Tuningszene im Visier: Großeinsatz der Polizei in der Bünder Innenstadt

Bünde. Der junge Mann stieg auf der Hangbaumstraße äußerlich selbstbewusst aus seinem BMW, nachdem ihn Polizeibeamte am Freitagabend anhielten. Nicht etwa wegen überhöhter Geschwindigkeit wurden die Polizisten auf sein Fahrzeug aufmerksam, das laut einem Beamten sicher weit mehr als 40.000 Euro wert ist. Es waren die Motorgeräusche und das nicht ganz alltägliche Erscheinungsbild. Zwischen Autoreifen und Kotflügel passte kaum ein Finger und auch die Beleuchtung vorn und hinten war nicht serienmäßig. Doch am Ende durfte der – nach eigenen Angaben – Auszubildende weiterfahren. So gut hatte es ein Großteil der Kontrollierten an diesem Abend nicht. Die Polizei Herford hat am Freitagabend zur &bdquo;Steigerung der Verkehrssicherheit“ in der Bünder Innenstadt mit zahlreichen Beamten umfangreiche Fahrzeug- und Personenkontrollen durchgeführt. Es war ein personelles Großaufgebot verschiedener Behörden. &bdquo;Die Beamten erhielten Unterstützung durch Mitarbeiter des Kreises Herford und ebenso der Stadt Bünde, die gemeinsam unterwegs waren“, sagte Polizeisprecher Uwe Maser. Die Tuningszene stand im Fokus – also Besitzer von Autos, die so nicht &bdquo;von der Stange“ kommen. Die Geldsummen, die in besondere Scheinwerfer, Rücklichter, Felgen, Fahrwerke, Anbauten, Lackierungen und nicht zuletzt in die Motoren investiert werden, erstaunen und lassen unweigerlich die Frage aufkommen: &bdquo;Woher kommt es?“ "Wir wollen die Szene aus der Stadt bekommen" In den vergangenen Wochen kam es immer wieder zu Beschwerden von Anwohnern, die sich über die &bdquo;Raser“ ausließen, von denen Einzelne Straßen in der Stadt &bdquo;als Rennstrecke“ nutzen würden. &bdquo;Wir haben im Moment ein großes Problem damit hier in der Stadt und wir wollen auf jeden Fall erreichen, dass wir diese Szene aus der Stadt rausbekommen“, sagte Polizeihauptkommissar und Einsatzleiter Lars Wenige am Freitag, kurz vor Beginn der Kontrollen. Doch nicht erst die jüngsten Beschwerden haben zu dieser konzertierten Kontrollaktion geführt, die mehrere Wochen Vorbereitungszeit benötigte. Polizei, Straßenverkehrsamt und das Ordnungsamt haben dabei den &bdquo;Innenstadtring“ um die Straßen Am Markt, Blankener Straße/Levisonstraße/Osnabrücker Straße bis hin zum Autohof und die Elsestraße (ehemals Lettow-Vorbeck-Straße) in die Kontrollen mit aufgenommen. Manche Reaktion der jungen Fahrer überraschte. Ein etwa Zwanzigjähriger parkte seinen BMW mitten auf dem Marktplatz und machte – im Beisein von Freunden und einer jungen Frau – zunächst auch nach Aufforderung eines Polizeibeamten kaum Anstalten, sich dort zu entfernen. Nur widerwillig fuhr er auf den Parkplatz an der Philippstraße und von dort Minuten später mit aufheulendem Motor und hohem Tempo die Hangbaumstraße in Richtung Finanzamt hinunter, als sich ein Kontrollteam vor dem Amtsgericht gerade um einen anderen Fahrer kümmerte und die Zulassungspapiere überprüfte. Im äußersten Fall bleibt das Fahrzeug an Ort und Stelle &bdquo;Die technischen Veränderungen an den Fahrzeugen sind an diesem Abend durch speziell geschulte Beamte des Verkehrsdienstes der Polizei überprüft worden“, so Uwe Maser. Einsatzleiter Lars Wenige sagte: &bdquo;Im äußersten Fall können wir bei einem Verstoß gegen die Zulassungsordnung auch die Weiterfahrt untersagen.“ Das Auto bleibt bei sicherheitsrelevanten Verstößen an Ort und Stelle stehen. In einigen Fällen war auch am Freitag die Betriebserlaubnis erloschen. &bdquo;Hierbei handelte es sich aber um Fälle, bei denen den Fahrern ausschließlich die Fahrt nach Hause und danach zu einer Werkstatt gestattet ist, um die Betriebserlaubnis wieder zu erlangen“, so Uwe Maser. Laut einem Kenner der Szene lassen sich die Fahrer der PS-starken Tuningautos ganz grob in zwei Gruppen teilen. Die einen sind noch nicht lang aus der Lehre und bei den Eltern zu Hause versorgt. Sie gönnen sich die fahrbaren Untersätze per Leasingvertrag und investieren einen Großteil ihres Einkommens in Leasingraten, Versicherung und Benzin. Läuft der Vertrag aus, wird der nächste Wagen geleast. In der zweiten Gruppe sind die etwas Älteren in den Zwanzigern, unverheiratet, kinderlos und mit recht gut bezahlten Jobs. Die meisten haben ihr aufgemotztes Gefährt gekauft, per Kredit finanziert und verkaufen es nach zwei oder drei Jahren sogar mit Gewinn. &bdquo;Man weiß ja nie, wann man kontrolliert wird“ 431 und 410 PS hatten zwei getunte BMW von jungen Männern, die sich auf einen Coffee-To-Go an der SB-Waschanlage an der Ernst-Reuter-Straße trafen. Als die Polizei in einem Zivilfahrzeug dort auftauchte, schienen es beide zunächst eilig zu haben, den Ort zu wechseln, doch am Ende war an diesen beiden Boliden alles in Ordnung. &bdquo;Etwa 55.000 Euro ist der wert“, sagt der 28-jährige Besitzer eines der beiden Fahrzeuge nicht ohne Stolz. Auf eine Kontrolle sind die Tuner offenbar jederzeit vorbereitet. Ein Griff in das Handschuhfach und es kommt eine DIN-A4-Kladde mit allen Sonderzulassungen zum Vorschein. &bdquo;Man weiß ja nie, wann man mal kontrolliert wird.“ Für die Polizeikräfte und die unterstützenden Behörden war der Freitagabend jedenfalls aufschlussreich. Fast 50 Tempoverstöße binnen weniger Stunden. Vier Führerscheine zogen die Beamten ein. Hinzu kamen Verstöße gegen die Straßenverkehrszulassungsordnung. Mit dieser Schwerpunktkontrolle wird das Ziel, vor allem die Raser aus der Stadt zu vertreiben, vermutlich noch nicht erreicht worden sein, doch die, die an dieser Kontrolle beteiligt waren, sind nach den Erfolgen umso motivierter. Uwe Maser: &bdquo;Die Präsenzeinsätze werden zukünftig in der Bünder Innenstadt weiter fortgesetzt. Es muss mit unangekündigten Kontrollen der Polizei besonders an den Wochenenden gerechnet werden.“

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