Leiche in Kühltruhe im Kreis Gütersloh: Heute fällt das Urteil

Verl/Bielefeld. Die Beweisaufnahme ist geschlossen. Jetzt gibt es am Freitag nur noch die Schlussplädoyers und das Urteil. Im Prozess um eine zerstückelte Leiche in einer Tiefkühltruhe ist es am dritten Verhandlungstag in erster Linie um das psychiatrische Gutachten des Angeklagten Jerzy D. (41) gegangen, dem Totschlag vorgeworfen wird. Er soll den 61-jährigen Ralf L. in seiner Wohnung in Verl erschlagen, zerteilt und tiefgefroren haben. Mehr als drei Stunden lang hat der Sachverständige Brian Blackwell über Persönliches und die psychische Verfassung des Beschuldigten zum Tatzeitpunkt gesprochen. Herausgekommen ist allerdings nichts Genaues. Und das hat seinen Grund. &bdquo;Es war nicht leicht, dieses Gutachten zu erstellen“, räumt Blackwell ein. Und auch eine Diagnostik sei in diesem Fall schwierig. &bdquo;Weil das Tatgeschehen lange zurückliegt und weil ich mich nur auf die Aussagen des Tatverdächtigen stützen kann.“ Antrag zum Neueinstieg der Beweisaufnahme abgelehnt Niemand weiß genau, in welchem Zustand sich Jerzy D. im November 2023 während der Tatausführung befunden hat. War er so stark betrunken, so wie er es in einem Brief geschildert hat, und nicht mehr &bdquo;Herr seiner Sinne“? Hat er zusätzlich unter Drogeneinfluss gestanden? Mehr dazu: Leiche in Kühltruhe im Kreis Gütersloh: Überraschendes Papier sorgt für Verwirrung Was zwischen dem körperlichen Streit und letztendlich der Tötung durch einen Schlag mit einem Fahrradakku auf den Kopf des Opfers passiert ist, kann ebenfalls niemand sagen. Überprüfen oder kontrollieren könne man das alles nicht mehr, erklärt Strafverteidiger Martin Rother. Aus Sicht des Anwalts ist in diesem Verfahren eh &bdquo;der Wurm drin.“ Zuerst erfährt er von der schriftlichen Einlassung seines Mandanten an den Psychiater zwei Tage vor Prozessbeginn (&bdquo;Mir hat er die Tat etwas anders geschildert“), dann hat der Dolmetscher falsch übersetzt, sodass dieser vom Gericht gefeuert wurde; und jetzt gibt es noch viele ungeklärte Details zum Gutachten. Seinen Antrag zum Neueinstieg in die Beweisaufnahme hat das Gericht kurzerhand abgelehnt. Rother: &bdquo;Ich weiß nicht, was der alte Dolmetscher alles falsch übersetzt hat. Jedenfalls ist das ein gutes Argument für eine eventuelle Revision.“ Das größte Problem ist der Alkoholkonsum des Angeklagten Blackwell bescheinigt Jerzy D. zwei Persönlichkeitsstörungen. Er habe wenig Einfühlungsvermögen und sein größtes Problem sei sein Alkoholkonsum. &bdquo;Neurologisch gibt es keine Auffälligkeiten. Allerdings hat er depressive Phasen. Kompliziert wird es bei ihm, mit Impulsen umzugehen.“ Eingeschränkt soll er am Tattag steuerungsunfähig gewesen sein. Der in Krakau geborene Jerzy D. will plötzlich den Ausführungen des Psychiaters nicht mehr zuhören: &bdquo;Der verdreht viele Dinge aus meinem Leben.“ &bdquo;In der Schule in Polen habe ich oft Probleme gehabt“, gibt der Beschuldigte auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Christoph Meiring zu. Er sei 2015 nach Deutschland gekommen, habe bei zwei Firmen in Verl gearbeitet und sich dann selbstständig gemacht. &bdquo;Weil ich zu wenig Geld verdient habe, nur so zwischen 1.050 und 1.400 Euro. Und weil meine schwere Arbeit in der Logistik nicht geachtet worden ist.“ Mehr zur Tat: Polizei entdeckt Leichenteile in Tiefkühltruhe im Kreis Gütersloh In Verl habe er eine Liebesbeziehung gehabt, die zwei Jahre angedauert habe. Dann habe er sich getrennt: &bdquo;Die führte sich mir gegenüber immer als Chefin auf. Das konnte ich nicht mehr ertragen.“ Angeklagter bedauert die Tat Wegen Depressionen sei er zweimal in psychiatrischer Behandlung gewesen. Einmal habe er sogar Suizidgedanken gehegt. &bdquo;In den vergangenen Jahren habe ich oft getrunken, meist Bier und Wodka, dazu Drogen genommen.“ In einer Erklärung, die sein Verteidiger vorgelesen hat, bedauert Jerzy D. seine Tat. Mehr Angaben wolle er nicht mehr machen. Lesen Sie auch: Leiche in Kühltruhe im Kreis Gütersloh: &bdquo;Täter wusste genau, wie man so etwas macht“ Totschlag oder Mord? Nach einem rechtlichen Hinweis der Strafkammer könnte es sich nach der schriftlichen Einlassung auch um eine Verdeckungstat handeln. Somit wäre ein Mordmerkmal gegeben. Das Urteil wird am Freitag, 4. April, nach den Plädoyers um 13 Uhr fallen.

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