
Verl. Die absolute Mehrheit verteidigt und zum dritten Mal in Folge alle Wahlkreise direkt gewonnen: Mit einem Stimmenanteil von 56,30 Prozentpunkten hat die CDU die Stadtratswahl in Verl am Sonntag klar gewonnen. Als Wahlsieger sieht sich auch die FWG, die ihr Ergebnis von 2020 um mehr als 4 Prozentpunkte steigern konnte und am Ende 11,54 Prozent der Wählerstimmen einsammeln konnte.
Der Lohn ist der vierte Sitz im neuen Stadtrat. Gleichwohl bleiben die Freien Wähler hinter SPD und Grünen nur die vierte Kraft im Stadtrat.
Strahlende Gesichter zeigten in der Wahllobby im Rathaus die Vertreter der SPD. Mit 13,41 Prozent fuhren die Sozialdemokraten zwar ihr schlechtestes Ergebnis in den vergangenen 50 Jahren ein und verloren auf den bisherigen Tiefststand von 14,27 Prozent bei der Wahl vor fünf Jahren 0,86 Prozentpunkte. Aber dank der nur leichten Verluste ist die SPD künftig wieder mit fünf Männern und Frauen im Rat vertreten und erhält jenen Sitz zurück, der ihr 2020 nach dem Streit mit Peter Heethey und dessen Fraktionsaustritt abhanden gekommen war.
CDU bejubelt jedes Direktmandat lautstark
Mehr noch: Als Bürgermeister Robin Rieksneuwöhner gegen 21 Uhr das Endergebnis verkünden konnte, war die SPD wieder zur stärksten Oppositionsfraktion aufgestiegen und hatten die Grünen um 0,15 Prozentpunkte auf Platz 3 verwiesen.
Während die CDU jedes Direktmandat lautstark bejubelte, vor allem die der beiden Neulinge Patrick Flatt (Wahlbezirk 6) und Christian Rehpöhler (Wahlbezirk 18), war vom anderen Wahlgewinner nichts zu sehen und nichts zu hören. Die FWG ließ sich in der Wahllobby nicht blicken und feierte stattdessen im kleinen Rahmen in ihrem Fraktionszimmer.
Nachdem die bislang dreiköpfige FWG-Fraktion nun um ein viertes Mitglied anwachsen wird, steht fest, dass auch ihr politisches Zugpferd Ex-Bürgermeister Paul Hermreck erneut in den Stadtrat einzieht. Der kündigte am Wahlabend am Telefon an, „weiterhin konstruktive Politik machen zu wollen“, während die anderen Parteien die Gewinne der Freien Wähler ganz anders erklärten: Angesichts des Umstands, dass in Verl die AfD nicht antrat, „müssen die Unzufriedenen ja irgendwo hin“, sagte beispielsweise CDU-Spitzenkandidatin Gabriele Nitsch.
FDP verfehlt ihr Ziel knapp
Die Verler Grünen hingegen sind nur noch wie die SPD mit fünf Sitzen im neuen Rat vertreten und nicht mehr zweitstärkste politische Kraft. Das vorher verkündete Ziel war ein anderes, am Ende waren es die Grünen dennoch zufrieden. Das Wahlergebnis von vor fünf Jahren, als die Grünen gegenüber 2014 fast 5 Punkte hinzu gewonnen und am Ende ein Stimmanteil von 15,50 Prozent erreicht hatten, war der Welle geschuldet, auf der die Partei damals bundesweit schwamm.
Trotz ihrer Gewinne ihr Ziel knapp verfehlt hat die FDP. Die Freien Demokraten steigerten sich gegenüber der Wahl von 2020 um 1,78 Prozentpunkte und landeten am Ende bei 5,49 Prozent der Stimmen. Die neue Fraktion wird allerdings weiterhin nur über zwei Sitze verfügen.
KOMMENTAR DER REDAKTION
Roland Thöring
Der eigentliche Wahlsieger ist der Wähler
Business as usual in Verl. Die CDU freut sich über die absolute Mehrheit und gewinnt alle Direktmandate, die vier Oppositionsparteien und -vereine teilen sich mehr oder weniger gleichmäßig den Rest: Die Wahl zum neuen Stadtrat war so wenig überraschend wie der Wahlkampf 2025 spannend. Selbst CDU-Fraktionschefin Gabriele Nitsch bedauerte trotz Siegerlaune, dass im Wahlkampf die großen Themen fehlten und den Kandidaten kaum eine Abgrenzung zu den Mitbewerbern möglich war.
Weil in Verl diesmal auch kein neuer Bürgermeister gewählt wurde, fehlte die Spannung am Wahlabend komplett. Robin Rieksneuwöhner war bekanntlich bereits im Januar 2024 zum Nachfolger von Michael Esken gewählt worden.
Der eigentliche Sieger dieser Kommunalwahl ist deshalb der Wähler: Die Wahlbeteiligung lag am Ende bei 56,09 Prozent und damit nur um 1,3 Punkte unter der von vor fünf Jahren. Angesichts der Umstände ist das ein großer Erfolg.