Kunst

„Kleine Sensation": Böckstiegel-Gemälde hinter einem Schrank entdeckt

Im Nachlass einer Familie ist ein echter Böckstiegel entdeckt worden. Das Bild stand lange hinter einem Schrank. Bei Kennern löst der Fund Begeisterung aus. Auch, weil das Bild völlig unbekannt war.

Galerist Andreas Gattinger, Inhaber der Münsteraner Galerie Ostendorff, präsentiert das neu entdeckte Gemälde von Peter August Böckstiegel. | © Galerie Ostendorff, Münster

27.07.2019 | 28.07.2019, 08:37

Werther (aha/HK). Die Geschichte ist fast filmreif: Da erbt eine Familie bei Frankfurt ein Ölbild. Weil sie die Signatur des Künstlers nicht kennt, ihr auch der Wert des Bildes völlig unbekannt ist und es zudem nicht ihren Geschmack trifft, verstaut sie es hinter einem Schrank. Dort bleibt es mehrere Jahrzehnte, bis ein Todesfall in der Familie dazu führt, dass das Inventar der Wohnung gesichtet wird. Das Gemälde taucht wieder auf und wird als echter Böckstiegel identifiziert.

„Eine kleine Sensation", nennt Andreas Gattinger von der Galerie Ostendorff aus Münster, die das Bild inzwischen erworben hat, den Fund. Denn es handele es sich um eine echte Neuentdeckung.

Das Stillleben hat Böckstiegel 1927 gemalt

1927 hat Peter August Böckstiegel das "Stillleben mit Rosen, Teekanne und Äpfeln" in Arrode gemalt. Zu entnehmen der Signatur am oberen linken Bildrand. Ein üppiges Nebeneinander von Blumensträußen, Vasen und Äpfeln.

Besonders sticht die außergewöhnliche Teekanne mit ihrer exotischer Bemalung heraus. Anders als andere Requisiten sei sie leider nicht erhalten, bedauert David Riedel, Leiter des Böckstiegel-Museums. Auch er ist von dem Fund begeistert. „Es ist schön zu sehen, dass immer wieder Werke von Böckstiegel auftauchen", sagt er. Besonders schön sei dieser Fund, da das Bild völlig unbekannt war. „Viele Bilder Böckstiegels gelten zwar als verschollen, man kennt sie aber zumindest als Schwarzweiß-Foto. Dieses nicht."

Besonderer Stellenwert im Werk des Künstlers

Die Blumenstillleben Böckstiegels, berichtet der Fachmann, nähmen einen besonderen Stellenwert im Werk des Malers ein. Denn in den Jahren vor der Wirtschaftskrise, aber auch in den 1930er Jahren hätten sie sich bei den Sammlern großer Beliebtheit erfreut. „Das war wichtig, weil sie sich gut verkaufen ließen. Sie sicherten Böckstiegel also mehr als einmal sein wirtschaftliches Auskommen."

Eine fachgerechte Reinigung hat inzwischen die ursprüngliche, expressive Farbgewalt des Gemäldes wieder zum Leuchten gebracht. Glücklich präsentiert Andreas Gattinger, Inhaber der Galerie Ostendorff in Münster, das restaurierte Werk in seiner Galerie.

Kein Etat für den Ankauf

Keine Frage, dass David Riedel es gern für das Böckstiegel-Museum erwerben würde. Zumal die Stiftung selbst nur ganz wenige Blumenstillleben ihr Eigen nennt. „Aber das ist absolut utopisch", betont er. Ein Etat für den Ankauf von Arbeiten Böckstiegels stehe der Stiftung nicht zur Verfügung.

INFORMATION


Funde gibt es regelmäßig


Dass jetzt mit dem Rosen-Stillleben ein Werk Böckstiegels aufgetaucht ist, ist nach Aussage David Riedels nicht ungewöhnlich. „Das kommt immer wieder vor. Wenn die Bilder auch selten diese Qualität haben." Auch die Stiftung bekäme immer mal wieder Arbeiten Böckstiegels angeboten. Fälschungen, so der Fachmann, seien übrigens selten darunter. Seit Veröffentlichung des letzten Werkverzeichnisses, berichtet Riedel, seien rund 100 unbekannte oder als verschollen geltende Werke aufgetaucht. Über alle führt er Buch, plant zudem, ein neues Verzeichnis herauszugeben.