A30 und Bahn-Krach: So viele Bünder leiden unter Lärm

Bünde. Wenn Lärm über einen langen Zeitraum den Schlaf stört und auch tagsüber das Leben beeinträchtigt, kann er krank machen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen oder Hörschäden können laut der Krankenkasse Barmer die Folge sein. Auch in Bünde leiden viele Menschen unter Lärm, der zum Beispiel durch den Auto- oder Schienenverkehr verursacht wird. Etwa jeder fünfte Bünder ist betroffen. Das hat ein Lärm-Gutachten ergeben, das jetzt vom Land NRW veröffentlicht worden ist. Natürlich ist das Empfinden, wie störend Lärm für einen Menschen ist, individuell. So hängt die Definition, was Lärm für einen Menschen ist, stark vom subjektiven Empfinden eines Betroffenen ab. Doch was ist Lärm überhaupt? &bdquo;Unter Umgebungslärm sind unerwünschte oder gesundheitsschädliche Geräusche im Freien zu verstehen, die durch Aktivitäten von Menschen verursacht werden. Dazu gehört der Lärm, der von Verkehrsmitteln, Straßenverkehr, Eisenbahnverkehr, Flugverkehr sowie Geländen für industrielle Tätigkeiten ausgeht“, heißt es in dem Gutachten. Um das Problem besser analysieren zu können, hat die Landesregierung Grenzwerte festgelegt. Demnach wird als grenzwertig eine Belastung von mindestens 70 Dezibel während eines gesamten Tages oder mindestens 60 Dezibel während der Nachtstunden angesehen. So verursacht ein leises Flüstern Lärm von etwa 30 Dezibel. Ein Fernseher, der mit Zimmerlautstärke betrieben wird, erzeugt Lärm von etwa 55 Dezibel. Ein Staubsauger kommt auf etwa 70, eine Kreissäge auf 100 Dezibel. Etwa 13,5 Millionen Auto auf der A30 Um die Lärmbelastung in Bünde zu erfassen, haben sich die Macher des Gutachten auf den Straßen- und Schienenverkehr konzentriert. Berücksichtigt wurden allerdings nur Straßen, auf denen pro Jahr mehr als drei Millionen Fahrzeuge unterwegs sind. Spitzenreiter sind die beiden Abschnitte der A30. Dort werden für den Bereich zwischen den Anschlussstellen Bruchmühlen und Bünde etwa 13,5 Millionen Autos pro Jahr gezählt. Für den Bereich zwischen Bünde und Hiddenhausen sind es mit etwa 15,5 Millionen Fahrzeugen sogar noch mehr – und damit mehr als 42.000 Autos pro Tag. Für eine hohe Lärmbelastung sorgen auch die Osnabrücker Straße, die Hansastraße und die Bünder Straße, auf denen laut Gutachten mehr als 10.000 Fahrzeuge am Tag unterwegs sind. Beim Schienenverkehr werden nur Strecken untersucht, auf denen es mehr als 30.000 Zugbewegungen pro Jahr gibt. Für Bünde ist im Gutachten die Strecke zwischen Löhne und Rheine berücksichtigt worden. Neben dem Nahverkehr wird dieser Bereich auch von schnellen Zügen des Fernverkehrs sowie von Güterzügen befahren. Laut Gutachten kommt es pro Jahr zu etwa 60.000 Zugbewegungen, von denen mehr als 20.000 auch in den Abend- und Nachtstunden stattfinden. Was Lärm bedeutet, davon kann der Bünder Bodo Meier ein Lied singen. Er wohnt in Ahle in direkter Nachbarschaft der Autobahn 30 und wehrt sich seit Jahrzehnten gegen den Lärm. &bdquo;Mein erstes Schreiben an die zuständigen Behörden ist aus dem Juni 1979“, sagte Meier zuletzt gegenüber der NW. Sein langer Kampf mit den Behörden ist mittlerweile von Erfolg gekrönt worden. 45 Jahre nach seinem ersten Schreiben soll im Jahr 2024 endlich die geforderte erhöhte Lärmschutzwand an der Autobahn stehen. Wo man das Gutachten einsehen kann Während Bodo Meier hoffentlich bald bei weniger Lärm schlafen kann, müssen einige Bünder weiterhin mit den hohen beziehungsweise sehr hohen Belastungen durch Lärm leben. Laut der Studie sind derzeit noch 1.833 Menschen tagsüber einer zeitweisen Lärmbelastung von 65 bis 69 Dezibel ausgesetzt – also mit dem Geräusch, das in etwa ein Staubsauger verursacht. 740 Bünder müssen tagsüber Lärm von 70 Dezibel ertragen, drei Einwohner leben mit einer Belastung von mehr als 75 Dezibel. Für die Nachtstunden haben die Verfasser des Gutachtens 788 Menschen erfasst, die zur Nachtzeit mit Lärm von 60 bis 64 Dezibel leben müssen. Für drei Bürger haben die Gutachter einen Wert von 65 bis 69 Dezibel ermittelt. Die Gutachter gehen aber davon aus, dass tagsüber bereits ein Wert von 55 Dezibel als belastend gilt. Für die Nachtstunden wird sogar ein Wert von 50 Dezibel als störend empfunden. Dadurch erhöht sich der Kreis der Betroffenen in Bünde drastisch. Anhand der Berechnungen des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr ist festgestellt worden, dass insgesamt circa 10.200 Einwohner zwischen 55 und 70 Dezibel ganztätig und nachts circa 5.350 Einwohner zwischen 50 und 60 Dezibel betroffen sind“, heißt es in dem Gutachten. Allein 455 Gebäude in der Stadt sind einem Lärm von tagsüber 70 oder nachts 60 Dezibel Lärm ausgesetzt. Das Lärmgutachten, das im Internet auf der Seite der Stadt Bünde und im Ratsinformationssystem einsehbar ist, soll die Bevölkerung über die Schallbelastungen und deren Wirkung informieren. Die Bürger haben nun die Möglichkeit, Anregungen und Hinweise zur Lärmaktionsplanung bei der Stadtverwaltung vorzubringen. Die Hinweise werden ausgewertet und anschließend wird der Lärmaktionsplan auf der Basis der Vorgaben des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr aufgestellt.

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