Millionen-Bau im Kreis Gütersloh: Warum passiert seit zwei Jahren nichts?

Verl. Im März 2022, vor zweieinhalb Jahren, hat der Rat für das Projekt grünes Licht gegeben; im Mai vergangenen Jahres stimmte das Gremium auch dem Verkauf des dafür erforderlichen städtischen Grundstücks an der Thaddäusstraße zu. Doch der ist immer noch nicht vollzogen, weil völlig ungewiss ist, wann das vom Bielefelder Architekturbüro AVU (Andreas von Unruh) geplante &bdquo;Micro-Quartier“ mit 19 Wohneinheiten gebaut wird. Immerhin: Nachdem Anfang des Jahres der eigentliche Investor aus Bielefeld abgesprungen war, hat von Unruh inzwischen einen Nachfolger gefunden. Demnächst soll es wieder Verhandlungen mit der Stadt Verl geben, denn die macht jetzt mit einer Frist Druck. Im Kern geht es dem Investor um die Wirtschaftlichkeit des Projekts, das die Stadt nur unter bestimmten Vorgaben genehmigen will. Diese sehen zum einen vor, dass zu einem Anteil von 20 Prozent Sozialwohnungen vorgesehen werden müssen. Im Falle des &bdquo;Micro-Quartiers“ plant von Unruh fünf der 19 Wohneinheiten öffentlich gefördert. 19 Wohnungen in unterschiedlicher Größe sollen entstehen Zum anderen fordert die Stadt, dass die vorhandenen Bäume auf dem Grundstück eingemessen und die Größe und Lage der Baugrube im Vorfeld genau definiert werden muss. Das Grundstück für das &bdquo;Micro-Quartier“ ist heute eine Art Kiefernwäldchen. Über Vertragsstrafen will die Stadt verhindern, dass später mehr Bäume gefällt werden, als in der Ausschreibung festgelegt ist. Das soll die bestehende Nachbarschaft schützen. &bdquo;Wir müssen aber auch auf die Einhaltung dieser Kriterien achten, weil an deren Nichtbeachtung die Bewerbungen der beiden anderen potenziellen Investoren gescheitert sind“, sagt Verls Erster Beigeordneter Thorsten Herbst. Unter anderem eben, weil sein Entwurf am Ende als einziger die engen Vorgaben erfüllte, hatte sich von Unruh in der Ausschreibung durchsetzen können. Auf dem 4.600 Quadratmeter großen Grundstück, das die Kommune ursprünglich für den Bau des Sürenheider Feuerwehrgerätehauses vorgesehen hatte, aber dafür nicht mehr benötigt, hat von Unruh einen u-förmigen, kompakten Baukörper mit einem Vollgeschoss sowie einem zurückspringenden Staffelgeschoss geplant. 19 Wohnungen in vier verschiedenen Größen (50, 95, 100 und 110 Quadratmeter) sollen hier entstehen. &bdquo;Energetisch wie wirtschaftlich und soziologisch nachhaltig“, wie von Unruh betont. Vorgaben der Stadt hatten ursprünglichem Investor Probleme bereitet Das Konzept hatte den Rat überzeugt. &bdquo;Die Wohneingangstüren liegen nicht so dicht nebeneinander, dass man über die abgestellten Stiefel des Nachbarn stolpert. Und die Balkone sind auch nicht nur durch eine Schamwand voneinander getrennt“, beschreibt der Architekt seinen Ansatz. In der Immobilie seien zwar &bdquo;alle Wohnungen, über Brücken und Fahrstühle miteinander verbunden, gleichzeitig aber doch deutlich voneinander getrennt“. Das Gebäude soll unterkellert werden. Geplant ist außerdem eine Tiefgarage mit 22 Stellplätzen. Doch die Vorgaben der Stadt bereiteten dem ursprünglichen Investor Probleme. Ihm schwebte ein Bauträgermodell vor: Nach der Fertigstellung plante er, sämtliche Wohnungen sofort zu verkaufen. Die Sozialwohnungen hätte er allerdings für die Dauer von zehn Jahre halten müssen; auch dies ist eine Vorgabe der Stadt. Herbst nennt es eine &bdquo;Spekulationsfrist“, schließlich bietet die Kommune ihr Grundstück zu einem vergünstigten Preis an. &bdquo;Das war bereits Gegenstand der Ausschreibung.“ Projektkosten belaufen sich auf fünf Millionen Euro Von Unruh sagt heute, aktuell sei das wirtschaftlich nicht darstellbar. Denn weil die flächenmäßig größten Wohnungen als Sozialwohnungen errichtet werden sollen, sei nahezu die Hälfte der gesamten Wohnfläche öffentlich gefördert. Die Baukosten für die Tiefgarage, die notwendig ist, um den Baumbestand weitgehend zu erhalten, stünden angesichts dessen in keinem Verhältnis. Nach dem aktuellen Planungsstand beziffert der Architekt die Projektkosten auf etwa 5 Millionen Euro, allein die Tiefgarage wird nach seinen Angaben mit rund 850.000 Euro zu Buche schlagen. &bdquo;Die Tiefgarage ist aus wirtschaftlichen, aber auch aus Baumschutz-Gründen eine Herausforderung“, sagt von Unruh. Der ursprüngliche Investor konnte sich deshalb auch vorstellen, ausschließlich geförderten Wohnungsbau zu errichten. Nach den Erfahrungen mit dem KHW-Projekt an der Straße Zum Sennebach in Kaunitz sind solche Mehrfamilienhäuser jedoch in Verl politisch nicht mehr gewollt. Deshalb hat der Rat eine Quote beschlossen. Lesen Sie auch: Traurige Schicksale: Mehr als 800 Gütersloher haben keine Wohnung Die Stadt drängt nun auf eine Entscheidung. Dem ersten Investor hatte sie mehrere Fristen gesetzt, der neue hat nur noch wenige Monate Zeit. Denn die Baumfällarbeiten müssen in der Zeit von Oktober bis Februar stattfinden, &bdquo;sonst verlieren wir ein weiteres Jahr“, sagt Herbst. &bdquo;Ansonsten werden wir dem Rat vorschlagen, das Verfahren aufzuheben und neu aufzusetzen.“

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