Geflügelschere gezückt: Vorbestrafter Bünder greift Gastgeber an

Bünde/Bielefeld. &bdquo;Was genau zu der Gewaltexplosion führte, konnten wir nicht aufklären“, sagte der Vorsitzende Richter Christoph Meiring in der Urteilsverkündung. Dass es an jenem Septembertag 2018 jedoch zu üblen Handlungen gekommen war, das steht für das Gericht zweifelsfrei fest. Die X. Große Strafkammer des Bielefelder Landgerichts verurteilte nun den 41 Jahre alten Patryk I. (Namen aller Betroffenen geändert) aus Bünde wegen besonders schwerer sexueller Nötigung sowie Körperverletzung zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren und drei Monaten. Das Leben des Angeklagten hatte sich nicht zuletzt durch eine Vielzahl von Straftaten ausgezeichnet, für die er in seiner polnischen Heimat immer mal wieder und in der Summe lange Jahre im Gefängnis zugebracht hat. Doch schien er doch noch die Kurve bekommen zu haben: Während seiner bislang letzten Haftstrafe absolvierte er eine Drogentherapie. Nach seiner Entlassung 2018 war er abstinent und suchte einen Neuanfang weitab des ursprünglichen Freundeskreises. So verschlug es ihn über eine Leiharbeitsfirma in die Bundesrepublik und schließlich nach Bünde, wo er Filip S. und dessen damalige Verlobte Barbara O. kennenlernte. Angeklagter erlitt einen Drogenrückfall Aus nicht näher aufklärbaren Gründen zog er im September 2018 in das Gästezimmer im Haus der beiden. Dieses Angebot war wohl vor allem von Barbara O. ausgegangen, die möglicherweise schon zu diesem Zeitpunkt ein Auge auf Patryk I. geworfen hatte. In den folgenden Tagen erlitt I. einen Drogenrückfall, konsumierten seine Gastgeber nach Aussage des Angeklagten doch Amphetamine &bdquo;wie andere Leute das Brot beim Frühstück“. Bereits in den Tagen vor dem nun in Rede stehenden Vorfall machte Barbara O. dem Gast eindeutige Avancen – die dieser auch nicht gänzlich ablehnte. Doch als die Frau in Abwesenheit ihres Verlobten am 26. September 2018 eindeutig mehr als der Angeklagte wollte, fühlte dieser sich bedrängt. Er rief eine Bekannte in Polen an, die in der Leitung blieb und die eindeutigen Gespräche zwischen I. und seiner Gastgeberin mitbekam. Paar wurde mit einer Geflügelschere bedroht Nachmittags berichtete der 41-Jährige Filip S. von dem Vorfall. Dieser mochte dies nicht glauben, so dass Patryk I. ihm das Gesagte von seiner Bekannten in Polen telefonisch bestätigen ließ. Aus irgendeinem Grund, der ich vor Gericht nicht näher aufklären ließ, eskalierte die Situation schließlich im Haus der Gastgeber. Ob Patryk I. schlichtweg verärgert war, ob es doch auch Eifersucht war – all dies wird wohl im Dunkeln bleiben müssen. Fest steht, dass I. seine beiden Gastgeber schließlich in das Gästezimmer drängte, wobei er in einer Hand eine Geflügelschere hielt. Er trat Filip S. mit den Worten &bdquo;Geh schneller, du Arschloch“ in den Rücken, was für diesen aufgrund eines vorangegangenen Bandscheibenvorfalls ausgesprochen schmerzhaft war. Im Gästezimmer bedrohte er das Paar mit der Geflügelschere, schlug beiden mehrfach mit der flachen Hand ins Gesicht. Er befahl Filip S., sich hinzuknien und würgte Barbara O., so dass diese kurzzeitig das Bewusstsein verlor. Wohl um beide zu demütigen nötigte er die Frau in Anwesenheit ihres damaligen Verlobten unter Vorhalt der Geflügelschere zu sexuellen Handlungen. Gericht blieb über dem Antrag der Staatsanwaltschaft Als O. sich schließlich voller Ekel wegdrehte, verlor der abgelenkte I. die Schere aus der Hand. Filip S. ergriff das Küchengerät und überwältigte den Angeklagten, während seine Verlobte die Polizei anrief. In der mehrtägigen Verhandlung vor dem Landgericht hatte Patryk I. den ersten Teil des Geschehens zwar prinzipiell eingeräumt, doch will er nicht zugetreten oder jemanden gewürgt haben. Und erst recht – und dies wies er vehement von sich – habe es die sexuellen Handlungen gegeben. Das Gericht verurteilte ihn schließlich zu vier Jahren und drei Monaten Gefängnis. Damit lag die Kammer deutlich über dem Antrag von Staatsanwältin Beatrice Schäfers, die zuvor drei Jahre Haft beantragt hatte. Verteidiger Dariusz Balicki hatte sich für ein Jahr Haft wegen gefährlicher Körperverletzung für seinen Mandanten ausgesprochen. Die I. zur Last gelegten Sexualstraftaten seien hingegen nicht erwiesen, so der Rechtsanwalt.

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