegangene Sturmlage hatte am Freitag ein Todesopfer in Bünde gefordert. Ein 62-Jähriger war &bdquo;durch mehrere umstürzende Zaunelemente eingeklemmt“ worden, wie es seitens der Polizei heißt. Der 62-Jährige konnte zwar recht zügig befreit werden. Noch vor Ort wurde er von einem Notarzt behandelt und anschließend mit einem Rettungswagen ins Bünder Lukas-Krankenhaus gebracht. Dort erlag er jedoch am späten Freitagabend seinen Verletzungen. Aber zurück zum Hochwasser: Auch die Feuerwehr der Gemeinde Rödinghausen ist weiterhin damit beschäftigt. Seit Samstagabend, 23. Dezember, lief ein Einsatz an der Osnabrücker Straße in Bruchmühlen. Auch die Feuerwehren aus Rahden und Espelkamp sind mit ihrem Hochwassermodul dabei. Die starken Regenfälle der vergangenen Tage haben dafür gesorgt, dass die Else in Bruchmühlen deutlich mehr Wasser führt als sonst üblich. &bdquo;Die Pegelhöhe liegt bei 2,63 Meter und damit über der kritischen Grenze von 2,50 Metern“, sagt Daniel Müller aus der Gemeindeverwaltung am Samstagabend am Einsatzort. &bdquo;Damit greift nun der Hochwasser-Alarmplan“, sagt er. Sperrungen in Bruchmühlen Was bedeutet das? Die beiden Durchlässe zur Else unter der Osnabrücker Straße, die eigentlich für die Entwässerung der Gebiete Bruchmühlen/Ostkilver zuständig sind, werden geschlossen, da die Else zu großen Druck ausübt. Kräfte des Technischen Hilfswerks (THW) Bünde haben dabei unterstützt, sogenannte Spundwände aufzustellen. Mit der Schließung der Durchlässe soll verhindert werden, dass die Else weiteres Wasser in die kleineren Bäche drückt. &bdquo;Mit Hochleistungspumpen wird das Wasser aus den vollgelaufenen Gewässern nun in die Else geleitet“, sagt Jens Rüter, Pressesprecher der Feuerwehr der Gemeinde, vor Ort am Samstagabend. Aus diesem Grund ist die Osnabrücker Straße von der Autobahnauffahrt Richtung Osnabrück bis zur Einmündung zum Schäferweg nach wie vor voll gesperrt. Ebenso die Auf- bzw. Abfahrt der A30 in Bruchmühlen, Fahrtrichtung Hannover. An der Kläranlage wird ebenfalls Wasser abgepumpt. Wie lange der Einsatz dort noch laufen wird und wann die Sperrungen aufgehoben werden, ist unklar. In Kirchlengern – durch den Ort fließt die Else nach Bünde ebenfalls – gebe es &bdquo;keine nennenswerten Probleme“, hatte Kreis-Pressesprecher Patrick Albrecht am Samstag durchgegeben. Mehr zum Thema: Straßen gesperrt und Sandsäcke verteilt - Das ist an den ersten Hochwasser-Tagen in Bünde passiert In Bünde ist gesame Feuerwehr abwechselnd im Einsatz. Zudem Löschgruppen und Löschzüge aus Enger, Hiddenhausen, Löhne , Herford und Spenge. Das Deutsche Rote Kreuz aus Bünde, das THW, die EWB und viele weitere Helfer. Die Pegelstände sind weiterhin auf hohem Niveau: Am Donnerstagabend, 18.30 Uhr, erreichte die Else in Bruchmühlen eine Höhe von 2,53 Metern, in Oberahle 2,25 Meter und in Bünde 1,88 Meter. Einen Tag später erreichte die Stände jeweils 2,64 Meter (Bruchmühlen), 2,38 Meter (Oberahle) und 2,13 Meter (Bünde). Zum Sonntag stieg der Else-Pegel weiter an: 2,70 Meter, (Bruchmühlen), 2,67 Meter (Oberahle) und 2,33 Meter (Bünde). Erst am Montag sanken sie wieder leicht: 2,65 Meter (Bruchmühlen), 2,38 Meter (Oberahle) und 2,29 Meter (Bünde). Am Dienstagmittag gab die Stadt Bünde bekannt, dass sich die Lage entspannt habe. &bdquo;Die in den letzten Tagen und Stunden aufgrund der Hochwasserlage durchgeführten Maßnahmen der Einsatzkräfte zeigen Wirkung: Der Deich in Bünde/Ahle konnte stabilisiert werden. Es wurden auch keine weiteren Schadstellen durch den eingesetzten Fachberater und die so genannten ’Deichläufer’ des DLRG identifiziert“, teilte Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz mit. Die Entwarnung durch die Leitstelle in Herford kam am Mittwoch gegen 10.30 Uhr über die Warn-App. &bdquo;Sperrungen gelten auch für Radfahrer und Fußgänger!“ Der Stab sowie die städtischen und ehrenamtlichen Einsatzkräfte seien weiterhin aktiv und kontrollieren die Lage und Deiche rund um die Else. &bdquo;Das Bürgertelefon unter der Nummer 05223 161-600 ist aktuell zu den gewohnten Öffnungszeiten des Rathauses besetzt. Bei Änderung der Lage wird die Erreichbarkeit kurzfristig wieder ausgeweitet“, so Greiner-Rietz. Die Sperrungen der Mühlenbachstraße in Ennigloh und der Bahnunterführung in der Gerhart-Hauptmann-Straße wurden am Mittwoch wieder aufgehoben. Weiterhin gesperrt bleiben jedoch die Borrenkampstraße und die Sachsenstraße bis Kreuzung Wittemeierweg/Dürerstraße. Ausdrücklich darauf hinweisen möchte die Stadt Bünde, dass die Sperrungen auch für Radfahrer und Fußgänger gelten. Ein solches Einsatzszenario haben bislang die wenigsten der Angehörigen der Feuerwehr erlebt. Dass es ausgerechnet an Weihnachten passierte, machte die Situation für viele nicht unbedingt leichter. &bdquo;Wir sind aber mit einer guten Zahl an Kräften im Einsatz gewesen“, sagt Feuerwehrfrau Sarah Deuchar. &bdquo;Und wer an Heiligabend mal zu seinem kleinen Kind gucken wollte, dem oder der wurde das natürlich ermöglicht und er oder sie wurde aus dem Einsatz herausgelöst. Und die, die familiär gerade nicht so stark gebunden sind, bleiben dann halt im Einsatz“, so Deuchar weiter. Für die kommenden Tage gilt es bei den Angehörigen der Bünder Feuerwehr aber jetzt schon als sicher, dass das Wetter erneut für Alarmierungen und Einsätze im Stadtgebiet sorgen wird.

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