Flüchtlingsberatung in Verl zieht um – das steckt dahinter

Verl. Die Stadt Verl stellt ihre Flüchtlingsberatung neu auf. Der Treffpunkt &bdquo;Grenzenlos“ im Haus Wilhelmstraße 23 wird am Jahresende geschlossen. Die Kommune hat langfristig die Räumlichkeiten in der ersten Etage über der Bibliothek an der Hauptstraße 15 angemietet und will hier sämtliche mit der Beratung von Flüchtlingen betrauten Mitarbeiter zusammenziehen. Begründet wird dieser Schritt mit geänderten Anforderungen und einer besseren Beratungsatmosphäre an zentral gelegener Stelle in Verl. Das &bdquo;Grenzenlos“ – ursprünglicher Arbeitstitel &bdquo;Café Grenzenlos“ – war Ende März 2016 als ein Ort für Willkommenskultur in einem von der Stadt angemieteten 150 Quadratmeter großen Ladenlokal entstanden. Die Idee dazu war eine Reaktion auf den großen Flüchtlingszustrom Ende 2015. Der neue Treffpunkt sollte ein gemeinsamer Ort für die in Verl lebenden Asylsuchenden wie auch die ehrenamtlichen Helfer sein und Beratung, Kontakt, Gespräch sowie Spiel und Spaß ermöglichen. Aus diesem Grund entfiel auch das Wort &bdquo;Café“ im Namen, denn das &bdquo;Grenzenlos“ sollte mehr als nur die Gelegenheit für eine gemeinsame Tasse Kaffee bieten. Ansprüche an den Treffpunkt haben sich zuletzt verändert Als Begegnungsstätte waren die damals als großzügig bewerteten Räumlichkeiten unter anderem deshalb für die Stadt gut nutzbar, weil sie aufgrund ihrer Gaststätten-Vergangenheit über vernünftige sanitäre Anlagen verfügen. Die Ansprüche an den Treffpunkt haben sich in den vergangenen Jahren jedoch verändert, die Strukturen für Hilfen ebenfalls. Die ursprünglich hier angebotenen Deutschkurse finden mittlerweile in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule in deren Räumen statt, gesonderte Alphabetisierungskurse für Frauen gibt es nicht mehr. Geblieben ist die Mutter-Kind-Gruppe, die sowohl ein Betreuungsangebot ist, als auch Unterstützung auf dem Weg in die reguläre Kindertagesstätte bieten will. Dafür seien die Räumlichkeiten an der Wilhelmstraße geeignet, nicht jedoch so sehr für Beratungsgespräche in einer geschützten Atmosphäre, sagt Jugendamtsleiter Patrick Bullermann, derzeit zugleich kommissarischer Leiter des zuständigen Sozialamtes der Stadt. Genau diese geschützte Atmosphäre sollen die neuen Räume über der Bibliothek an der Hauptstraße bieten. Ab Mai stößt eine weitere Flüchtlingsberaterin zum Team Die hatte bis vor einiger Zeit die Firma Clini.Com GmbH genutzt, ein Marketing-Unternehmen im Gesundheitsbereich. Aktuell stehen die Büros samt Großraum und Empfangsbereich leer. Bis zum Jahresende soll die Etage nach den Bedürfnissen der Stadt umgestaltet werden. Mit dem Umzug werden die drei heute hauptamtlich mit der Flüchtlingsberatung betrauten Mitarbeiter an einem Standort zusammenfinden. Der städtische Flüchtlingsberater Mustafa Haroglu und Lamia Asilem von der AWO arbeiten aktuell im &bdquo;Grenzenlos“, Alina Ostapenko vom städtischen Sozialamt in der Rathaus-Außenstelle Paderborner Straße 2. Ab dem 1. Mai wird zudem eine weitere Flüchtlingsberaterin zum Team stoßen, finanziert über das Förderprogramm Kommunales Integrationsmanagement (KIM) des Landes NRW. Auch diese Mitarbeiterin wird bei der AWO beschäftigt sein. Mit der zusätzlichen Kraft wird es mit den Arbeitsplätzen im &bdquo;Grenzenlos“ an der Wilhelmstraße allerdings eng. 778 Flüchtlinge leben aktuell in Verl Seit 2016, als die Strukturen angesichts der zahlreichen plötzlich zu betreuenden Flüchtlinge sehr kurzfristig aufgebaut werden mussten, hat sich der Bedarf verändert, sagen die Beigeordnete Katrin Vilmar und Patrick Bullermann. &bdquo;Die Menschen, die heute hier herkommen, haben nach wie vor viele Fragen. Aber sie werden ganz anders aufgefangen“, so Vilmar. Ostapenko kümmert sich beispielsweise seit dem russischen Überfall vor drei Jahren schwerpunktmäßig um ukrainische Kriegsflüchtlinge. Diese stellen aktuell mit zirka 220 Personen die größte Gruppe der 778 in der Stadt lebenden Flüchtlinge aus rund 30 Nationen (Stand 31. März). Es folgen Asylsuchende aus den beiden Herkunftsländern Syrien und Türkei. 600 Geflüchtete leben in städtischen Unterkünften, die übrigen in privat angemieteten Wohnungen. Im Haus an der Hauptstraße 15 könnte perspektivisch eine Art Beratungszentrum entstehen. Denn die Etage über der Bibliothek bietet mehr als 300 Quadratmeter Platz. So ist es denkbar, dass in absehbarer Zeit auch die Erziehungsberatung, die Schuldnerberatung und der Sozial-psychiatrische Dienst hier unterkommen. Sie alle nutzen heute Büros im Raiffeisen-Gebäude am Verler Marktplatz. Diese Immobilie soll aber bekanntlich für die Umgestaltung des Bahnhofsgeländes abgerissen werden. Im Haus an der Hauptstraße finden dann alle wieder zusammen – vor seinem Einzug ins &bdquo;Grenzenlos“ hatte Flüchtlingsberater Mustafa Haroglu sein erstes Büro im Raiffeisen-Gebäude an der Bahnhofstraße 11a.

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