Leiche in Kühltruhe im Kreis Gütersloh: Überraschendes Papier sorgt für Verwirrung

Bielefeld/Verl. Weil er einen 61 Jahre alten Mann brutal erschlagen und zerstückelt haben soll, muss sich ein 40-Jähriger aus Verl seit Donnerstag vor dem Landgericht Bielefeld verantworten – wegen Totschlags, doch jetzt steht auch Mord im Raum. Denn ein Brief des Angeklagten an den Gutachter sorgt für Verwirrung beim Prozessauftakt. Darin schildert er zum ersten Mal das bestialische Tatgeschehen. Die Aussagen des Angeklagten werfen allerdings Fragen auf. Strafverteidiger Martin Rother aus Gütersloh wartet seit Wochen sehnsüchtig auf ein Gutachten über seinen Mandanten. Auch am Donnerstag liegt es immer noch nicht auf dem Tisch. Der psychiatrische Sachverständige Brian Blackwell aus Hagen erklärt die Verzögerung mit Terminnot aufgrund anderer Verfahren. Dem Gericht hat er allerdings schon ein Schriftstück des Beschuldigten in polnischer Sprache vorgelegt samt deutscher Übersetzung, die verlesen worden ist. Mit der Überschrift &bdquo;Beschwörung des Geistes von Hitler“ äußert sich Jerzy D. darin auch zum Tathergang. Er sei auf dem Weg nach Hause und stark betrunken gewesen, als er zufällig Ralf L. am Bahnhof in Verl begegnet sei. Er habe ihn zu sich eingeladen. Angeklagter: &bdquo;Habe ihn mit einer Fahrradbatterie totgeschlagen“ In seiner Wohnung habe er nach einem Toilettengang L. plötzlich geschubst. Er habe seinen Gast als Gangster wahrgenommen. &bdquo;Als ich ihn auf dem Boden geschlagen habe, hat er noch gelebt. Da bin ich mir über die Konsequenzen klar geworden und habe ihn mit einer Fahrradbatterie totgeschlagen.“ Drei Tage lang habe er mit der Leiche auf seinem Fußboden und dem vielen Blut gelebt. Dann will er den Leichnam gewaschen, mit einem Styropormesser zerteilt und in seiner Tiefkühltruhe verstaut haben. Die Kleidung habe er verbrannt. Für das Schwurgericht Grund genug, um vorab einen rechtlichen Hinweis zu geben. Der Vorsitzende Richter Christoph Meiring erklärt, dass nun auch ein Mordmerkmal (Verdeckungsabsicht) gegeben sei. Für Anwalt Rother kamen dieser Hinweis und diese Entwicklung des Falls etwas unerwartet: &bdquo;Ich weiß von diesem Papier erst seit zwei Tagen. Mir gegenüber hat er sich etwas anders zur Tat geäußert. Da war die Rede von einem Blackout und dass er sich kaum noch erinnern kann.“ Er hat angekündigt, dass sich sein Mandant vorerst nicht zur Anklage äußern werde. Lesen Sie auch: Leiche in Kühltruhe im Kreis Gütersloh: &bdquo;Täter wusste genau, wie man so etwas macht“ Angeklagter will nicht im Gefängnis bleiben Weil das Gutachten des Sachverständigen bisher nicht vorliegt, ist der Psychiater als Zeuge vernommen worden. Dieser hat von seinen Gesprächen mit Jerzy D. und dessen zum Teil wirren Ausführungen seines bisherigen Lebens berichtet. Demnach beklagt der Angeklagte fehlende Hilfen, erzählt von einem Suizidversuch in der LWL-Klinik, Albträumen und finanziellen Problemen. Die Welt sei ungerecht. Er sei von den Menschen enttäuscht und habe zwei Persönlichkeiten. Der Angeklagte habe vor der Tat das Gefühl gehabt, so Brian Blackwell, dass etwas Schlimmes in der Luft liegt. Unerträglich sei ihm dann während der Zerstückelung des Körpers das Geräusch von brechenden Knochen gewesen. Der mutmaßliche Täter habe ihm erklärt, dass er früher ein positiv denkender Mensch gewesen sei. Seitdem er im Gefängnis sitze, fühlte er sich erleichtert. Bleiben wolle er dort aber nicht. Im Oktober hat die Polizei in der Wohnung von Jerzy D. an der Humboldtstraße in Verl 14 tiefgefrorene Leichenteile gefunden. Die spätere Obduktion hat ein Schädelhirntrauma durch stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Kopf als Todesursache ergeben. Prozess wird am 26. März fortgesetzt Dem Leichenfund ist ein Streit unter Männern aus der Trinkerszene an einem Bahnhofsgebäude vorausgegangen. Ein Zeuge hatte gehört, dass es bei dem Wortwechsel um ein Tötungsdelikt ging, und umgehend die Polizei gerufen. Kurze Zeit später hatte der Angeklagte emotionslos eingestanden, dass die Beamten in seiner Wohnung eine Leiche finden würden. Dabei handelte es sich um den zu diesem Zeitpunkt bereits seit einem Jahr vermissten 61-Jährigen aus der Verler Trinkerszene. In der vermüllten und dreckigen Wohnung entdeckte die Kripo dann wie angekündigt die Leichenteile in einer Gefriertruhe. &bdquo;Als ich sie geöffnet habe, sah ich zuerst den Kopf. Ich wusste dann sofort, dass dort ein Mensch eingefroren liegt“, sagt ein damals ermittelnder Polizist aus. &bdquo;Wir haben den Tatverdächtigen zur Polizeiwache nach Gütersloh verbracht, wo ihm eine Blutprobe entnommen worden ist.“ Das Ergebnis: Jerzy D. hatte einen Promillegehalt von 1,02, außerdem stand er unter Drogeneinfluss; er hatte Amphetamine zu sich genommen. Der Prozess wird am Mittwoch, 26. März, fortgesetzt.

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