Bürger unterstützen NABU bei Protest gegen Bauplanung

Bünde. &bdquo;Das Grün soll bleiben", war der Schlusssatz des NABU-Vorsitzenden Friedhelm Diebrok am Donnerstagabend auf dem Feldmarkfriedhof. Und gleichzeitig war dieser Satz Tenor der gesamten Bürger-Informationsveranstaltung des Naturschutzbundes zu einem geplanten Baugebiet am Südrand des Friedhofs. Die Argumente zwischen den knapp 80 Interessierten und Vertretern der Bünder Kommunalpolitik schwankten zwischen sachlich, emotional und polemisch. Einige gingen nach mehr als eineinhalb Stunden wütend und enttäuscht nach Hause, andere sahen eine Chance, dass das grüne Areal unangetastet bleibt. In der verbalen Schusslinie der Bürger standen die anwesenden Bürgermeisterkandidaten Stefanie Janßen-Rickmann (Bündnis 90/Die Grünen) und Martin Schuster (CDU). Zum Hintergrund 2017 fiel im Stadtrat der Beschluss, die 9.000 Quadratmeter große Grünfläche am Südrand des Feldmarkfriedhofs als Baugebiet zu entwickeln. Gemäß Vorschlag aus dem Bauamt sollten dort ausschließlich Sozialwohnungen in mehrgeschossigen Gebäuden entstehen. Sozialwohnungen waren nicht zuletzt aufgrund der Zuwanderung zu der Zeit schon knapp, was – wie damals berichtet – für 38 der 39 anwesenden Ratsmitglieder Ende März 2017 der Hauptgrund für ihre Zustimmung war. Nach Informationen der NW aus dem Bauamt der Stadt Bünde im Frühjahr dieses Jahres sind dort 50 bis 60 Wohnungen in verschiedenen Gebäuden geplant. Für den Gesamtkomplex inklusive einer Zufahrt von der Herforder Straße und Parkplätzen hat die Stadt mittlerweile einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben.NW Allerdings war zwischenzeitlich nicht mehr nur von Sozialwohnungen die Rede. Für sie sollen gemäß einem Grundsatzbeschluss des Stadtrats für größere Wohnbauprojekte nur noch zwischen 20 und 30 Prozent der Gesamtwohnfläche zur Verfügung stehen. Argumente der Bürger Wie Mitglieder des NABU-Vorstands in der vergangenen Woche bei einem Ortstermin erklärten, hätten sie von diesen konkreten Planungen aus dem NW-Artikel im März erfahren. Die Naturschützer wollen nun alles tun, um diese Fläche so zu erhalten, wie sie ist: grün. Laut Freyja Diebrok, stellvertretende NABU-Vorsitzende, ist das Areal die einzige Grünfläche zwischen Stadtgartenpark und dem Doberg. Die Argumente der Bürger beschäftigten sich zusammenfassend damit, dass die Fläche von vielen Menschen als Naherholungsgebiet genutzt werde und man sie, als ein &bdquo;selten gewordenes Stückchen grüne Lunge" nicht bebauen dürfe. Susanne Tauche als Anwohnerin sagte, dass sie nur aufgrund der intakten Natur dort eine vielfältige Vogel- und Insektenwelt in ihrem Garten erlebe. Sie betonte zudem, dass &bdquo;auch die Toten auf dem Friedhof ihre Ruhe brauchen" und dass hier &bdquo;einfach über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden wurde". Sie bekam Beifall. Doch abschließend entschieden wurde noch nichts. Martin Schuster zeigte Verständnis für die Belange der Bürger, betonte aber auch: &bdquo;Wir müssen etwas tun, um Wohnungen zu schaffen, aber auch um Lebensqualität zu erhalten. Dabei können wir aber nicht jeden Wunsch erfüllen." Stefanie Janßen-Rickmann wurde von einer Bürgerin angegangen, die sie fragte: &bdquo;Wie konnten Sie als Grüne dem Vorhaben 2017 überhaupt zustimmen?" Die Grünen-Politikerin erklärte, dass das damals für sie ein Interessenkonflikt gewesen sei. Aber Menschen brauchten auch Wohnraum, wenn ihr selbst auch jeder Baum, der dafür weichen müsse, leid tue. Viele der Anwesenden plädierten dafür, auf (Zitat) &bdquo;einer der vielen anderen Freiflächen inner- und außerhalb der Stadt zu bauen". Gemeint waren damit aber Flächen, über die die Stadt Bünde nicht verfügt, weil sie ihr nicht gehören. Die noch etwa hundert ehemaligen &bdquo;Briten-Wohnungen" von der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (BIMA) zu kaufen geht auch nicht, weil die mehr verlangt, als die Stadt gemäß einem Gutachten dafür bezahlen darf. Eine Alternative Einen für die Anwesenden interessanten, wenn vielleicht für einige auch unbequemen Aspekt, warf Elmar Holstiege (Grüne) auf: &bdquo;Es gibt viele Menschen auch in Bünde, die allein oder zu zweit in einem Haus mit 150 Quadratmetern oder mehr wohnen, ohne Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Auf der anderen Seite beschweren sie sich aber, wenn Grünflächen bebaut werden. Wenn wir alle mehr zusammenrücken würden, müsste das vielleicht gar nicht sein." Stefanie Janßen-Rickmann versprach den Anwesenden einen Versuch, die Planungen wieder zurück in den Stadtrat auf die Tagesordnung zu holen. Die entsprechende Sitzung dürfte bei der Anteilnahme der Bürger gut besucht sein.

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