Detaillierte Zahlen: So viel Unterricht fällt an Bielefelder Schulen aus

Bielefeld. Fehlstunden, entschuldigt oder auch nicht, sind jetzt auf vielen Halbjahreszeugnissen der Schüler zu lesen. Nicht aber, was an Unterricht ausfällt. Das findet man jetzt zumindest online: Erstmals veröffentlicht das NRW-Schulministerium einen detaillierten Gesamtbericht &bdquo;über das Unterrichtsgeschehen an den allgemeinbildenden öffentlichen Schulen“ im Land. Die Zahlen (Schuljahr 2023/24) sind auf den Seiten des Ministeriums im Bildungsportal einsehbar. Allerdings muss man jede Schule einzeln anwählen und findet den Link zur sogenannten &bdquo;Untstat“-Auswertung auch erst nach genauem Hingucken ganz unten auf der jeweiligen Schulinfo-Seite. Eine komprimierte Übersicht für Bielefeld, etwa mit den Zahlen aller Schulen einer Schulform, gibt es nicht. Mit der Statistik wird erhoben, wie viel Unterricht erteilt wird und wie – oder ausfällt. Es wird nach &bdquo;erteiltem Unterricht gemäß Stundenplan“, &bdquo;Unterricht in besonderer Form“ (beispielsweise Klassenfahrten oder Projektunterricht), &bdquo;Maßnahme mit Lehrkraft bei unveränderter oder veränderter Lerngruppe“, &bdquo;Distanzunterricht“, &bdquo;eigenverantwortlichem Arbeiten“ (nur in der Oberstufe) und &bdquo;ersatzlosem Ausfall“ unterschieden. Vergleich der Bielefelder Schulen nur schwer möglich Da gibt es teils große Unterschiede, auch in Bielefeld. &bdquo;Ein Vergleich der Schulen untereinander ist nur bedingt möglich“, heißt es vom Land. Auch lasse diese Statistik keine Rückschlüsse auf die Qualität der schulischen Arbeit zu. Die &bdquo;NW“ hat nachgefragt, was Schulleiter in der Stadt zu den Zahlen und der Statistik sagen. &bdquo;Ein schwerer Fehler“: Harsche Kritik an NRW-Plänen gegen Unterrichtsausfall Betrachtet man die reinen Zahlen, steht die Grundschule Hillegossen mit 87,3 Prozent Unterricht nach Plan (Landesdurchschnitt bei den Grundschulen 80,2 Prozent) und 0,6 Prozent Entfall (Durchschnitt 3 Prozent) stadtweit mit am besten da. &bdquo;Grundsätzlich ist eine Statistik und genaue Inventur gut, wenn man sich mit Unterrichtsausfall beschäftigt“, sagt der Schulleiter Marlon Hollmann-Rippe. Eine gute Analyse und Transparenz sei wichtig. &bdquo;Aber man muss vorsichtig sein bei einem Vergleich“, sagt auch er. Es gebe keine Chancengleichheit der Standorte – und viele äußere und innere Faktoren, auf die man keinen Einfluss habe. Einzugsgebiete mit größeren sozialen Herausforderungen hätten beispielsweise auch Auswirkungen auf die Lehrergesundheit. Ebenso im Positiven ein guter Geist im Team, wertschätzender Umgang miteinander, Solidarität und gegenseitiges Verständnis. Dann gebe es auch noch interne Zufallsfaktoren: &bdquo;Wir haben zum Beispiel wenig Kollegen mit kleinen Kindern“, berichtet Hollmann-Rippe. Kita-Ausfall und Krankheiten hätten anderswo einen multiplikativen Effekt auf die Schule. Weniger Unterrichtsausfall in Bielefeld durch gute Planung &bdquo;Aber es gibt auch Faktoren, die man beeinflussen kann“, ergänzt der 36-Jährige. Vertretungskräften und Quereinsteigern auf Augenhöhe zu begegnen könne die Attraktivität der Schule als Arbeitsstelle steigern. &bdquo;Und gut und vorausschauend mit Teilzeitkräften über Perspektiven zu sprechen und Wege zu finden, die für beide Seiten passen.