Bünde/Kirchlengern Lange Haftstrafe für Bünder Brandstifter

Bielefeld/Bünde/Kirchlengern. Als Verteidiger Ali Mojab am Donnerstagnachmittag den Freispruch für seinen Mandanten fordert, schaut der 31-jährige Angeklagte noch entspannt durch den Saal des Bielefelder Landgerichtes. Einige Stunden später versteinert sich der Gesichtsausdruck des Mannes, der nach Auffassung des Gerichts Ende Februar 2021 ein Feuer an einem Gestüt in Kirchlengern gelegt und einen sechsstelligen Schaden angerichtet hat. Die 2. Große Strafkammer hat den Bünder zu 5 Jahren und 3 Monaten Haft verurteilt. +++UPDATE: Nach Urteil: Bünder Brandstifter tobt vor Wut im Gerichtssaal +++ Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass der 31-Jährige am 24. Februar 2021 etwa 60 Heuballen in Brand gesteckt hat. In dem angrenzenden Stall waren zu dem Zeitpunkt 20 Pferde untergebracht. Eine Überwachungskamera hatte den Arbeiter bei der Tat gefilmt. Zeugen identifizierten den Mann auf den Aufnahmen. Dass der Schaden nicht höher ausgefallen ist, ist dem raschen Eingreifen der Feuerwehr zu verdanken. Ein Feuerwehrmann wird später im Gericht aussagen. "Ein glücklicher Umstand, dass viele Kollegen um 21 Uhr zu Hause waren und schnell ausrücken konnten. Zehn Minuten später, ich kann nicht ausschließen, was dann passiert wäre." Verteidiger forderte Freispruch Staatsanwalt Lukas Schackow ist sich ebenfalls sicher, dass der 31-Jährige für das Feuer verantwortlich ist. "Wir haben es mit einem selbstbewussten, aber brandgefährlichen Angeklagten zu tun", sagt er in seinem Plädoyer vor einigen Wochen über den Mann, der unter anderem wegen Körperverletzung vorbestraft ist und seit Ende Februar 2021 in Haft sitzt. Der Bünder war nicht nur wegen Brandstiftung angeklagt. Die Staatsanwaltschaft warf ihm unter anderem auch noch Sachbeschädigung und den Besitz von Jugendpornografie vor. Schackow forderte eine Haftstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten. Die 2. Große Strafkammer bleibt mit dem Urteil knapp darunter. Verteidiger Ali Mojab erklärt zwei Stunden vor der Urteilsverkündung, dass sein Mandant das Feuer in Kirchlengern nicht gelegt habe. Das Bild aus der Überwachungskamera sei "unscharf", führt der Rechtsanwalt aus. Eine schwarze Weste, die der Angeklagte bei der Tat getragen haben soll und die die Polizei bei dem 31-Jährigen gefunden hat, sei "Stangenware", erklärt der Verteidiger. Zudem gebe es kein Motiv. "Daher beantrage ich, meinen Mandanten freizusprechen". Einen Freispruch fordert er auch für den Vorwurf der Sachbeschädigung. Die Staatsanwaltschaft hat dem Bünder auch vorgeworfen, acht Scheiben am Rathaus eingeworfen zu haben. Es gebe eine plausible Erklärung, warum sein Mandant in Tatortnähe am Bünder Rathaus gewesen sei. "Mein Mandant wollte Zigaretten kaufen", sagt er. Der Rechtsanwalt kündigt noch im Gerichtssaal an, Revision gegen das Urteil einzulegen.

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