Bünder werden von millionenschweren Hotelplänen überrascht

Bünde. Die Nachricht, dass ein Investor auf dem ehemaligen Cordes-Gelände ein Hotel und ein Boardinghaouse inklusive Restaurant und Konferenzräume bauen will, hat die Menschen in Bünde überrascht. Selbst weite Teile der Politik waren in die Planungen bisher nicht eingebunden und haben aus der NW von den Neuigkeiten erfahren. Doch nicht alle Bünder scheinen von dem Konzept überzeugt zu sein. Wie berichtet, möchte ein Investor, das Unternehmen Portarion aus Herford, auf dem knapp 9.000 Quadratmeter großen Grundstück unter anderem ein Hotel mit 90 Zimmern bauen. Zudem soll ein sogenanntes Boardinghouse für längere Vermietungen entstehen, 40 Appartements sind hier geplant. Erste Gespräche mit der Stadt Bünde hätten bereits stattgefunden, so Portarion-Geschäftsführer Thomas Henke im Gespräch mit der NW. Die Investitionssumme liege bei 18 bis 20 Millionen Euro. Wie reagiert die Politik auf die Pläne? Die Reaktionen aus der Politik Für Andrea Kieper, Vorsitzende der SPD-Fraktion, stellt sich die Frage, ob Bünde überhaupt ein großes Hotel brauche, da ja auch in Herford am Marta ein Hotel entstehe. "Für Konferenzen könnte man auch das van der Falk-Hotel in Melle nutzen", so Kieper. Die SPD-Fraktion habe für das Cordes-Gelände bereits eine andere Nutzung durch städtische Einrichtungen wie das Jugendzentrum Atlantis oder die Stadtbücherei vorgeschlagen. Daran wolle man auch festhalten. Auch für die rund 150 Senioren, die sich im Bonhoeffer-Haus treffen, müsse eine neue Heimat gefunden werden, wenn es das Bonhoeffer-Haus nicht mehr gibt. "Sollte für diese Einrichtungen ein anderer Platz in der Stadt gefunden werden, würden wir uns den Planungen aber nicht verschließen", ergänzt Andrea Kieper. Georg Kruthoff ist von den Planungen am Freitagmorgen beim Blick in die Neue Westfälische überrascht worden. "So wie wohl 90 Prozent aller Bünder", sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende. Die Planungen wurden dem Christdemokraten bisher noch nicht vorgestellt. "Daher werden wir das Thema erst einmal in der Fraktion besprechen." Die nächste Sitzung ist für Januar 2020 angesetzt. Ein Hotel auf dem Cordes-Gelände begrüßt der Politiker. "Wenn es so ist, dass sich die Wirtschaft Hotelbetten wünscht, dann hat der Investor damit wohl den Nagel auf den Kopf getroffen", sagt Kruthoff. Zudem müsse die Stadt kein eigenes Geld in die Hand nehmen - und dürfe auf Steuereinnahmen hoffen. Stefanie Janßen-Rickmann von den Grünen waren die Pläne für ein Hotel auf dem Cordes-Gelände ebenfalls nicht bekannt. Sie begrüße das Projekt, da die Stadt von Steuereinnahmen profitiere. Im NW-Gespräch wies sie aber auf Pläne für ein Hotel auf dem Severin-Gelände ganz in der Nähe des Cordes-Grundstücks an der Wasserbreite hin. "Zwei neue Hotels könnten für Bünde etwas zu viel sein", sagte die Fraktionssprecherin. "Privat geht vor Staat" Die FDP hat den Vorschlag laut Sprecher Ernst Tilly noch gar nicht geprüft. Grundsätzlich sei es aber für die Stadt Bünde vorteilhaft, wenn ein Privatinvestor baut, anstatt selbst wieder zu bauen. "Daraus entstehen dann wieder Folgekosten", argumentiert der Fraktionsvorsitzende der Freien Demokratischen Partei. Insgesamt würde ein eigenes Gebäude "erheblich zu Buche schlagen". Und der Grundsatz der FDP sei generell: "Privat geht vor Staat." Kritik gab es für das Vorgehen der Stadt: "Ich wundere mich, dass es offenbar schon Gespräche mit der Stadt hab, dass die Planung aber noch nicht im Planungsausschuss vorlag." Die UWG-Fraktion sieht die Planungen für ein Hotel als "überlegenswerte Alternative" an. "Wir werden das Projekt mit in unsere Planungen aufnehmen", sagt der Fraktionsvorsitzende Armin Kuschel. Positiv sieht der UWG-Politiker neben der Aufwertung des Geländes - im Erfolgsfall - auch Steuereinnahmen. "Zudem werden die Hotelgäste bestimmt auch ein Bier in Bünde trinken", sagt Kuschel. Das neue Hotel könnte zudem ein Signal an weitere Investoren sein. "Es zeigt, dass Bünde für Investoren interessant ist." Politische Unterstützung für das Vorhaben wichtig. Das Grundstück gehört der Stadt Bünde. Über einen möglichen Verkauf und eine Genehmigung für den Hotelbau muss der Stadtrat entscheiden

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