Streit um kalten Döner: Lieferdienst-Chef mit Messer aus dem Haus gejagt

Bünde. "Und weil der Mensch ein Mensch ist, drum braucht er was zu essen, bitte sehr! Es macht ihn ein Geschwätz nicht satt, das schafft kein Essen her." Das sagte Bertolt Brecht. Nun hört beim Essen der Spaß für viele aber auch schnell auf - vor allem wenn es, aus welchem Grund auch immer, nicht mundet. Satt geworden war ein 33-jähriger Bünder am zweiten Weihnachtstag des vergangenen Jahres zwar, auf "Geschwätz" ließ er sich aber trotzdem ein, was jetzt vor dem Amtsgericht endete. Der Angeklagte Daniel M. (Name geändert) hatte sich von einem Lieferdienst aus der Innenstadt Döner kommen lassen. Das sei, so gab er an, kalt bei ihm eingetroffen, so dass er es in der Mikrowelle aufwärmte. Das schrieb er nach dem Verzehr auch als Bewertung in das Internetportal, über das er bestellt hatte. Daraufhin habe ihn der Inhaber des Lieferdienstes, Samir A. (Name geändert), mehrfach angerufen und gefordert, den Eintrag zurückzuziehen. "Ich habe das Essen selbst zubereitet und es wurde zügig geliefert", sagte A.. Letztlich sei der 22-jährige Geschäftsmann persönlich beim Angeklagten erschienen, um die Angelegenheit "zu klären". Vor der Wohnungstür eskalierte die Situation Vor der Wohnungstür des 33-Jährigen eskalierte die Situation, wobei sich die Aussagen nicht deckten: Daniel M. gab an, dass Samir A. im Laufe des Wortgefechtes die Faust gehoben habe, was M. als Bedrohung empfunden habe. Der Zeuge erklärte, er habe dem Angeklagten den Kaufpreis erstatten wollen, wenn der den Eintrag lösche. Da man sich nicht habe einigen können, sei er bereits im Weggehen gewesen, als M. ein Messer gezückt habe. Daraufhin habe A. die Flucht ergriffen, sei aber noch bis zur Haustür vom Angeklagten verfolgt worden. Die Bedrohung mit dem Messer wurde von Daniel M. nicht bestritten. Über die Art der Waffe herrschte ebenfalls Uneinigkeit: Zeuge A. sprach vor Gericht von einem "langen Brotmesser", hatte bei der Polizei aber angegeben, ein Taschenmesser gesehen zu haben. Laut Angeklagtem habe es sich um ein so genanntes Karambit-Messer mit einer knapp fünf Zentimeter langen, stark gebogenen Klinge gehandelt. Das benötige er zum Öffnen von Paketen. Erstaunlich gut kannte sich der Mann dabei mit dem Waffenbesitzrecht aus. "Sie sind manchmal zu nah dran, mit Waffen Schindluder zu betreiben." Daniel M. ist vor Gericht kein Unbekannter. Aufgrund einer schweren Erkrankung ist er erwerbsunfähig, und hat gerade eine zwölfmonatige Bewährungsstrafe wegen eines ähnlich gelagerten Falles hinter sich. In der Vergangenheit kam es bei ihm immer mal zu Ausrastern. Ihm wurde ein Betreuer zugeteilt, der eine weitgehend positive Beurteilung abgab. "Sie sind manchmal zu nah dran, mit Waffen Schindluder zu betreiben. Mit jeder Situation bringen sie sich dem Gefängnis ein Stück näher", mahnte die Richterin. Sie verhängte eine sechsmonatige Freiheitsstrafe, die noch einmal zur Bewährung ausgesetzt wurde. Die Staatsanwaltschaft hatte nur drei Monate gefordert. "Es gab hier keine Anhaltspunkte für eine Notwehrsituation", stellte die Richterin fest, die aber in Richtung des Zeugen auch mahnte, dass der eigentliche Grund für seinen "Besuch" beim Angeklagten nicht wirklich klar geworden sei. Außerdem muss der Angeklagte 80 Sozialstunden leisten. Das, so gab er an, würde er gerne im Tierheim, weil er mit Tieren gut zurecht komme. Waffen, welcher Größe auch immer, darf er nicht mehr besitzen. Daniel M. versprach, brenzlige Situationen künftig zu vermeiden. "Ich sitze vor meiner Spielkonsole, kümmere mich um meine drei Katzen und will meine Ruhe haben", sagte er. Die Streithähne wären vielleicht mit Oscar Wilde gut beraten gewesen, der einst sagte: "Nach einem trefflichen Mittagessen ist man geneigt, allen zu verzeihen."

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