Bünde Neuer Bahnhof: Handwerker berichtet von Pleiten, Pech und Pannen

Bünde. Der Bünder Bahnhof wird noch einige Monate eine Baustelle bleiben. Erst Corona, nun der Krieg – und zwischendurch immer mal Materialmängel: Glaubt man der Verwaltung, sollen diese Gründe zum stetigen Verzug und zu Kostensteigerungen geführt haben. Nun hat sich ein Handwerker an die NW gewandt. Der Mann hat viele Monate auf der Bahnhofsbaustelle gearbeitet und schildert, was aus seiner Sicht alles schiefgelaufen ist. &bdquo;Man kann es mit Worten kaum beschreiben, eine katastrophale Baustelle“, sagt der Arbeiter. So soll es nach Aussagen des Handwerkers zu Komplikationen durch einen Wasserschaden gekommen sein. Konkret geht es dabei um die sanitären Anlagen. Dabei sei nach Regenfällen Wasser durch ein Lüftungsrohr in das Gebäude gelaufen. &bdquo;Zu diesem Zeitpunkt lagen die Dämmung und die Rohre der Fußbodenheizung schon. Durch den Wasserschaden musste aber alles wieder rausgerissen werden“, sagt der Arbeiter. Seine Behauptungen belegt der Mann gegenüber der NW mit Fotos des Wasserschadens. Nach Aussage des Handwerkers habe ein Unternehmen aus mehreren hundert Kilometern Entfernung anrücken müssen, um den Estrich neu zu verlegen. Zuvor mussten die Räume getrocknet werden. &bdquo;Für jeden privaten Bauherr wäre das eine Katastrophe gewesen“, sagt er. Die Stadt Bünde bestätigt den Vorfall und spricht von einem &bdquo;Wasserschaden geringeren Umfangs“. Der Schaden sei von der Versicherung übernommen worden und habe laut Verwaltung &bdquo;keine nennenswerten Auswirkungen auf den Baufortschritt“ gehabt. "Doppelte und dreifache Malerarbeiten" Bei Malerarbeiten soll es auf der Baustelle zudem zu &bdquo;doppelten und dreifachen Arbeiten“ gekommen sein, berichtet der Handwerker. Dachsparren sollten laut den Plänen in brauner Farbe gestrichen werden, weitere Bretter dagegen in Weiß, berichtet der Handwerker. Etwa zwei Monate nach dem Farbanstrich habe man nach Aussage des Mannes aber die Pläne geändert. &bdquo;Plötzlich bekamen die Arbeiter die Anweisung, dass das Holz mit schwarzer Farbe gestrichen werden soll“, sagt der Mann. Die Extra-Arbeit, der Kauf der neuen Farben und das Mischen der Farbe hätten zusätzliche Kosten verursacht. Auch die Fassade soll nach Aussage des Handwerkers mehrfach gestrichen worden sein, weil die eingesetzte Farbe nicht zu den anderen Farbtönen gepasst haben soll. Auf Nachfrage bei der Stadt Bünde heißt es, dass aus &bdquo;technischen Gründen mehrlagige Anstriche mit unterschiedlichen Eigenschaften erforderlich“ gewesen seien. So wurden für die &bdquo;farbliche Fassung der Fenster- und Fassadenschmuckelemente mehrere Probeflächen in unterschiedlichen Rottönen angelegt und für die Schlussbeschichtung bemustert“, heißt es aus der Verwaltung. Bei den Dachuntersichten sei der &bdquo;gewählte Anthrazitton erst mit der Schlussbeschichtung“ erfolgt. Mussten Elektriker neue Leitungen ziehen? Zu längerer Bauzeit und höheren Kosten sollen auch Änderungswünsche bei der Elektronik geführt haben. &bdquo;Der Elektriker musste nicht nur einmal Kabel neu verlegen“, sagt der Handwerker. So seien die Kabel für die Videoüberwachung verlegt worden, die Pläne sollen dann aber noch einmal geändert worden sein. &bdquo;Dort wo die Kameras hinsollten, sollten sie auf einmal nicht mehr hin“, sagt der Mann. Die vielen Änderungswünsche hätten laut des Handwerkers zu Sarkasmus unter den Kollegen geführt. &bdquo;Mal sehen, was sie heute wieder neu beschließen“, hätte man unter den Kollegen vor den wöchentlich stattfindenden Baubesprechungen gesagt. Diesen Vorwürfen widerspricht die Stadt Bünde. &bdquo;Eine Mehrfachverlegung von elektrischen Leitungen ist uns nicht bekannt“, teilt Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz mit. Jedoch seien im Bereich der Halle zusätzliche Leitungen verlegt worden, um auf künftige Anforderungen reagieren zu können. Die Verwaltung verweist zum Beispiel auf Monitore, um Pendler über ankommende Busse und Bahnen zu informieren. Stadt dementiert Zahlen Überrascht hat den Handwerker auch, wie die Baustelle in den kalten Wintermonaten beheizt worden ist. &bdquo;Weil das Gebäude komplett zurückgebaut wurde, gab es keine Heizung“, sagt der Arbeiter. Aber bei Temperaturen von unter fünf Grad könne man nicht arbeiten. Laut dem Mann sei ein Ofen eingebaut worden, zu dem ein Heizöltank gehörte. &bdquo;Ein Rohr ging durch die Holztür, so dass es etwas wärmer wurde“, sagt er. Der Ofen habe nach Aussage des Mannes etwa 1.000 Liter Heizöl pro Woche verbraucht. &bdquo;Im vergangenen Jahr waren das etwa 800 Euro, die eine Befüllung des Tanks gekostet hat“, sagt er. Der hohe Verbrauch sei darauf zurückzuführen, dass man die Baustelle auch nachts beheizt habe.Die Verwaltung bestätigt die Nutzung der mobilen Heizung auf der Baustelle. &bdquo;Für eine Übergangszeit zwischen Ende November 2021 und Januar 2022 wurde diese Temperatur durch eine mobile Ölheizung im Gebäude erzeugt. Grund hierfür war, dass die im Juni 2021 bestellte Heizung erst Anfang 2022 geliefert wurde“, sagt Greiner-Rietz. Ein Verbrauch von 1.000 Liter Heizöl pro Woche kann die Verwaltung aber nicht bestätigen. Der Verbrauch liege &bdquo;unter der Hälfte“, so die Stadt-Sprecherin.

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