Stadt Bünde baut 7,5 Kilometer Deich

Bünde. Christoph Wittler trägt auf den gut zwei Kilometern, die der Spaziergang durchs Hunnebrocker und Werfer Bruch dauern wird, einen großen Plan mit sich herum. Immer wieder bleibt er stehen: &bdquo;Wir sind jetzt hier. Dieser Bereich“ – er fährt mit dem Finger über die Karte – &bdquo;dieser Bereich gehört mittlerweile komplett der Stadt.“ Viele Jahre wurde mit verschiedenen Grundbesitzern verhandelt, um in Bündes Westen neue Deiche zu bauen. Sie sollen bei einem Hochwasserereignis mit der Wahrscheinlichkeit, einmal in 100 Jahren aufzutreten, die Bürger schützen. Zum Teil bestehen entlang der Else auch schon die schützenden Wälle. Allerdings nicht nach den aktuellen Standards, &bdquo;einige sind 100 Jahre alt“, sagt Christoph Wittler. Er ist bei der Stadt Bünde für die Gewässer und damit einhergehend auch den Schutz vor Hochwasser zuständig. Gemeinsam mit zehn Bürgerinnen und Bürgern ist er am Samstagabend im Bruch unterwegs, um aufzuzeigen, wie es dort weitergeht. Eingeladen hatte der Verein &bdquo;Natürlich aktiv“. Was der Verein plant Der wiederum hat sich den Naturschutz auf die Fahnen geschrieben und will aktiv in Bünde mit der Stadt an Projekten arbeiten. Dazu gehören unter anderem die Else-Wiesen und die Else, die zum Teil schon renaturiert wurden und im Zuge des Deichbaus weiter werden. &bdquo;Wir verlegen die Deiche zu einem Großteil zurück, um dem Wasser mehr Platz zu schaffen“, erklärt Wittler. Auf seiner Karte sind die alten Deiche rot markiert, die neuen grün. &bdquo;Die alten werden zum Teil abgegraben“, sagt Wittler. So kann sich das Ufer dann auch besser naturnah entwickeln. Warum die Deiche jetzt verstärkt und erhöht werden, wollte Stefana Lange wissen: &bdquo;War das wegen des Hochwassers 2010?“ Das konnte Wittler verneinen: &bdquo;Der Werre-Wasser-Verband hat ein Bodenordnungsverfahren schon Anfang der 2000er Jahre angestoßen“, sagt er. Und in diesem Zuge sind dann auch die neuen Deiche ins Gespräch gekommen. Sind die alten erst einmal entfernt, kann sich das Ufer ganz anders entwickeln. Es können dann so genannte &bdquo;Rehnen“ entstehen: Tritt der Fluss über die Ufer, &bdquo;kämmen das Gras und die anderen Pflanzen den Sand und andere Sedimente aus“, sagt Wittler. Zieht sich das Wasser wieder zurück, bleiben die festen Erdteile an Ort und Stelle und erhöhen so das Ufer direkt am Fluss, das anschließend zum Land hin abfällt. Ein natürlicher Prozess. Wie der Fluss mäandern soll, ohne Bagger zu nutzen Und obwohl sich die Else stellenweise schon wieder gut erholt hat, könnte sie im Bereich unterhalb des Autohofs noch naturnaher verlaufen. Dort wurde sie kurz nach der Jahrhundertwende begradigt, wie ein Plan von 1909 zeigt, den Wittler ebenfalls dabei hat. Allerdings will die Stadt dort nicht baggern, um den Fluss nicht noch breiter werden zu lassen – denn ein breiteres Flussbett wurde damals schon gegraben. Stattdessen greifen die Experten auf einen Trick zurück: Auf einer Seite wird ein Halbmond ausgebaggert, &bdquo;aber oberhalb der Wasserlinie“. Auf der gegenüberliegenden Seite werden Baumstämme eingegraben, die weit in den Fluss ragen. Dadurch verändert sich die Strömung: Das Wasser läuft um den Baum und &bdquo;das Ufer wird dann angegriffen“, sagt Wittler. Und zwar auf der ausgebaggerten Seite. Im Schatten des Baumstamms würden sich wieder Sedimente ansammeln, erste Pflanzen wachsen. Der Fluss beginnt dann zu mäandern, also wieder viele Kurven zu schlagen, ohne dass schweres Gerät im Einsatz ist. Wenns gut läuft, soll die Else hier wieder so schön aussehen, wie hinter dem Else-Wehr im Naturschutzgebiet in Südlengern. &bdquo;Das ist eines der wenigen Stücke Fluss im Kreis Herford, wo der Mensch nicht durch Umlegung eingriffen hat“, sagt Wittler. Zumindest seien keine Pläne bekannt. Was ist mit dem Biber? An dieser Stelle folgt auch gleich eine der vielen Fragen, die an diesem Abend gestellt werden: &bdquo;Was passiert denn, wenn von dort der Biber nach Bünde kommt?“ Darauf ist die Stadt Bünde schon vorbereitet, wie Wittler sagt. Es wurde bereits ein Arbeitskreis mit &bdquo;allen relevanten Stellen“ eingerichtet. &bdquo;Damit wir sofort reagieren können“, sagt er. Denn natürlich kann ein Biber Überschwemmungen an Stellenhervorrufen, wo sie nicht gern gesehen sind, zum Beispiel in der Nähe von landwirtschaftlichen Flächen. Dann soll der Arbeitskreis eine Lösung finden.

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