Lange Schlange vor dem Impfmobil: So lief die Sonderaktion

Bünde. Nicht zu übersehen ist die Schlange vor dem Rathaus. Etwa 30 Menschen stehen am Mittwochvormittag kurz vor 10 Uhr an und holen sich im Impfmobil den Piks gegen das Coronavirus ab. Manche kommen überpünktlich und eine Stunde früher, um gleich zu den Ersten zu gehören. Viele schätzen das unbürokratische Angebot ohne Termin. Die Gründe, warum sie sich impfen lassen, sind unterschiedlich. An vorderster Stelle steht eine 51-jährige Bünderin seit 9 Uhr und wartet. Sie habe sich mit der Zeit vertan und bringt deswegen Geduld mit. "Für mich ist es wichtig, dass es schnell geht und ich kein Astrazeneca bekomme." Gleich hinter ihr befindet sich Andrea Böse und berichtet davon, dass sie bislang nicht auf der Prioritätenliste stand, obwohl sie lungenkrank sei. Sie entscheidet sich für den Impfstoff von Johnson & Johnson, wie viele andere auch in diesem Tag, obwohl auch Moderna angeboten wird. Schutz nach Corona-Infektion abgelaufen Als sie in den Wagen steigt, geht alles ganz schnell. Sie krempelt das T-Shirt an der linken Seite ihres Arms nach oben und macht die Stelle für die Nadel frei. Dann desinfiziert eine Mitarbeiterin die Haut und warnt Andrea Böse. "Gleich könnte es ein bisschen wehtun." Nach wenigen Sekunden ist alles vorbei, die Bünderin zuckt nicht einmal und ruht sich im Anschluss draußen auf einem Stuhl aus. Doch auch wesentlich Jüngere zeigen Interesse, wie ein 20-Jähriger, der beim Rettungsdienst arbeitet. Er selbst sei bereits mit dem Virus infiziert gewesen und habe sich damals bei der Freundin angesteckt. Nun ist sein Schutzstatus abgelaufen, weswegen er die einmalige Impfung benötigt. Ihn selbst hat Corona eher milde getroffen: "Es war wie eine Erkältung, nur die Lunge hat bisschen geschmerzt." Die Angst davor, dass sich die Eltern anstecken, sei größer gewesen. Zigarette zur Beruhigung Wesentlich nervöser wirkt ein anderer 21-Jähriger aus Bünde. Seine Partnerin will ihm noch etwas "Gutes" tun und schnell eine Zigarette unterjubeln, bevor er an der Reihe ist und ihn mit Nikotin beruhigen. "Keine Bange, das Krankenhaus ist ganz in der Nähe", ruft ihm eine Mitarbeiterin vom Mobil zu. Bei ihm ist die Angst vor der Nadel größer als die vor Corona. "Ich möchte meine Freiheit zurück und habe mich nur deshalb dazu entschieden." Tatsächlich muss sich der junge Mann im Anschluss hinlegen, weil ihm kurz schlecht wird. Wie viel Impfstoff der Koordinator der Aktion, Tim Hölscher, mit im Gepäck hat, möchte er nicht verraten. "Es ist aber genug für alle Interessierte da." Mit der Resonanz am Vormittag zeigt er sich zufrieden. "Wir nehmen den Menschen eine Hürde, weil der Besuch beim Impfzentrum mit der Anmeldung formeller und aufwendiger ist." Laut Hölscher sei das Angebot mit dem Impfmobil ein richtiger Schritt in die Richtung, um die Impfquote zu erhöhen. 80 Impfungen bis zum Mittag Bis zu 80 Menschen lassen sich bis zum Mittag impfen. Dann zieht ein Regenschauer auf und vertreibt viele Leute. Ralf Bartling, Leiter des Amtes Sicherheit und Ordnung, hofft, dass mehr Laufkundschaft aus der Fußgängerzone vorbeikommt. In der Eschstraße hätte das Mobil wegen der Breite nicht stehen können. Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger (SPD) schaut vorbei und spricht sich für das Angebot aus. "Damit erreichen wir auch Jüngere." Auch "Handel Bünde" unterstützt diese Sonderaktion und verschenkt an die ersten 50 Geimpften einen Einkaufsgutschein im Wert von zehn Euro. Rutenkröger, selbst zweimal geimpft, sieht in den Vakzinen die einzige Chance, die Pandemie zu bezwingen. Das sehen andere ähnlich. Nachdem sich die Sonne durch die Wolken kämpft, hat auch das Team des Impfmobils wieder mehr zu tun. Am Ende haben sich rund 120 Menschen impfen lassen. Wie Kreissprecher Patrick Albrecht informiert, wollten 96 der Bürger das Vakzin von Johnson & Johnson, 22 wählten den Impfstoff von Moderna.

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