Bankräuber im Kreis Herford auf der Flucht: Autos sind fahrende Bomben

Bünde/Rödinghausen. Mit einem PS-starken Audi fahren drei Männer in der Dunkelheit durch den Ort Melle, nur wenige Kilometer vom Bünder Land entfernt. Eine Überwachungskamera nimmt das niederländische Trio auf, das sich kurze Zeit später am Geldautomat einer Volksbank zu schaffen macht. Dann ertönt zweimal ein lauter Knall. Doch der Automat hält den Angriffen stand. Die Täter rasen ohne Beute davon. In einem Auto, das die Polizei später als &bdquo;fahrende Bombe“ bezeichnen wird. Automatensprenger, die in den vergangenen Jahren auch mehrfach in Banken im Bünder Land zugeschlagen haben, gehen mittlerweile immer professioneller vor, um an ihre Beute zu kommen. Damit bringen sie nicht nur sich, sondern auch andere Menschen in Gefahr. &bdquo;Das Problem ist, dass die Täter Sprengstoff im Auto mitführen“, sagt Laura-Christin Brinkmann von der Polizei Osnabrück. Die Bombe haben die Täter auf dem Weg von den Niederlanden nach Deutschland dabei, aber häufig auch auf dem Rückweg. Möglicherweise brauchen sie den Sprengstoff bei der Tat nicht auf und transportieren diesen dann auch zurück in die Niederlande. &bdquo;Das ist dann auch für die Einsatzkräfte gefährlich“, sagt Brinkmann. Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft ermittelt Sie und ihre Kollegen haben es zuletzt vermehrt mit Automatensprengern zu tun bekommen. Denn in Osnabrück arbeitet mittlerweile eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft in Abstimmung mit der dortigen Polizei, um den Kriminellen das Handwerk zu legen. Dabei agieren die Beamten in enger Abstimmung mit der Polizei in den Niederlanden sowie mit den Beamten im benachbarten Ostwestfalen-Lippe. Zuletzt verbuchten die Ermittler in Osnabrück mehrfach Erfolge und gemeinsam mit niederländischen Kollegen nahmen sie einige Banden fest. Dabei wurde ermittelt, dass die Tätergruppierungen eine Art Trainingszentrum in Utrecht eingerichtet hatten, in dem an verschiedenen Geldausgabegeräten Sprengungen getestet wurden. Auf die Spur kamen sie den Tätern, nachdem diese einen gebrauchten Automat für Trainingszwecke ausgerechnet im Raum Osnabrück kauften. Das Gerät wurde verwanzt, und führte die Ermittler in die Niederlande. Der Erfolg der Festnahme brachte aber nur kurze Freude. Noch immer sind zahlreiche Tätergruppen unterwegs und so wird in Deutschland mehr als ein Geldautomat pro Tag gesprengt. Ein Großteil der Taten spielt sich in NRW sowie in Niedersachsen ab, nur unweit der niederländischen Grenze. Zuletzt schlugen die Täter Ende Februar im benachbarten Melle zu, doch das Trio blieb auf ihrem Raubzug ohne Erfolg. Die Täter hinterließen jedoch einen hohen Sachschaden. Zudem wurden zwei Polizisten bei der Verfolgungsjagd verletzt. Eine Nagelkette konnte das Fluchtfahrzeug nach 80 Kilometern stoppen, die drei Autoinsassen (18,20,23 Jahre) wurden festgenommen. Sprengstoff und Benzin im Auto Die Gefahr für die Beamten und Passanten besteht aber nicht nur durch den mitgeführten Sprengstoff. Die Automatenknacker transportieren oft auch noch zahlreiche Benzinkanister. &bdquo;Die Täter haben Benzin dabei, um das Auto nachzutanken, weil der Spritverbrauch bei den hohen Geschwindigkeiten extrem hoch ist“, sagt Brinkmann. Das Anhalten an Tankstellen kostet Zeit, zudem ist die Gefahr durch Videokameras identifiziert zu werden groß. Stattdessen wird auf abgelegenen Landstraßen mit Kanistern nachgetankt. Bei Unfällen auf der Flucht könnten diese zur Feuerfalle werden. Mittlerweile werden auch die Autos manipuliert, um Verfolger besser abschütteln zu können. So ist Polizeibeamten aufgefallen, dass sich die Rücklichter einiger Fluchtfahrzeuge plötzlich ausschalten. Das bestätigt auch Laura-Christin Brinkmann. &bdquo;Die Fahrzeuge werden entsprechend präpariert“, sagt die Polizeibeamtin. Des Weiteren werden ihre Kollegen bei den meist schnellen Verfolgungsjagden mit Laserpointern geblendet. Das sei im Bereich der Polizei Osnabrück mittlerweile zweimal passiert. Zuletzt auch bei dem Vorfall in Melle. &bdquo;Die hohe Geschwindigkeit ist an sich schon eine Gefahr. Doch wenn ein Fahrer dazu noch mit einem Laserpointer geblendet wird, dann wird es noch gefährlicher“, sagt Brinkmann. Als &bdquo;skrupelloses“ Verhalten bezeichnet das Vorgehen der Osnabrücker Polizeipräsident Michael Maßmann. Viele Sprengungen entlang von Autobahnen Im Bünder Land ist zuletzt im Mai 2022 ein Geldautomat in Rödinghausen gesprengt worden. Erst vor wenigen Wochen haben die Täter allerdings im nur wenige Kilometer entfernten Espelkamp zugeschlagen. Bei ihrer Flucht am 8. März streiften die Täter einen Polizeiwagen. Ende Oktober 2022 schlugen Automatensprenger in einem Edeka-Supermarkt in Hiddenhausen zu und hinterließen einen hohen Sachschaden.

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