Bünder Tabakspeicher steht im Fokus von Denkmal- und Brandschützern

Bünde. Wer einmal als Besucher mit dem Zug in Bünde angekommen ist, kennt den Tabakspeicher. Kaum ein Gebäude könnte als Wahrzeichen besser die Geschichte einer Stadt symbolisieren, die wegen ihrer Tabakindustrie vor etwas mehr als hundert Jahren zu den reichsten Städten Deutschlands zählte. Aber wo sehen die Stadtväter und –mütter den roten Klinkerbau in zehn oder zwanzig Jahren? Diskutiert wurde viel. Seit einigen Wochen gehen dort Denkmalschützer und Experten für Brandschutz ein und aus. Der Grund für das aktuelle Interesse ist ein Antrag der SPD-Fraktion aus dem vergangenen Jahr. In einem Punkt des Antrag, der nur ein Prüfauftrag für die Stadtverwaltung war, zogen die Sozialdemokraten sogar einen möglichen Verkauf des Tabakspeichers in Betracht. Es sollte geprüft werden, &bdquo;ob eine Veräußerung des Tabakspeichers eine Möglichkeit wäre, diesen durch einen Dritten mit Leben zu füllen. Dabei sind eventuelle Einflussmöglichkeiten der Stadt Bünde auf die künftige Nutzung aufzuzeigen“. Idee vom Verkauf erntete Kritik Das sorgte bei Bürgern für zum Teil heftige Kritik in den sozialen Medien und auch in Leserbriefen an die Neue Westfälische. Nach Kritik von anderen Fraktionen – unter anderem von Thorsten Beuß, der damals noch den Linken angehörte und vor einigen Wochen zur SPD wechselte – zog Andrea Kieper für ihre Fraktion den dritten Punkt ihres Antrag zurück. Beuß hielt es für &bdquo;unverantwortlich, ein solches Wahrzeichen an einen Investor zu verkaufen“ – selbst, wenn sich die Stadt nach einem eventuellen Verkauf weitgehende Einflussmöglichkeiten auf die künftige Nutzung sichern würde. Die ersten beiden Punkte blieben jedoch bestehen. Darin forderten die Sozialdemokraten die Prüfung, unter welchen Voraussetzungen der Tabakspeicher für öffentliche Zwecke überhaupt nutzbar wäre. Zur Diskussion standen und stehen hier als Beispiele ein Mehrgenerationenhaus, Veranstaltungsräume oder das Stadtarchiv. Auch gewerbliche Zwecke für Gastronomie und Handel werden nicht ausgeschlossen. Der zweite Punkt ist der Grund für das Interesse von Denkmalschützern und Brandschutztechnikern. Denn die sollen eventuelle Einschränkungen durch Denkmal- und Brandschutz prüfen, die einer öffentlichen oder gewerblichen Nutzung des Tabakspeichers entgegenstehen könnten. Brandschutzstelle des Kreises Herford unterstützt Wie aus einer Auflistung der Kommunalbetriebe Bünde (KBB) für den Planungsausschuss hervorgeht, wurde für die Prüfung einer künftigen Nutzung bereits das Architekturbüro Lax & Wolf aus Minden zusammen mit dem Brandschutzingenieurbüro Schlomann aus Bad Oeynhauen mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Für die Denkmal- und Brandschutzprüfung arbeiten derzeit Denkmalschützer vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und die Brandschutzdienststelle des Kreises Herford zusammen, die laut Stadtverwaltung &bdquo;Lösungsansätze erarbeiten“ sollen. Bei der Brandschutzdienststelle des Kreises Herford handelt es sich um eine Dienstelle, der Feuerwehrleute der Zentrale in Eilshausen angehören. Wie der Sprecher des Kreises Herford, Patrick Albrecht, auf NW-Nachfrage erklärt, gibt es eine Kooperationsvereinbarung zwischen Bünde und dem Kreis Herford beim vorbeugenden Brandschutz, weshalb hier Mitarbeiter des Kreises eingebunden sind. Norddeutscher Baustil sollte ins Landesinnere ziehen Ergebnisse der Prüfungen liegen derzeit noch nicht vor. Laut der SPD-Fraktionsvorsitzenden Andrea Kieper steckt im Tabakspeicher wegen seiner enormen Nutzfläche und seiner Nähe zur künftigen Mobilstation ein &bdquo;erhebliches Potenzial für andere Nutzungen“. Er sei zudem ein wichtiger Baustein für die Neugestaltung des Bahnhofsviertels und habe außerdem &bdquo;Strahlkraft für das gesamte Stadtbild“. Kieper sieht mit dem neuen Bahnhofsviertel zwischen dem Universum und dem Tabakspeicher künftig ein &bdquo;neues urbanes Viertel für Kultur, Veranstaltungen und Gastronomie“. Seit 1986 steht der Tabakspeicher an der Wasserbreite unter Denkmalschutz. Er wird zum Teil von einigen heimischen Tabakfirmen als Lagerstätte genutzt. Räume im Erdgeschoss nutzt die Stadt noch als Lagerfläche. Die roten Klinker wirken fast hanseatisch, was seinen Grund hat. Die Firma Leopold Engelhard & Biermann aus Bremen ließ ihn 1896 als Lagerhaus für Tabak bauen. Man wollte den norddeutschen Baustil damals weiter ins Landesinnere tragen.

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