Schulleiter ist entsetzt über Unterrichtsausfall wegen Sturmwarnung

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. In den Schulen sind die Sekretariate und Schulleitungen in diesen Tagen mit der Anmeldung neuer Schüler für das kommende Schuljahr beschäftigt. Am frühen Nachmittag wurden sie von einer E-Mail aus dem NRW-Schulministerium überrascht, in der es heißt, dass am morgigen Donnerstag der Unterricht ausfallen muss. Grund: Warnung vor einem Sturm. Das können Schulleitungen aktuell offenbar nur wenig nachvollziehen. Gunnar Woltering, der Leiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Bünde, sagte gegenüber der Neuen Westfälischen: "Wir sind offen gestanden entsetzt über diese Entscheidung." Er hatte sich zuvor kurz mit anderen Schulleitungen dazu kurzgeschlossen. Woltering meint damit konkret die Entscheidung, dass der Unterricht ausfallen soll. "Warum kann man denn keinen Distanzunterricht stattfinden lassen, wie wir das schon so oft gemacht haben?", fragt er. Bei der Forderung des Schulministeriums, dass Lehrkräfte - sofern wettertechnisch möglich - aber in der Schule erscheinen sollen, erscheint diese Frage durchaus berechtigt. Schulen sehen Weisung des Ministeriums unterschiedlich Auch Guido Broziewski Blomenkamp, Leiter der Realschule Bünde-Nord, zeigt sich &bdquo;sehr erschrocken“ über die Schulmail. &bdquo;Wir hätten Distanzunterricht gut durchführen können“, sagt er. Doch die Mail des Schulministeriums ließe sich nicht anders interpretieren, als dass der Unterricht tatsächlich ausfallen soll. &bdquo;Man hätte sich ja auch mal einen Tag vom Infektionsgeschehen entspannen können“, sagt Broziewski Blomenkamp. &bdquo;Da hätte man doch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.“ Was zusätzlich für Verwirrung sorgt: im Jahrgang 9 der Realschule seien die Schüler aktuell im Praktikum. Gilt der Ausfall auch für sie? &bdquo;In der Mail steht das nicht drin, aber in meinen Augen, ja“, sagt der Schulleiter. Denn es ginge ja schließlich um den Schutz von Personen. Deswegen seien die entsprechenden Schüler noch per Mail informiert worden. Eine Mail habe es zudem noch einmal an alle Schüler gegeben – zusätzlich zu den Informationen, die schon per Lautsprecherdurchsagen und von den Lehrkräften mitgeteilt wurden. Falls Schüler am Donnerstag trotzdem in den Schulen auftauchen, wird es eine Notbetreuung vor Ort geben. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat die Entscheidung in Abstimmung mit dem Deutschen Wetterdienst getroffen. Die wird in den Schulen momentan aber offensichtlich unterschiedlich interpretiert. Denn für die eine Schulleitung heißt der in der Anweisung des Ministeriums "Unterrichtsausfall" auch, dass der Unterricht ausfällt. Andere - so zum Beispiel die Gesamtschule Rödinghausen - verkünden auf ihrer Internetseite, dass die Schüler zwar zu Hause bleiben, aber von ihren Lehrern Aufgaben bekommen sollen. FvSG-Leiter Gunnar Woltering sagt: "Üblicherweise differenziert das Ministerium hier sehr genau zwischen Distanzunterricht und Unterrichtsausfall." Die Anweisung sei somit eindeutig. Kitas erfahren während der Abholzeit von dem Ausfall Eine Vermutung von Schulleitungen, dass sich das Ministerium für einen Ausfall des Unterrichts entschieden hat, könnte sein, dass nicht alle Schulen in NRW digital gleich gut ausgestattet sind und man den Schulleitungen die Entscheidung zwischen Distanzunterricht und Unterrichtsausfall nehmen will. "Bei uns ging die E-Mail des NRW-Schulministeriums rechtzeitig ein, dass wir die meisten Schülerinnen und Schüler noch per Lautsprecher-Durchsage informieren konnten", sagt Antje Stuke, Leiterin der Erich-Kästner-Gesamtschule. Zur Sicherheit sei noch eine E-Mail mit allen Informationen an die Schüler verschickt worden. Die Gesamtschüler würden am Donnerstag an ihren Wochenaufgaben weiterarbeiten oder würden von den Lehrkräften zusätzliche Aufgaben bekommen, die sie von zu Hause aus bearbeiten, erzählt Antje Stuke. "Es ist ja kein weiterer Ferientag", so die EKG-Leiterin. Auch vonseiten des Familienministeriums NRW wird geraten, dass Kita-Kinder am Donnerstag möglichst zuhause betreut werden sollen. Beim Kita/Familienzentrum Spradow der AWO kam die Nachricht von der Schließung kurz vor 13 Uhr an, berichtet Bärbel Brümmelhörster vom Leitungsteam der Einrichtung. &bdquo;Das war genau in unserer Abholzeit“, sagt sie. Also mussten sich die Mitarbeiter schnell organisieren, um noch rechtzeitig die ankommenden Eltern über die Situation zu informieren. Zusätzlich würde zudem noch eine E-Mail an alle Eltern geschickt, mit dem Appell, die Kinder zuhause zu lassen. Eltern, bei denen das nicht möglich ist, könnten aber auch die Notbetreuung in der Kita in Anspruch nehmen, sagt Brümmelhörster. Entsprechend der Anmeldung stünden dann am Sturmtag Mitarbeiter in der Kita bereit. Die restlichen Mitarbeiter würden zuhause bleiben. Wie viele Eltern das Notbetreuungs-Angebot in Anspruch nehmen, wird sich im Laufe des Nachmittags zeigen, sagt Brümmelhörster. Feuerwehr in Alarmbereitschaft Bei der Feuerwehr in Kirchlengern sei man aufgrund der Unwetterwarnung natürlich in Alarmbereitschaft und einsatzbereit, sagt Kirchlengerns Feuerwehr-Chef Frank Rieke. Die Feuerwehrleute hätten aufgrund der Lage ein Check-up von Geräten wie Motorsägen durchgeführt. "ÖEL" - die Örtliche Einsatzleitung - nennt Mark Wippersteg als stellvertretender Feuerwehrchef und Leiter der Hauptwache Bünde als wichtigen Begriff. "Bei solchen angekündigten Großwetterlagen nehmen die Einsatzkräfte in den Kommunen der Leitstelle in Eilshausen gewissermaßen Arbeit ab, indem sie sich an den Leitstellenrechner ankoppeln. Notrufe, die in Eilshausen eingehen, können so dann schnell an die Einsatzleitungen in den Kommunen weitergeleitet werden, wo die Feuerwehren sie dann abarbeiten", so Wippersteg auf NW-Nachfrage. Am Mittwochnachmittag ziehen Kräfte vom Löschzug Mitte in die Zentrale der Hauptwache an der Dünner Straße ein, bauen Bildschirme auf, richten Landkarten ein und bereiten sich auf mögliche Einsatzszenarien vor. "Dann halten sich die meisten zuhause auf Abruf bereit und sind sofort einsatzbereit, sobald sie hier eintreffen."

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