Kameras aufgehängt: Verkehrszählung für neues Gewerbegebiet zwischen Bünde und Enger

Bünde. An der Weseler Straße will die Stadt Bünde neue Gewerbeflächen erschließen. Darstellungen in einer Unterlage für den Planungsausschuss lassen den Schluss zu, dass es schon konkrete Anfragen gibt. Auf dem Grenzgebiet zwischen Bünde und Enger sind entlang der Straße seit einigen Tagen Kameras zur Verkehrszählung aufgehängt worden. Das bestätigt die Stadt Bünde auf Nachfrage der NW. Die Zählung werde im Zuge der Aufstellung des Bebauungsplans für die angrenzende Baumaßnahme durchgeführt, heißt es weiter von der Stadt. Das Gebiet liegt unmittelbar neben dem Schadstoffzwischenlager des Kreises Herford nördlich der Straße &bdquo;Niedermanns Hof“. Streit um neues Gebiet Die drohende Versiegelung dieser Ackerfläche hatten die Grünen schon im vergangenen Jahr kritisiert und forderten ein Brachflächenkataster, um zunächst bereits verfügbare – und versiegelte – Flächen zu nutzen. Das dürfte bei Investoren nicht gut ankommen. Im zuletzt Ende März 2023 geänderten Flächennutzungsplan der Stadt seien die benannten Flächen bereits als gewerbliche Baufläche dargestellt, heißt es von der Stadtverwaltung. Mit ihrer Erschließung komme man einer &bdquo;Deckung des Gewerbeflächenbedarfs“ nach. Ferner stehe die &bdquo;gewerbliche Entwicklung im Zusammenhang mit konkreten Investitionsvorhaben“. Das Plangebiet umfasst etwa 6,2 Hektar und grenzt südlich an die Straße &bdquo;Niedermanns Hof“, im Westen an die Weseler Straße, im Norden zum Teil an den Produktionsstandort der Firma Vornbäumen und im östlichen Bereich an das Schadstoffzwischenlager. Wie viel Geld übrig bleibt Die Stadt plant eigenen Beschreibungen nach &bdquo;flexibel nutzbare Baufelder für gewerbliche Nutzungen“. Für Teilbereiche gebe es bereits konkrete Nutzungsabsichten, wie es heißt. Unberührt von den Planungen ist das Schadstoffzwischenlager. Allerdings spricht man dort von &bdquo;zusätzlichen Entwicklungsmöglichkeiten“. Entlang der Weseler Straße sei laut der Unterlage für den Planungsausschuss außerdem noch ein Rad- und Fußweg vorgesehen. Zieht man die bereits bebaute Fläche aus dem Planungsgebiet ab, bleiben noch etwas mehr als fünf Hektar Ackerfläche, die nach den Grünen am besten auch von einer Bebauung verschont bleiben soll. Stefanie Janßen-Rickmann regte im Zusammenhang mit der Umwidmung zu Gewerbeflächen eine &bdquo;gesamtwirtschaftliche Betrachtung“ der Vorgänge an – besonders bei der Umwidmung von Acker- zu Gewerbeflächen. Die Grünen-Chefin lehnte ihre Argumente dabei an einen TV-Beitrag über die Versiegelung von Ackerflächen an und sagte: &bdquo;Wir wissen doch noch gar nicht, welche Firmen sich dort ansiedeln, ob sie Gewinne erzielen und infolge dessen überhaupt Gewerbesteuer zahlen.“ Lesen Sie weitere Wirtschaftsnachrichten aus Bünde Janßen-Rickmann schilderte den Fall einer Kommune, der in der Verrechnung von Gewerbesteuereinnahmen und Schlüsselzuweisungen &bdquo;gerade einmal 20 Cent von jedem Euro Gewerbesteuer geblieben sind. Und davon mussten noch Infrastrukturmaßnahmen bezahlt werden.“ Eine Berechnung, wie viel sich durch eine Umwidmung zu Gewerbeflächen überhaupt erwirtschaften lasse, wünschte sich Stefanie Janßen-Rickmann für die Zukunft. Sorge um weitere Flächen, die zugebaut werden Sie sah in der Absicht der Stadt aber noch einen weiteren Haken. Nämlich, den, dass es bei dieser Fläche nicht bleiben werde. &bdquo;Diese Fläche ist an drei Seiten von Gewerbe umgeben. Wenn dieses Gebiet bebaut wird, sehen wir die Gefahr, dass es auch auf der großen Fläche, die sich im Osten anschließt, weitergeht, was eine noch größere Flächenversiegelung nach sich ziehen würde.“ Janßen-Rickmann kündigte bereits vor der Abstimmung die Ablehnung ihrer Fraktion zu dem Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung an und regte an, dass bereits einmal bebaute, aber brachliegende Gewerbeflächen vermarktet werden sollen, wofür es ein Brachflächenkataster benötigen würde. &bdquo;Wir wissen doch gar nicht, wie viele Leerflächen wir haben.“ Die Grünen-Politikerin kritisierte die Haltung mancher Investoren, die lieber – weil einfacher – eine frisch versiegelte Fläche bebauen, als eine gebrauchte Fläche &bdquo;freizuräumen und neuzubauen“. Margitta Ransiek (SPD) sagte zu Janßen-Rickmanns Ausführungen, dass es zwar Sinn mache, sich über die Ausweisung einer Gewerbefläche Gedanken zu machen, &bdquo;aber im Vorfeld eine Gewerbefläche abzulehnen, weil sich möglicherweise Firmen dort ansiedeln, die nicht rentabel sind, halte ich für nicht nachvollziehbar“. Eine &bdquo;falsche Darstellung“ Norbert Darnauer (UWG) quittierte die Argumente von Janßen-Rickmann mit einem Seitenhieb auf deren Zustimmung zu Solarfeldern. Diese Flächen seien groß und würden der Stadt Bünde keinerlei Gewerbesteuer bringen. &bdquo;Dadurch werden große Flächen in der Landschaft versiegelt. Und das, obwohl es genügend Dächer für diese Anlagen gibt. Es ist schwierig zu sagen, dass man hier die Versiegelung nicht will, aber dort schon, weil wir Photovoltaik gut finden.“ Stefanie Janßen-Rickmann hatte zu Darnauers Wortbeitrag eine – wie sie selbst sagte – &bdquo;Korrektur“ anzubringen. &bdquo;Ich möchte diese falsche Darstellung dahingehend korrigieren, dass eine Photovoltaikanlage nicht zwingend den Boden darunter versiegelt. Er ist zwar keine Ackerfläche mehr, aber es findet keine Versiegelung statt.“ Der Planungsausschuss stimmte dem Aufstellungsbeschluss mehrheitlich mit drei Gegenstimmen der Grünen zu.

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