Spediteure setzen Zeichen: Lkw-Demo rollt am Samstag durch den Kreis Herford

Bünde. Das Hupkonzert lockt am Samstag zahlreiche Männer, Frauen und Kinder vor ihre Haustüren. Manchmal bekommen die Lkw-Fahrer Applaus, ein oder zwei Mal schütteln Passanten auch den Kopf oder zeigen den Vogel. Insgesamt aber ist die Stimmung positiv: &bdquo;Wir haben oft ein ,Daumen hoch’ bekommen“, sagt Axel Brinkmann. Gemeinsam mit seinem Kompagnon Michael Höhmann hat der Unternehmer zur Lkw-Demo geladen – und mehr als 80 Teilnehmer sind dem Aufruf gefolgt. Spediteure aus ganz Ostwestfalen-Lippe, aber auch aus Niedersachsen sind am Samstag nach Bünde gekommen, um gemeinsam gegen die Erhöhung der Maut-Gebühren zu protestieren. Ähnliche Veranstaltungen gibt es bundesweit, unter anderem in Heilbronn und Kiel. &bdquo;Bei den Spritpreisen haben wir uns überlegt, lieber was vor Ort zu machen. Hoffentlich wird die Politik dann aufmerksam“, sagt Höhmann. Aufmerksam auf die Probleme, die besonders kleine und mittelständische Unternehmen treffen werden, wie sie sagen. Denn zum 1. Dezember steigen die Maut-Kosten pro Kilometer durch einen CO2-Aufschlag um bis zu 80 Prozent. &bdquo;Für schwere Lkw werden dann 34,8 Cent pro gefahrenem Kilometer fällig. Bislang waren es 19 Cent“, moniert Höhmann. Er selbst schickt regelmäßig fünf Brummis auf die Straße. Pro Monat und pro Fahrzeug gehe es um Mehrkosten von 1.500 Euro. Die schweren Lkw gelten allerdings auch als besonders klimaschädlich. Emissionsfreie Lkw, die etwa elektrisch oder mit Wasserstoff angetrieben werden, sind bis Ende 2025 von der Maut befreit. Das Gesetz wurde mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP angenommen. Damit setzt Deutschland eine Vorgabe aus der EU-Wegekostenrichtlinie um: Mitgliedstaaten, die eine Lkw-Maut erheben, müssen diese künftig nach CO2-Ausstoß staffeln. &bdquo;Man könnte meinen, das ist ein durchlaufender Posten, weil wir es auf die Kunden umlegen. Aber so wird es für alle teurer“, erklärt er. &bdquo;Wir demonstrieren auch für alle Bürger“, sagt Höhmann. Im Protestzug wird das durch verschiedene Banner deutlich. Darauf steht zum Beispiel: &bdquo;Sie essen nur so lange wir liefern“. Zur Demo nach Bünde sind aber nicht nur Spediteure gekommen. &bdquo;Das hier ist ja die einzige Möglichkeit, dagegen zu protestieren“, sagt eine 55-Jährige aus Rheda-Wiedenbrück. Sie wird im Zug mit ihrem Pkw mitfahren. "Das sind Profis auf der Straße" Begleitet wird der rund 2,5 Kilometer lange Brummi-Konvoi von der Polizei. Und die ist insgesamt mit dem Ablauf zufrieden: &bdquo;Man merkt, das sind Profis auf der Straße“, resümiert Einsatzleiter Willi Kreft am Ende der Demo. Die Route führt an diesem Tag von Bünde nach Spenge, Enger, über Herford und Hiddenhausen zurück nach Bünde. Erstaunlich also, dass es trotz des langen Konvois und der Strecke wenig Zwischenfälle gibt. Nur einmal muss die Polizei eingreifen, als ein Pkw-Fahrer versucht das Schlussfahrzeug zu überholen. Das wird für den Mann Konsequenzen haben, sagt der Hauptkommissar. Für den Protestzug waren ursprünglich 30 Teilnehmer angemeldet. Dass so viele mehr kommen, entlockte den Veranstaltern schon zur Begrüßung ein &bdquo;wow!“ Neben den Lkw-Fahrern sind auch ihre Familien gekommen, die sich alle um die Arbeitsplätze sorgen. Denn es geht es nicht nur um die Kostensteigerung. Der Konkurrenzdruck aus Osteuropa ist groß, wie Höhmann erklärt. Zwar müssen auch die Spediteure von dort die Mautgebühren in Deutschland bezahlen, tanken aber einen deutlich günstigeren Sprit – was sich am Ende auf der Rechnung für den Kunden bemerkbar macht. Nächste Demo in vier Wochen Auch deshalb rechnet Höhmann damit, dass die mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in vier Wochen wieder dabei sind. Dann wollen die Unternehmer gegen die steigenden Spritpreise demonstrieren. Zum 1. Januar 2024 soll die CO2-Steuer für Kraftstoff nämlich ebenfalls deutlich steigen. &bdquo;Wir hoffen, dass die Bundesregierung uns hört“, ist die Hoffnung der Demonstranten.

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