Leiche in Kühltruhe im Kreis Gütersloh: „Täter wusste genau, wie man so etwas macht“

Verl. Arme, Beine und Kopf vom Torso getrennt, alle menschlichen Teile in Folien verpackt und in einer Tiefkühltruhe verstaut. &bdquo;Derjenige, der das getan hat, wusste genau, wie man so etwas macht“, glaubt Strafverteidiger Martin Rother aus Gütersloh. Was die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Bielefeld ab Donnerstag, 20. März, zu verhandeln hat, ist wahrhaftig nichts für schwache Nerven. Es geht um ein grausames Tötungsdelikt, das in den November-Tagen 2023 in Verl geschehen sein muss und das erst Monate später durch den zufälligen Fund von Leichenteilen ans Licht gekommen ist. Dringend tatverdächtig ist der 40-jährige Wohnungsinhaber Jerzy D., bei dem die Polizei den toten Körper entdeckt hat. Er sitzt in Untersuchungshaft und schweigt. Rother wird ihn vor den Richtern rechtlich vertreten. &bdquo;Das wird für mich nicht einfach, eine Verteidigungsstrategie aufzubauen, denn auch mir gegenüber hat er sich dazu kaum geäußert“, erklärt der erfahrene Strafverteidiger. Außerdem warte er noch auf ein Gutachten, das die Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben habe. Leichenteile mussten zwei Tage lang aufgetaut werden &bdquo;Darin geht es um die Glaubwürdigkeit, und natürlich um die forensisch-psychiatrische Begutachtung der Schuldfähigkeit meines tatverdächtigen Mandanten.“ Die Identität des Opfers sei zweifelsfrei geklärt. Das habe die Obduktion ergeben. Martin Rother: &bdquo;Zwei Tage lang mussten die Leichenteile aufgetaut werden, um sie dann wie ein Puzzle zusammenzufügen und Klarheit zu haben.“ Bei dem Opfer handelt es sich um den damals arbeitslosen 61-jährigen Ralf L. aus Verl, der seit November 2023 vermisst worden ist. Er soll der sogenannten Trinkerszene, die sich regelmäßig am Bahnhof in Verl getroffen hat, angehört haben. Die Gerichtsmediziner in Münster haben als Todesursache ein Schädelhirntrauma durch stumpfe Gewalt gegen den Kopf ausgemacht. Lesen Sie auch: Leichenteile in Kühltruhe im Kreis Gütersloh: Kurioses Detail vor Prozessbeginn In den vielen, schwierigen Gesprächen mit Jerzy D., so der Rechtsanwalt, habe sich bei ihm eine gewisse Unsicherheit entwickelt. &bdquo;Vielleicht gibt es da noch eine weitere Person?“ Der Beschuldigte sei meist in sich gekehrt. &bdquo;Ein Einzelgänger, der nicht kontaktfreudig ist.“ In seinem sozialen Umfeld habe es nur drei bis vier Ansprechpartner für ihn gegeben. Laut Anwalt könne man Jerzy D. nicht zur Trinkerszene zählen Einen großen Freundeskreis kann Rother nicht feststellen, obwohl der Mann seit zehn Jahren in Verl gewohnt hat. &bdquo;Doch gerade die wenigen Bezugspersonen stehen ihm zurzeit bei. Sie kümmern sich um seine Wohnung und schicken ihm auch etwas Geld, damit er sich in der Justizvollzugsanstalt etwas kaufen kann“, berichtet Rother. D. habe zuvor bei verschiedenen heimischen Unternehmen gearbeitet. &bdquo;Zuletzt hat er Bürgergeld erhalten. Das bekommt er allerdings nicht mehr, weil er in Haft ist.“ Vorstrafen habe er nicht. Nach der Einschätzung des Anwaltes könne man ihn auch nicht zur Trinkerszene zählen. &bdquo;Der hat nicht jeden Tag Alkohol konsumiert“, sagt Martin Rother. Was ist an einem der Tage im November vor rund zwei Jahren mit Ralf L. passiert? Die Mordkommission &bdquo;Humboldt“ (benannt nach der Straße in Verl, wo die Leiche gefunden wurde) geht davon aus, dass L. sich damals in der Wohnung von Jerzy D. aufgehalten hat und dass es nach reichlichem Alkoholkonsum zu einem handfesten Streit gekommen ist. Was bringt einen Täter dazu, sein Opfer zu zerstückeln? Der 40-Jährige soll auf den Kopf seines Kontrahenten mehrmals eingeschlagen und getreten haben, bis der Tod eingetreten ist. Wie und mit welchem Werkzeug der Tatverdächtige die Leiche in seiner Wohnung zerschnitten hat, bleibt vorerst ungeklärt. Die Fahnder sollen keine Hinweise auf etwaige Tatbeteiligte haben. Ein Motiv fehlt völlig. Was bringt einen Täter dazu, sein Opfer zu zerstückeln? &bdquo;Häufig stehen die Taten im Zusammenhang mit Alkohol- oder Drogenkonsum, da dann die Hemmschwelle niedriger ist. Psychotische Störungen liegen nur in Ausnahmefällen vor“, meint die Psychologin Sibylle Dörflinger, eine Expertin auf diesem Gebiet. Lesen Sie auch: Leichenteile in Kühltruhe im Kreis Gütersloh: Das sagt der Verteidiger des Angeklagten &bdquo;Täter und Opfer kennen sich in der Regel. In zwei Dritteln der Fälle wird der Tote aus praktischen Gründen zerlegt: Weil die Leiche zu schwer oder zu sperrig ist, weil Spuren verwischt oder eine Identifizierung erschwert werden soll.“ Ein Indiz dafür sei, wenn die Leiche ausschließlich zerlegt wurde, aber keine weiteren Zerstörungen oder Verstümmelungen vorliegen. Oft spielten aber auch Wut und Hass auf das Opfer dabei eine Rolle. Lässt sich der Angeklagte noch zur Sache ein? Vier Monate nach seiner Festnahme hat der Angeklagte noch kein Geständnis abgelegt. Jerzy D. wird Totschlag vorgeworfen. Martin Rother hofft nun, dass wenigstens das Gutachten mehr Licht in das Dunkel dieses Falls bringen wird. Bis zum Prozessauftakt am Donnerstag könne er sich jedoch vorstellen, dass sein Mandant sich endlich einlassen werde.

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