Bünder tauscht Kinderpornografie mit einem Chatpartner

Bünde. "Es handelt sich eindeutig um kinderpornografische Bilder - und zwar eine ganze Menge", sagte der Richter. Weil ein 58-jähriger Bünder in drei Fällen kinderpornografische Bilder auf seinem Handy hatte und diese verbreitete, musste er sich vor dem Bünder Amtsgericht verantworten. Der seit zehn Jahren arbeitslose Mann wurde zu einer zehnmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, muss 120 Stunden gemeinnützige Arbeit verrichten sowie eine Beratungsstelle aufsuchen. Die drei Taten fanden bereits im Sommer 2018 statt: Der Bünder chattete unter dem Nickname "Hallo20" auf dem Handy mit einer anderen Person. Dabei tauschten sie 80 kinderpornografische Bilder aus. Auf den Fotos seien Kleinkinder, Mädchen bis zum Alter von zwölf Jahren sowie Jungen zwischen sechs und zwölf Jahren, zu sehen gewesen, so die Staatsanwältin bei der Verhandlung. Die Bilder zeigten die Kinder in sexuellen Posen, Dessous und gefesselt. Bei einer Durchsuchung hatte die Polizei zudem einen alten Laptop des Bünders sichergestellt, auf dem weitere 215 kinder- und jugendpornografischer Fotos gefunden wurden. "Es war der Reiz des Verbotenen" Die Vorwürfe aus dem Sommer 2018 räumte der Angeklagte ein. "Bei der polizeilichen Vernehmung hat mein Mandant dazu umfangreich Rede und Antwort gestanden", sagte der Verteidiger. Der geschiedene Bünder habe damals private Probleme gehabt und deshalb Online-Kontakte geknüpft. "Es wurde zunächst belanglos geschrieben, danach hat sich das gesteigert", erklärte der Verteidiger. "Es war der Reiz des Verbotenen." Es habe aber kein sexuelles Interesse gegeben. Der Verteidiger stellte infrage, dass es sich bei den Bilddateien auf dem Laptop um real existierende Bilder handele. Es könnte sich vielmehr um Thumbnail-Bilder handeln, die automatisch vom System auf der Festplatte gespeichert werden. Deswegen stelle sich rechtlich die Frage, ob man von einem vorsätzlichen Besitz sprechen könne. Außerdem habe sein Mandant den alten Laptop schon seit Jahren nicht mehr genutzt. Auf das Strafmaß hätte diese Sache keine großen Auswirkungen, so der Verteidiger. "Jedes Bild beinhaltet ein schreckliches Einzelschicksal" Verurteilt wurde der Bünder wegen Besitz und Verbreitung der Kinderpornos aus dem Sommer 2018. Der 58-Jährige gab sich reumütig. "Es tut mir leid, dass sie sich mit meinen Verfehlungen beschäftigen müssen." Er habe damals nur mit ein paar Leuten chatten wollen, weil er wenig Kontakte gehabt habe und habe sich dann in das Ganze reingesteigert. Der Chatpartner, mit dem er die Bilder austauschte, wurde in der Vergangenheit bereits verurteilt. Die Staatsanwältin forderte zehn Monate auf Bewährung mit einer Bewährungszeit von drei Jahren, einen Bewährungshelfer, die Ableistung von 120 Stunden gemeinnütziger Arbeit und die Pflicht, eine Beratungsstelle aufzusuchen. "Alle kinderpornografischen Bilder beinhalten ein schreckliches Einzelschicksal", so die Staatsanwältin. Immer mehr Fälle von Kinderpornografie im Kreisgebiet Der Richter schloss sich der Forderung an. "Es wird zugunsten ausgelegt, dass Sie geständig waren, Reue zeigten und nicht vorbestraft sind", sagte er in Richtung des Verurteilten. Aber: Der Gesetzgeber sehe bald ein Jahr für den Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie vor. "Wenn das Ganze ein paar Monate später gewesen wäre, wäre der Fall vor einem Schöffengericht gelandet." Und: "Wenn Sie nochmal auffällig werden, gibt es keine Bewährung mehr." Das Urteil ist rechtskräftig, auf eine Revision wurde verzichtet. Die Polizei im Kreis Herford hat zuletzt immer mehr mit Fällen von Kinderpornografie zu tun. Im Kreis Herford ist im vergangenen Jahr die Zahl der bekannten Straftaten in diesem Bereich um über 130 Prozent gestiegen. Das hatte die Kreispolizei bei ihrer Jahresstatistik für 2020 bekannt gegeben.

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