
Rietberg. Andreas Sunder bleibt Bürgermeister von Rietberg. Mit einem deutlichen Vorsprung vor seinem Konkurrenten Marco Talarico (CDU) wurde der parteilos angetretene, aber von UWG, SPD und Grüne unterstützte Bürgermeiste wiedergewählt.
Schon als Beigeordneter Florian Kapp, der in dem zur Wahllobby umfunktionierten Ratssaal im Alten Progymnasium den Wahlabend moderierte, um 19.33 Uhr das Ergebnis (80:20) des ersten Wahlbezirks aus Bokel unter Jubelrufen von Sunders Anhängern verkündete, war klar, dass es Talarico nicht schaffen würde. Am Ende gab es 77,84 Prozent für Sunder und 22,16 Prozent für Talarico.
Der Amtsinhaber reagierte überwältigt. „Mit diesem Ergebnis habe ich in dieser Deutlichkeit nicht gerechnet.“ Er verstehe diesen Sieg als Bestätigung seiner Arbeit. Er dankte seiner Frau Kerstin und seinen Kindern sowie seinem „starken Wahlkampfteam“ für die Unterstützung. Gerade diese jungen Leute hätten ihn sehr stark unterstützt und seien offenbar in der Lage gewesen, auch jüngere Wähler zu erreichen.
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Sunder verließ UWG nach 20 Jahren
Es sei ein „intensiver“ Wahlkampf gegen einen starken, profilierten Gegenkandidaten gewesen. Es sei ein Vorteil gewesen, die Wahl als parteiloser Kandidat anzutreten, so Sunder. Anfang dieses Jahres hatte er die UWG nach 20 Jahren Mitgliedschaft verlassen.
Auffällig ist, dass alle drei Parteien, die Andreas Sunder unterstützt haben, sämtlichst Federn lassen mussten. SPD und Grüne sind mit nur noch je drei Sitzen im nächsten Rat vertreten.
Die UWG ist mit zwölf Sitzen die zweitstärkste Fraktion geblieben, was den Fraktionsvorsitzenden Josef Beermann sehr erfreute trotz leichter Verluste. Zudem konnten zwei Direktmandate geholt werden. Alle anderen gingen an die CDU. „Insbesondere dass unserer jungen Kandidaten so gut abgeschnitten haben, ist ein gutes Zeichen.“
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CDU wird deutlich stärkste Fraktion
Zeitweise schien es nicht aussichtslos, dass die CDU sogar die absolute Mehrheit erringt. Am Ende wurde sie mit 45,95 Prozent der Stimmen und 20 Sitzen die deutlich stärkste Fraktion und konnte sogar gegenüber der Wahl von 2020 leicht zulegen. „Das ist ein Ergebnis unserer guten Arbeit im Rat, die wurde vom Wähler honoriert“, so Marco Talarico. Davon konnte ihr Spitzenkandidat allerdings nicht profitieren. Mit 22,16 Prozent blieb das Ergebnis auch deutlich unter den eigenen Erwartungen.
„Einen Amtsinhaber aus seinem Amt zu wählen, ist statistisch wenig wahrscheinlich. Aber ein paar Prozentpunkte mehr hätten es sein dürfen.“ Umso mehr freut sich über das gute Ergebnis in seinem Wahlbezirk mit 46,50 Prozent der Stimmen.
Ralph Böwingloh, Fraktionsvorsitzender der FDP, musste lange um den Fraktionsstatus bangen. Am Ende reichte es noch für zwei Sitze. „Das ist gegen den Bundestrend und nur unserer eigenen Kraft in Rietberg zu verdanken.“
Mit zwei Sitzen ist ebenfalls die erstmals angetretene Linke vertreten. Die Partei war in der Lage, jeden Wahlbezirk zu besetzen. Das ist der AfD zwar nicht gelungen. Aber obwohl sie nur in sechs Wahlbezirken vertreten war, konnte sie 2,77 Prozent der Stimmen erhalten. Damit ist sie mit einem Sitz im Rat vertreten.
KOMMENTAR DER REDAKTION
Matthias Gans
Kein Wechselwille erkennbar gewesen
Seit 2012 ist Andreas Sunder Bürgermeister von Rietberg. Und er wird es weitere fünf Jahre sein. Von einem Wechsel im Amt wollten die Wähler nichts wissen. Das spricht, gerade auch in der erstaunlichen Höhe des Sieges, für die Beliebtheit des Bürgermeisters.
Und doch wirft dieser Sieg auch Fragen auf. Denn die drei Parteien, die den Amtsinhaber unterstützt haben, mussten Federn lassen. Offenbar brachten die Wähler die Arbeit des Bürgermeisters nicht in einen Zusammenhang mit der der UWG, SPD und Grüne.
Für Sunder wird die Arbeit nicht einfacher. Marco Talarico hat zwar die Wahl als Bürgermeisterkandidat krachend verloren, was für einen Fraktionsführer eine schmerzhafte Erfahrung ist. Gleichzeitig führt er nun eine CDU an, die gestärkt aus dem Wahlkampf hervorgetreten ist. Kein Grund also für Marco Talarico, den Kopf einzuziehen.
In einigen Ergebnissen spiegelt sich auch die Bundespolitik im Rietberger Wahlergebnis. Dass die FDP ihren Fraktionsstatus halten konnte, darüber kann sich Fraktionsvorsitzender Ralph Böwingloh zu Recht freuen. Dass die Linke einen guten Einstand hatte, ist ebenfalls kreisweit zu beobachten.
Und dann ist da auch noch die AfD. Wäre sie in allen Wahlbezirken angetreten, wäre sie wohl stärker als Grüne und SPD geworden. Eine Entwicklung, die allen Demokraten zu denken geben muss.