Zwei Bünder haben mit Modellschiff große Pläne

Bünde. Torsten Wittenberg war noch ein junger Kerl, da sah er in Hamburg einen alten Mann in einem Modellboot über die Elbe schippern. &bdquo;Der Kopf guckte oben raus – ich dachte, ich guck’ nicht richtig“, erinnert sich der Bünder Restaurantbesitzer. Dann sah und hörte er für lange Zeit nichts mehr von dem Viermaster – und von dem alten Mann auch nicht. 35 Jahre später steht das Boot in Wittenbergs Hinterhof. Und auch er möchte damit möglichst bald hinaus aufs Wasser. Torsten Wittenberg, in Bünde auch bekannt als &bdquo;Metzger mit dem Zopf“, baut seit 40 Jahren Modellschiffe. Etwa 400 Exemplare nennt der 54-Jährige sein Eigen, viele davon kann man als Gast seines Restaurants bestaunen, andere stehen bei ihm zuhause, wieder andere sind in diversen Hallen in der Umgebung eingelagert – darunter einige sehr große Boote im Maßstab 1:10. Das größte davon ist &bdquo;Helga“, sein derzeitiges Projekt. Mit neun Metern Länge, den vier 5,80 Meter hohen Masten und 1,8 Tonnen Gewicht sei es das zweitgrößte seetüchtige Modellboot Deutschlands nach der Bremen IV, sagt Wittenberg. Und wie kam es dazu, dass dieses Boot nun in seinem Besitz ist? &bdquo;Mein Freund Uwe war 2015 beruflich in Mannheim unterwegs. Da hat er das Boot als Deko vor einem Restaurant entdeckt und mir ein Foto davon geschickt. Einfach nur so, weil wir beide ein Faible für Modellschiffe haben“, erzählt Wittenberg. Was Uwe Fleer nicht ahnen konnte: Es war das Boot des alten Mannes, den Wittenberg damals auf der Elbe gesehen hatte. &bdquo;Hab’ ich sofort wiedererkannt“, sagt der Bünder. Die Reise von Mannheim nach Bünde Sofort sei auch der Wunsch da gewesen, die alte Helga zu erwerben. So schnell funktionierte das aber nicht. Der Mannheimer Besitzer sei zwar generell verkaufsbereit gewesen, habe aber leicht überzogene Preisvorstellungen gehabt, so Wittenberg. Fünf Jahre habe er beobachtet, abgewartet und immer wieder den Kontakt gesucht. Vor drei Monaten habe es dann endlich geklappt. Unter abenteuerlichen Bedingungen holten Wittenberg und Fleer das Boot nach Bünde. &bdquo;Unser Trailer war eigentlich viel zu kurz für das Schiff“, sagt Wittenberg, schüttelt den Kopf und lacht. Seit das Boot bei ihm ist, haben er und sein Kumpel zahllose Stunden damit verbracht, es wieder auf Vordermann zu bringen – fast jeden Abend. &bdquo;Allein diese dicke Staubschicht“, sagt Wittenberg und winkt ab. Abdichten, schleifen, lackieren, den Motor wieder fitmachen – es gab und gibt immer noch einiges zu tun. Neue Segel müssen auch noch her. Und dann? &bdquo;Wollen wir damit wieder in den Norden“, sagt Wittenberg. Zunächst ins friesische Varel, wo Wittenberg seine zweite Heimat hat. Dort wollen sie erst mal ein paar Proberunden auf dem Jadebusen drehen. Und dann ab nach Hamburg, um ein bisschen über die Elbe zu schippern. &bdquo;Wie der alte Mann damals“, sagt Wittenberg – mittlerweile selbst kein ganz junger Hüpfer mehr. Und ein Trip nach Helgoland schwebt ihm auch noch vor. Ein Hochseetrip in einem Modellboot – klingt nach Abenteuer. &bdquo;Wir würden aber in Begleitung eines zweiten Schiffes fahren“, macht der Bünder klar. Das Originalschiff ist ein 90 Meter langer Gaffelschoner Übrigens: Der &bdquo;alte Mann“ aus Hamburg ist schon seit vielen Jahren tot. &bdquo;Das Boot hatte er vor 50 Jahren selbst gebaut“, sagt Wittenberg. Vorlage sei ein 90 Meter langer Gaffelschoner gewesen, der unter dem wohlklingenden Namen &bdquo;Santa Maria“ noch heute unterwegs ist. Viel mehr hat der Bünder leider nicht in Erfahrung bringen können. Gerne würde er Kontakt zu der Familie des Modellbauers aufnehmen, um noch ein bisschen mehr herauszufinden. Und noch eine weitere Vorstellung reizt ihn: &bdquo;Wie der Besitzer der ,Santa Maria’ wohl gucken würde, wenn ich mit der ,Helga’ plötzlich direkt neben ihm auftauchen würde!?“, fragt sich Torsten Wittenberg und lacht. Wahrscheinlich so ähnlich wie er selbst, als er seinerzeit den alten Mann über die Elbe schippern sah.

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