“ Wie Zeiten, zu denen eine Kollegin, die ihren Angehörigen pflegt und zu Hause gebraucht wird, entsprechend im Stundenplan zu berücksichtigen. &bdquo;Beides kann für bessere Besetzung sorgen und bessere Besetzung heißt, Reserve gegen ersatzlosen Ausfall zu haben“, sagt Hollmann-Rippe. Lehrermangel: 7.000 zusätzliche Kräfte in NRW-Schulen? Zahlen des Ministeriums in der Kritik .responsive23-IYJoazrySFm4lEHi-pie-unterrichtsausfall-in-nrw-23-24 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-IYJoazrySFm4lEHi-pie-unterrichtsausfall-in-nrw-23-24 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-IYJoazrySFm4lEHi-pie-unterrichtsausfall-in-nrw-23-24 { padding-top: 142.86%; } } Nur 61,4 Prozent Unterricht laufe nach Plan, 28,8 Prozent sei Vertretungsunterricht: &bdquo;Man muss sich das Messinstrument genau anschauen“, sagt Dominik Braus, Leiter der Queller Schule, zu seinen Daten. Schulen des gemeinsamen Lernens, so wie die Queller Schule, müssten da grundsätzlich anders betrachtet werden. &bdquo;Ein Großteil des Unterrichts ist in Doppelbesetzung geplant“, sagt Braus. Wenn jemand ausfällt, werde geschaut, wie man die Situation bestmöglich für alle Kinder gestalten könne. Aufgrund der Statistik schaue man sich Sachen genauer an und überdenke Projekte. &bdquo;Wir hatten zum Beispiel eine Fußballwoche für alle, jetzt macht das immer nur noch ein Jahrgang.“ Das Land gebe nur Durchschnittswerte für ganz NRW an. &bdquo;Mich würden die für Bielefeld interessieren“, ergänzt Braus. Falsche Zahlen an Bielefelder Martin-Niemöller-Gesamtschule 3,9 Prozent Unterricht fällt durchschnittlich in der Sekundarstufe zwei an den Gesamtschulen in NRW aus. An der Martin-Niemöller-Gesamtschule sind es 9,5 Prozent laut Statistik. &bdquo;Da haben wir uns auch erst erschrocken, als wir die Zahl gesehen haben“, sagt Schulleiter Torsten Schätz. Nach interner Prüfung habe sich aber herausgestellt, dass es sich um einen Einstellungsfehler bei der Datenerfassung seitens der Schule handele. Alle Randstunden, die eigentlich &bdquo;eigenverantwortliches Arbeiten“ waren, seien fälschlicherweise als &bdquo;ersatzloser Ausfall“ erfasst worden. 132 Millionen Euro: Der Bau von Bielefelds teuerster Schule startet Bei den Gymnasien fällt laut der Statistik in der Sekundarstufe II NRW-weit durchschnittlich 2,8 Prozent des Unterrichts ersatzlos aus. Die Werte der Bielefelder Gymnasien liegen zwischen 0,1 und 4 Prozent. Beim Brackweder Gymnasium ist die Zahl noch höher. &bdquo;Das hat uns schon irritiert und auch betroffen gemacht“, sagt Schulleiterin Heike Bug. Hintergrund seien mehrere Langzeiterkrankungen im Kollegium, &bdquo;unglücklicherweise noch in gleicher Fächerkombination“. Aber die Statistik lasse auch Interpretationsspielräume zu. Sich damit intensiver zu beschäftigen und mit anderen Bielefelder Schulen auszutauschen sei auf jeden Fall sinnvoll. Man könne die Werte der Schulen nicht direkt miteinander vergleichen, sagt auch Bug. &bdquo;Es wird zum Beispiel nicht berücksichtigt, ob man die Stundentafel ohnehin schon gekürzt hat.“ Komplett ungekürzt und zudem noch Ergänzungsunterricht, der mit aufgeführt wird: &bdquo;So kann dann natürlich auch mehr ausfallen“, erläutert Bug die aufgeführten Zahlen für ihre Schule. Erfassung des Unterrichtsausfalls für Optimierung wichtig Die &bdquo;wochenscharfe Erfassung“ in der Statistik zeige Engpässe und Unterstützungsbedarfe auf. Das sei als Grundlage für eine Optimierung wichtig. Für den Betrachter, der die Hintergründe nicht kennt, sei der Blick auf die nackten Zahlen allerdings nicht unbedingt aussagekräftig, und es könne leicht ein verzerrtes Bild auf die Wirklichkeit bei einem so sensiblen Thema entstehen. Dass die jetzt erstmals veröffentlichten Zahlen zum Unterrichtsausfall ein sensibles Thema sind, auch mit Blick auf die bevorstehenden Anmeldetage an den weiterführenden Schulen in Bielefeld Ende Februar, zeigt auch die Antwort von Oliver Kollmeyer, Leiter der Realschule Jöllenbeck auf die &bdquo;NW“-Anfrage. &bdquo;Nach Absprache mit den Schulleitungskolleginnen und -kollegen möchte ich mich nicht einzeln zur Ausfallstatistik des Landes äußern und verweise an die Pressestelle der Bezirksregierung Detmold“, teilt er mit. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Den detaillierten Bericht des Schulministeriums finden Sie hier.

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